Täter eingewiesen

Lebenslang für Messer-Mord im Wiener Café “Pronto”

Österreich
21.10.2014 18:35
Der 72-jährige Thomas U., der am 26. April 2014 im Café "Pronto" in Wien-Meidling einen 42 Jahre alten Lokalgast erstochen hat, ist am Dienstagabend im Straflandesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Geschworenen entschieden mit 6:2 Stimmen auf Mord, zudem wurde der 19-fach Vorbestrafte in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Der Mann habe bereits zum zweiten Mal aus nichtigem Anlass ein Leben ausgelöscht, verwies Richterin Sonja Weis in der Urteilsbegründung auf das Strafregister des Mannes, der bereits in den 1980er-Jahren in Berlin wegen Totschlags sieben Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Insgesamt hat Thomas U. 19 Vorstrafen, über 30 Jahre seines Lebens war er in Haft. Weis bescheinigte ihm in Hinblick darauf eine "hemmungslose Gewaltdelinquenz". Thomas U. meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Streit um Rechnung für Schnaps eskalierte
Der 72-Jährige hatte nach Mitternacht das Café "Pronto" betreten, nachdem er seit dem Nachmittag dem Alkohol zugesprochen hatte. An die 20 Spritzer will er intus gehabt haben, als er sich neben den Tisch setzte, an dem sich Erich H. (42) mit einigen Begleitern unterhielt. Man kam miteinander ins Gespräch und bestellte eine Runde Schnaps.

Als die Kellnerin um 2.15 Uhr die Sperrstunde ausrief, warteten alle darauf, dass Thomas U. - wie von ihm angekündigt - die offene Runde übernehmen würde. Weil er das nicht tat, wurde er von der Freundin des 42-Jährigen angeblich beleidigt. Thomas U. schimpfte zurück, worauf ihm Erich H. einen Stoß versetzte, sodass der 72-Jährige rücklings samt dem Sessel zu Boden stürzte.

"Keine Chance, die Messerstiche zu überleben"
Als Erich H. ihm aufhelfen wollte, zückte der Mann ein Klappmesser und versetzte seinem Widersacher laut Anklage einen wuchtigen Stich in die Brust und einen zweiten in den Bauch. "Er hatte schlicht und einfach keine Chance, die Messerstiche zu überleben", sagte Staatsanwältin Viktoria Berente. Ein Stich traf das Herz, der zweite öffnete eine Vene. Obwohl rasch ärztliche Hilfe zur Stelle war, hatte der 42-Jährige bis zur Notoperation im nächstgelegenen Spital zwei Liter Blut verloren. Er starb an Herz-Kreislauf-Versagen infolge des massiven Blutverlustes.

Thomas U. hatte nach den Stichen das Messer wieder zusammengeklappt, in die Hosentasche gesteckt und das Café "Pronto" verlassen. Er wurde von der Polizei unweit des Lokals in einem Gebüsch aufgegriffen, wo er sich versteckt hielt.

"Mir tut der Tod des Erich leid"
Vor den Geschworenen gab der abgebrüht wirkende Mann an, sich an nichts mehr erinnern zu können. Er wisse nicht einmal mehr, dass er das Lokal betreten habe: "Das nächste, was ich weiß, ist im Spital, wo ich am Kopf genäht worden bin." Grundsätzlich merkte er an: "Zuerst einmal möchte ich sagen, dass mir der Tod des Erich leidtut. Zum anderen möchte ich sagen, dass die Aggression ausschließlich von ihm ausgegangen ist."

Mord mit 3,07 Promille im Blut
Laut Gutachten hatte der Angeklagte zum Tatzeitpunkt 3,07 Promille Alkohol im Blut. Thomas U. soll allerdings an Alkohol gewöhnt gewesen sein und sich keineswegs in einem die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustand befunden haben. Seine Steuerungsfähigkeit sei "vermindert, aber nicht aufgehoben" gewesen, so die Expertise von Gerichtspsychiaterin Gabriele Wörgötter. Der Gutachterin zufolge weist der Mann aber eine schwere kombinierte Persönlichkeitsstörung auf, die erwarten lässt, dass er neuerlich Straftaten mit schweren Folgen begehen würde. Wörgötter empfahl daher, Thomas U. im Fall eines Schuldspruches in den Maßnahmenvollzug einzuweisen.

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