Bore-out-Syndrom

Wenn Langeweile im Job krank macht

Wirtschaft
04.11.2014 17:53
Dass Überforderung im Job zu starken Auswirkungen auf die Gesundheit führen kann, ist mittlerweile weithin bekannt. Dass aber auch das Gegenteil, nämlich permanente Unterforderung in der beruflichen Tätigkeit, für Körper und Psyche nicht gesund ist, ist dagegen weniger verbreitet.

Auf den ersten Blick sollte man meinen, dass ein ruhiger Tag in der Arbeit etwas Erstrebenswertes ist. Das mag für ein paar wenige Tage vielleicht stimmen. Wenn man aber dauerhaft nicht weiß, mit welchen Aktivitäten man den Arbeitstag überbrücken soll, weil man eben nichts zu tun hat, kann sich das auf die Gesundheit auswirken. Wer gelangweilt ist, weil er nicht gefordert wird, ist am Ende eines Arbeitstages ausgelaugt, müde und fühlt sich antriebslos – genauso wie jemand, der überlastet ist.

Dazu kommt ein stark ausgeprägtes Schuldgefühl, weil man nichts zu tun hat. Und das oft in Kombination mit Angst, den Job zu verlieren. Das wiederum führt dazu, dass die Betroffenen einiges an Anstrengung darin investieren, beschäftigt, ja sogar gestresst zu wirken – schließlich soll die Untätigkeit nicht auffallen. Man surft also privat und wechselt den Bildschirm, sobald der Chef auftaucht. Man hat eine kleine Aufgabe zu erledigen und streckt dies über einen möglichst langen Zeitraum. Kurz, man tut alles, um seine Situation zu kaschieren.

Damit wird jedoch gleichzeitig unmöglich, dass sich die Lage verbessert. Und der Betroffene steckt in einer Abwärtsspirale, die zu starken Selbstzweifeln, Minderwertigkeitsgefühl und sozialem Rückzug führen kann. Und schlussendlich nicht selten auch in einer Depression endet.

Wie entwickelt sich das Bore-out-Syndrom?
Die Ursachen für ein Bore-out-Syndrom können vielfältig sein. Oft hat es die Wurzeln bereits in einer falschen Ausbildung: Der Betroffene hatte vielleicht nicht die finanziellen oder familiären Möglichkeiten, seinen Traumjob zu erlernen. Er beginnt daher in einem Job, der nicht seinen Fähigkeiten und Begabungen entspricht bzw. in dem oft auch die Weiterentwicklungsmöglichkeiten nicht ausreichend gegeben sind. Den meisten Menschen ist in ihrem Berufsleben wichtig, Leistung zu erbringen. Sie haben dann ein positives Gefühl über sich selbst, wenn sie im genau richtigen Maß gefordert und dafür korrekt belohnt werden, einerseits finanziell, andererseits aber auch ideell, im Sinne von Anerkennung.

Eine weitere Ursache kann in einer falschen Job-Definition liegen: Wenn der Umfang der Tätigkeiten vom Unternehmen falsch eingeschätzt wurde und der Arbeitnehmer permanent unterfordert ist, weil zu wenig zu tun ist, ist das der klassische Weg ins Bore-out.

Leider wird das Bore-out-Syndrom gerade von Vorgesetzten oft mit Faulheit gleichgesetzt. Das ist aber nicht der Fall. Die Betroffenen sind in einer Negativ-Spirale gefangen und können sich selbst einfach nicht mehr motivieren, weil sie über zu lange Zeit zu wenig gefordert wurden. Betroffen ist Studien zufolge etwa jeder dritte Arbeitnehmer.

Wie schafft man es aus dem Bore-out?
Der Ausweg aus dem Bore-out kann beschwerlich sein, erfordert er doch ein hohes Maß an Überwindung. Denn wer grundsätzlich gerne in dem Unternehmen arbeitet, in dem er gerade beschäftigt ist, muss seinen Vorgesetzten auf seine Situation aufmerksam machen. Idealerweise gleich mit Lösungsvorschlägen, wie man sein eigenes Aufgabengebiet aufwerten kann. Und das ist ein Gespräch, das viel Energie, auch schon in der Vorbereitung fordert. Betroffene bringen diese Energie aber ohne Unterstützung oft nicht auf.

Psychologische Beratung kann in diesem Zusammenhang sehr hilfreich sein. Denn erhält man keine Unterstützung vom gegenwärtigen Arbeitgeber, kann nur mehr ein Jobwechsel oder eine komplette Neuorientierung einen Ausweg darstellen. Um das zu bewältigen, kann professionelle Begleitung sehr hilfreich sein. Ganz generell sollten Betroffene auch darauf achten, sich in der Freizeit geistig zu fordern, um einen Ausgleich zu haben.

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