25 Jahre Mauerfall

9. November 1989: Der Schicksalstag der Deutschen

Ausland
09.11.2014 08:00
Mit dem Stotterer ("...sofort... unverzüglich") von SED-Politbüromitglied Günter Schabowski in Bezug auf das neue DDR-Reisegesetz beginnt am 9. November 1989 die Nacht des Mauerfalls. Bis zum nächsten Morgen können die Schlagbäume zwischen Ost- und Westdeutschland dem Lauf der Geschichte nicht mehr standhalten.

Als sich nach gut 28 Jahren in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 die Mauer öffnet, machen sich Zehntausende DDR-Bürger auf den Weg in den Westen. Es ist der Auftakt zur Deutschen Einheit. Wie es dazu kam - ein Protokoll:

18.53 Uhr: DasPolitbüromitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Günter Schabowski, erläutert auf einer internationalen Pressekonferenz in Ost-Berlin das neue DDR-Reisegesetz. Demnach sollen Privatreisen ins Ausland ohne besondere Voraussetzungen möglich sein. Auf die Frage, ab wann das gilt, stammelt Schabowski: "Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort... unverzüglich."

19.04 Uhr: Die Nachrichtenagentur dpa sendet die Eilmeldung: "Von sofort an können DDR-Bürger direkt über alle Grenzstellen zwischen der DDR und der Bundesrepublik ausreisen." Die Nachricht platzt in die Bonner Bundestagsdebatte über eine neue Vereinsbesteuerung.

20 Uhr: Die ARD-"Tagesschau" beginnt mit der Schlagzeile: "DDR öffnet Grenze"

20.46 Uhr: Der Bundestag tritt in seinem Ausweichquartier im Bonner Wasserwerk zu einer Sonderaussprache zusammen. Am Ende der Sitzung singen die Abgeordneten spontan die Nationalhymne.

20.47 Uhr: Der zweite Tag der Sitzung des SED-Zentralkomitees endet in Ost-Berlin. Bisher hat die Partei- und Staatsspitze die Pressekonferenz und deren Folgen noch nicht zur Kenntnis genommen.

21.03 Uhr: Ein West-Berliner klettert auf die Mauer am Brandenburger Tor, kommt aber der Aufforderung der DDR-Polizei nach, in den Westteil zurückzuspringen.

Gegen 21.20 Uhr: Tausende fordern die Öffnung des Schlagbaums an der Bornholmer Straße im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die Grenzbeamten entscheiden sich für die sogenannte Ventillösung, bei der einige Ausreisewillige in den Westen gelassen werden. Mit dem Visumsstempel über dem Passbild werden viele Personalausweise ungültig gemacht - eine faktische Ausbürgerung. Die Menschen werden mit Freudentränen und Umarmungen empfangen.

21.34 Uhr: US-Präsident George Bush reagiert auf einer Pressekonferenz in Washington zunächst zurückhaltend auf die Meldungen. Er sei "sehr erfreut", sagt er, wirkt aber nachdenklich.

22.44 Uhr: Die West-Berliner Polizei meldet, dass am Brandenburger Tor die Westseite der Mauer mit Hämmern beschädigt werde.

Ab 23 Uhr: Der Druck an der Bornholmer Straße wird immer größer - bis die Beamten die Grenze öffnen und die Kontrollen einstellen: "Wir fluten jetzt!" Dann gibt es kein Halten mehr: Tausende DDR-Bürger werden in West-Berlin enthusiastisch empfangen. In den kommenden 45 Minuten passieren rund 20.000 Menschen den Übergang. Auch an anderen innerdeutschen Grenzübergängen fahren DDR-Bürger in den Westen.

23.50 Uhr: Bundeskanzler Helmut Kohl gibt während seines Besuchs in Warschau eine Pressekonferenz. Er wolle seine Reise unterbrechen. Am nächsten Mittag fliegt er über Hamburg nach Berlin.

00.02 Uhr: Laut Lagebericht der DDR-Volkspolizei sind alle Grenzübergänge innerhalb Berlins geöffnet.

Ab 1 Uhr: Tausende West- und Ost-Berliner überwinden die Mauer am Brandenburger Tor. Sie tanzen auf dem Pariser Platz oder auf dem Grenzwall. Ab 3.30 Uhr riegeln Beamte aus Ost und West den Zugang zum Tor wieder ab. Ab 5 Uhr ist der Pariser Platz geräumt.

Gegen 3 Uhr: Nach Polizeiangaben macht sich der größte Teil der Ost-Berliner wieder auf den Rückweg aus dem Westen. Mehrere Zehntausend Menschen hatten die Grenze ungehindert passiert.

8 Uhr: Ab jetzt soll die Ausreise in den Westen mit Visum geschehen. Das DDR-Pass- und Meldewesen erteilt die Genehmigungen für Privatreisen bzw. Visa zur ständigen Ausreise. In Berlin und an einigen anderen Grenzübergängen wie Rudolphstein und Helmstedt können DDR-Bürger zunächst weiterhin mit Personalausweisen passieren. Am Übergang Duderstadt-Worbis hingegen ist das nicht mehr möglich. Bis zum 11. November 13 Uhr werden 2,7 Millionen Visa erteilt.

9.30 Uhr: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, sagt in seiner Rede in Bonn: "Gestern Nacht war das deutsche Volk das glücklichste Volk auf der Welt."

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