Erbgut untersucht

Studie: Blinder Hundertfüßer kennt keine Zeit

Wissenschaft
25.11.2014 20:00
Ein formidable Überraschung hat das erste sequenzierte Erbgut eines Hundertfüßers namens Strigamia maritima - eines blinden Untergrundbewohners (Bild), der an den Meeresküsten Schottlands lebt - gebracht. Obwohl er Licht meiden kann, hat er weder Gene für Lichtsensoren noch eine innere Uhr, berichtet ein internationales Forscherteam mit Wiener Beteiligung.

Eigentlich hatten die Wiener Wissenschaftler, die an der Steuerung des Tagesrhythmus durch genetische Uhren interessiert sind, an dem Projekt teilgenommen, um das Erbgut auf sogenannte "Clock"-Gene und Lichtrezeptoren der Hundertfüßer zu untersuchen. "Doch zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass sie keine besitzen", sagte Kristin Tessmar-Raible von den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien.

Sollten die Hundertfüßer doch eine innere Uhr besitzen, müsste sich diese völlig von jener anderer Tiere unterscheiden, betonte Michael Akam von der Stanford University. Ähnliches gilt für das Verhalten der Tiere, offensichtlich Licht zu meiden. Wenn die Strigamia-Hundertfüßer tatsächlich Licht wahrnehmen können, müssen sie es auf eine bisher unbekannte Art tun, schreiben die Forscher um Studienleiter Stephen Richards vom Baylor College of Medicine in Houston (Texas) im Fachmagazin "PLOS Biology".

Tiere riechen anders als ihre nahen Verwandten
Eine weitere Besonderheit der Hundertfüßer sei, dass sie offensichtlich auf andere Weise riechen als ihre nahen Verwandten, die Insekten. Dazu dürften sie unter anderem eine große Zahl von Geschmacksrezeptoren verwenden, erklärten die Forscher. Außerdem hätten die Hundertfüßer noch mehr vom gemeinsamen Urahn als die anderen untersuchten Gliederfüßer.

Bisher wurden aus dem Tierstamm der Gliederfüßer die Genome von Insekten wie der Fruchtfliege Drosophila melanogaster sequenziert sowie von einem Spinnentier, der Gemeinen Spinnmilbe, und einem Krebstier, dem Gemeinen Wasserfloh. Aus dem Unterstamm der Tausendfüßer, zu denen Hundertfüßer gehören, war bisher noch kein komplettes Erbgut bekannt.

Entwickelten sich vor über 100 Millionen Jahren
Hundertfüßer entstanden vor mehr als 400 Millionen Jahren. Sie waren vermutlich die ersten Gliederfüßer, die das Land eroberten. Im Strigamia-maritima-Erbgut identifizierten die Forscher 14.992 Gene, der Mensch besitzt mehr als 20.000.

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