"Krone"-Ombudsfrau

Krebspatienten mit Kinderwunsch eiskalt abserviert

Ombudsfrau
25.11.2014 17:00
In den USA gibt es Firmen, die ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen bezahlen. Damit sie vor dem Kind Karriere machen können. In Österreich ist diese sogenannte Kryokonservierung derzeit nur bei einer Krebserkrankung erlaubt - und muss dann aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Auch Männer, die etwa vor einer Chemotherapie Spermien "auf Eis legen" wollen, werden vom Gesetzgeber eisig behandelt.

Bettina (Name geändert) ist 17 Jahre alt. Ob sie einmal Kinder haben möchte, weiß sie heute nicht. Ob sie sich das aussuchen wird können, allerdings auch nicht. Denn die Schülerin ist an Krebs erkrankt, weshalb ihr ein Eierstock entfernt werden musste. "Auch der zweite ist schon befallen und die Ärzte überlegen, ihn ebenfalls zu entfernen. Sie haben uns geraten, vorher Eizellen zu entnehmen und einfrieren zu lassen, sonst wird Bettina nie die Chance haben, Kinder zu bekommen", schildert ihre Mutter.

Keine Leistung der Krankenkasse
Das ist eine Leistung, die von den Krankenkassen in Österreich gar nicht oder nur zu einem geringen Teil übernommen wird. Entschieden wird von Fall zu Fall. Eine vollkommen unbefriedigende Situation für die Betroffenen, zu denen auch Martin (Name geändert) zählt. Er ist Mitte zwanzig und muss sich wegen einer Krebserkrankung einer Chemotherapie unterziehen. Die Ärzte haben ihm geraten, vorher Spermien einfrieren zu lassen, da durch die "Chemo" schwerer Schaden am Erbgut entstehen kann. Ihm wurde dafür ebenfalls jede Kassenleistung verweigert.

Krebshilfe-Forderung an Gesetzgeber
Kritik an dieser Haltung übt auch die Krebshilfe Steiermark. "Leider hat sich gezeigt, dass viele Krebserkrankungen zunehmend jüngere Menschen betreffen. Vor diesem Hintergrund ist die Situation für Krebskranke mit Kinderwunsch oder noch nicht abgeschlossener Familienplanung höchst unbefriedigend zu beurteilen. Denn das Einfrieren von Samen- oder Eizellen für die Zeit nach der onkologischen Therapie ist mit einmaligen und laufenden Kosten verbunden. Wir fordern daher, dass der Gesetzgeber das bei der Novellierung des Fortpflanzungsmedizingesetzes berücksichtigt", so Präsidentin Erika Richtig. Ihre Ombudsfrau fragt sich, warum das nicht schon längst der Fall ist.

Auch IVF-Fonds kann nicht helfen
In Österreich gibt es zwar seit vielen Jahren den IVF-Fonds. Dieser unterstützt Kinderwunschpaare finanziell bei einer künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation). Die Förderung von Krebspatienten beim Kinderwunsch ist aber davon abhängig, ob auch andere bestimmte medizinische Voraussetzungen vorliegen - wie etwa eine schlechte Spermienqualität beim Mann oder Endometriose bei der Frau.

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