Terror in Pakistan

132 Schulkinder mussten für Taliban-Rache sterben

Ausland
16.12.2014 15:38
Nach stundenlangen Gefechten haben Sicherheitskräfte die blutige Geiselnahme durch ein Taliban-Kommando an einer Schule in Pakistan beendet. Alle Angreifer seien tot, meldeten offizielle Stellen am Dienstagnachmittag. Das Drama forderte mehr als 140 Todesopfer - fast durchwegs Schüler im Alter von zehn bis 20 Jahren. Die Tat gilt als Rache der Taliban für das verstärkte Vorgehen der pakistanischen Armee gegen die Islamisten.

Ein bewaffnetes Kommando hatte am Vormittag eine Schule für Kinder von Militärangehörigen in der Millionenstadt Peshawar im Nordosten Pakistans gestürmt und rund 500 Schüler und Lehrer als Geiseln genommen. Nach Angaben der Armee brachten sechs Attentäter das Gebäude in ihre Gewalt, Augenzeugen berichteten von heftigem Gewehrfeuer im Inneren der Schule. Mindestens 132 Schüler wurden getötet, mehr als 100 Menschen verletzt.

Die Taliban in den pakistanischen Stammesgebieten bekannten sich zur Geiselnahme. Ein Sprecher betonte gegenüber dem arabischen Sender Al Jazeera, dass die sechs Kämpfer den Befehl gehabt hätten, Soldaten zu erschießen, Kinder aber zu verschonen. "Wir haben Scharfschützen und Selbstmordattentäter in dem Gebäude", so der Sprecher während des Überfalls.

Die wichtigsten Ereignisse im krone.at-Überblick:

  • 14.35 Uhr: Vorläufige schreckliche Bilanz des fast siebenstündigen Terrors: mehr als 130 Tote, fast alle von ihnen Schüler.
  • 14.33 Uhr: "Taliban-Angriff auf Schule beendet - alle Angreifer tot", melden Nachrichtenagenturen.
  • 14.20 Uhr: Die Opferzahl wird weiter nach oben korrigiert: Nun heißt es, es seien bereits mindestens 126 Schüler getötet worden.
  • 14.14 Uhr:Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin und Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai verurteilt das Massaker als "grauenhaft und feig". "Dieser sinnlose und kaltblütige Terrorakt in Peshawar, der sich vor unseren Augen abspielt, bricht mir das Herz", so die 17-Jährige in London. Sie lobt gleichzeitig die Reaktion von Regierung und Armee als vorbildlich. "Ich trauere mit Millionen anderen überall auf der Welt um diese Kinder, meine Brüder und Schwestern - aber wir werden niemals besiegt werden." Die jüngste Nobelpreisträgerin der Geschichte war 2012 selbst Opfer der Taliban geworden, die ihr bei einem Terroranschlag ins Gesicht geschossen hatten.
  • 13.32 Uhr: Laut der Armee wurde ein sechster Terrorist getötet. Außerdem konnten je zwei weitere Schüler und Lehrer gerettet werden.
  • 13.15 Uhr: Premier Sharif beruft für Mittwochmittag ein Treffen aller im Parlament vertretenen Parteien in Peshawar ein.
  • 13.01 Uhr: Ein Provinzpolitiker spricht von mittlerweile mindestens 130 Toten.
  • 12.58 Uhr: Der US-Botschafter in Pakistan, Richard Olson, verurteilt den Angriff und kondoliert den Angehörigen der Opfer.
  • 12.20 Uhr: Premierminister Sharif hält eine kurze Pressekonferenz zu den Entwicklungen ab. Dabei richtet er eine klare Botschaft an die Taliban: "Dieser Krieg wird nicht enden, solange dieses Land nicht vom Terrorismus gesäubert wurde."
  • 12.17 Uhr: "Fünfter Terrorist getötet", vermeldet die Armee. Unterdessen wurden weitere Schüler und Lehrer aus dem Gebäude gerettet.
  • 12.14 Uhr: Auch Indiens Premierminister Narendra Modi verurteilt den Angriff. Er schreibt auf Twitter von einem "sinnlosen Akt unaussprechlicher Brutalität".
  • 12.00 Uhr: Premier Nawaz Sharif kommt in Peshawar an und ordnet sofort eine dreitägige Staatstrauer an.
  • 11.52 Uhr: Der oberste Pressesprecher der pakistanischen Armee, General Asim Bajwa, twittert, dass die Terroristen nun im letzten der vier Blocks der Schule eingekesselt seien.
  • 11.50 Uhr: Erneut heftige Detonationen und intensivere Schusswechsel: Offenbar geht die Belagerung der Schule in die intensive Phase.
  • 11.44 Uhr: Die Zahl der Todesopfer steigt weiter an: Das pakistanische Radio spricht bereits von 126 Toten.
  • 11.38 Uhr: Mittlerweile sprechen die Behörden von sechs oder sieben Terroristen, von denen mindestens drei getötet worden seien. Die Geiselnehmer halten die Schüler in einem Auditorium gefangen.
  • 11.28 Uhr: Immer wieder hört man Maschinengewehrfeuer und laute Explosionen aus dem Inneren des Schulgebäudes. Derzeit fahren wieder vermehrt Rettungsfahrzeuge in die abgesperrten Bereiche vor der Schule.
  • 11.25 Uhr: Augenzeugen berichten, dass die Terroristen am Vormittag (Ortszeit) über einen Friedhof auf der Rückseite der Schule in das Gebäude gestürmt seien. "Sie haben ein Auto in Brand gesteckt und sofort das Feuer eröffnet", erzählt ein Mann im pakistanischen Fernsehen.
  • 11.14 Uhr: Laut Meldungen aus Sicherheitskreisen dürfte zwei Terroristen die Flucht aus dem umstellten Schulgebäude gelungen sein. Die Angaben über die tatsächliche Anzahl der Angreifer schwanken, es heißt aber laut Behörden, dass mindestens fünf Bewaffnete die Schule gestürmt hätten. In Medienberichten war zuvor auch vom Tod zweier Angreifer die Rede. Diese Meldungen wurden allerdings noch nicht bestätigt.
  • 11.07 Uhr: Aus den Spitälern von Peshawar wird ein Mangel an Blut der Blutgruppe 0 negativ gemeldet. Bewohner werden aufgefordert, Blut zu spenden.
  • 10.53 Uhr: Die Taliban erklären in einer Stellungnahme gegenüber der Agentur Reuters, warum sie gezielt eine Schule angegriffen haben: "Weil die Armee unsere Familien ins Visier nimmt, wollen wir, dass sie unseren Schmerz spüren."
  • 10.42 Uhr: Offenbar wurden auch bereits zwei Terroristen getötet.
  • 10.40 Uhr: "Die Armee versucht intensiv, die Situation unter Kontrolle zu bringen", erklärt Informationsminister Shah Farman.
  • 10.38 Uhr: Die Attentäter sollen Medienberichten zufolge Armeeuniformen tragen.
  • 10.35 Uhr: Immer mehr Tote werden aus der belagerten Schule in Peshawar gemeldet. Premier Nawaz Sharif bezeichnet den Terrorakt als abscheuliche Tat und hat sich mittlerweile in die Region begeben, um vor Ort den Einsatz der Polizei und des Militärs mitzuverfolgen. "Das sind meine Kinder und auch mein Verlust", so ein sichtlich betroffener Regierungschef.

Vergeltungsschlag wegen Militäroperationen gegen Taliban
Derzeit führt die pakistanische Armee intensive Operationen gegen die Taliban in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan durch. Der blutige Überfall gilt als Vergeltungsschlag der radikal-islamischen Kämpfer. Regierungschef Sharif versprach, es werde niemand verschont, der an der abscheulichen Tat beteiligt war.

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