Trotz Schutzanzug

Wie konnte sich US-Pflegerin mit Ebola infizieren?

Ausland
12.10.2014 19:02
Es ist das erste Mal, dass Ebola in den USA übertragen wurde - und es hätte eigentlich gar nicht passieren dürfen. In Texas ist eine Pflegekraft, laut CNN eine Krankenschwester, an Ebola erkrankt. Sie hatte zuvor einen aus Liberia kommenden - mittlerweile verstorbenen - Patienten gepflegt. Wie konnte sie sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen anstecken? Was taugen die Sicherheitsmaßnahmen dann überhaupt?

Der "Patient Null" für die USA hieß Thomas Eric Duncan. Am 20. September war er in Texas angekommen. Aus Liberia, einem der drei am schlimmsten von Ebola betroffenen Länder. Kurz vor seinem Abflug hatte der 42-Jährige einer todkranken Frau geholfen, das aber wohl bei der Ausreise verschwiegen. Als er vier Tage später Fieber bekam und andere typische Symptome zeigte, gab er Verwandten zufolge seine Herkunft an. Das Krankenhaus allerdings wies ihn dennoch ab. Erst bei einem zweiten Besuch wurde er aufgenommen - und da kreuzten sich die Wege von Krankenschwester und Patient.

Für Duncan endete die Krankheit tödlich: Er starb am Mittwoch in dem Krankenhaus in Dallas. Zwei Tage später fühlte sich die Krankenschwester unwohl, die Duncan "intensiv gepflegt" hatte. In der Nacht bekam sie Fieber. Der erste Test zeigte: Ebola. Die Frau wurde sofort isoliert, die Spezialisten machten sich wieder auf die Suche nach allen Kontaktpersonen. Zentral ist nun aber auch die Frage: Wie konnte sich die Pflegekraft anstecken?

Abnehmen der Gesichtsmaske als Schwachstelle?
"Die Person war voll den Maßgaben der (Gesundheitsbehörde) CDC gefolgt: Anzug, Handschuhe, Maske, Brille", sagte Daniel Varga von der Gesundheitsbehörde des Staates Texas. CDC-Chef Tom Frieden sagte, die Pflegekraft sei befragt worden. "Sie weiß nicht, wie es passieren konnte." Eine Schwachstelle gebe es: "Das Abnehmen der Gesichtsmaske ist ein komplizierter Punkt, bei dem schnell etwas falsch gemacht werden kann. Die Suche konzentriert sich jetzt darauf." Frieden betonte aber zugleich: "Wir haben Jahrzehnte Erfahrung und seit Jahrzehnten verfahren wir so. Wir halten das Prozedere nach wie vor für sicher."

Die Schutzmaßnahmen in den USA und auch in Deutschland seien so immens, dass die Gefahr einer Ansteckung extrem gering sei, betonte auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Ein Fehler könne aber immer passieren - nur müsse der eigentlich für den Pfleger oder Arzt sofort erkennbar sein. Derjenige komme dann direkt in Quarantäne und es entstehe absolut kein Risiko für andere. "Was nicht passieren sollte, ist, dass unbemerkt solche Sachen passieren", so Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. "Nahezu ausgeschlossen" sei eine unerkannte Infektion - eigentlich.

Erst vor wenigen Tagen hatte es in Spanien einen ähnlichen Fall gegeben. Auch da hatte sich eine Schwester trotz Schutzkleidung infiziert und offenbar keinen Fehler bemerkt. Sie soll sich beim Ausziehen des Anzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben, wurde im Nachhinein erklärt. Ihr Zustand war am Wochenende weiter ernst, hatte sich aber stabilisiert. Die Frau sei bei Bewusstsein und habe sich mit ihren Ärzten unterhalten können. Es war die erste Ebola-Übertragung von Mensch zu Mensch in Europa.

CDC-Chef: "Möglichkeit, dass es weitere Fälle geben wird"
Und nun: Amerika. "Ich will es klar sagen", betonte CDC-Chef Frieden am Sonntag, "es besteht die Möglichkeit, dass es weitere Fälle hier in den USA geben wird." Das könne niemand ausschließen und Ebola sei eine heimtückische Krankheit. "Aber eines muss ich auch ganz deutlich sagen: Die Isolierung funktioniert, unsere Verfahren funktionieren. Für alle Menschen außerhalb der kleinen Gruppe des medizinischen Personals, das mit den Kranken zu tun hat, besteht keinerlei Gefahr." Denn: "Wir wissen mittlerweile, wie Ebola funktioniert. Wir wissen, wie Ebola sich ausbreitet. Und deshalb wissen wir auch, wie man Ebola stoppen kann."

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