"Excalibur" getötet

Experten: Ebola-Übertragung durch Hunde möglich

Ausland
09.10.2014 19:06
Nachdem die spanischen Behörden den Hund der an Ebola erkrankten Pflegerin in Madrid einschläfern ließen, haben sich nun einige Experten zu Wort gemeldet. Tatsächlich gibt es nach Einschätzung von Wissenschaftlern eine Reihe von Hinweisen darauf, dass sich auch Hunde mit der gefährlichen Krankheit anstecken können. Der Mischling "Excalibur" wurde getötet, weil er womöglich Träger des Ebola-Virus sein könnte, hatte das spanische Gesundheitsamt zuvor betont.

Es sei ein vernünftiger Schritt, anzuerkennen, dass Hunde bei der Übertragung von Ebola "ein Risiko für Menschen sind", hebt Andrew Easton von der britischen Warwick University hervor. Allerdings liegen dazu bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Auch wenn keine ausreichenden Beweise und Daten vorliegen, raten andere Experten ebenfalls zur Vorsicht.

In einer Studie aus dem Jahr 2005 wurde das theoretische Risiko dargestellt, dass Hunde über Urin, Fäkalien oder Speichel das Virus auf den Menschen übertragen könnten. Laut Virologen gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass dies je der Fall war. Aus Afrika ist bekannt, dass Fledermäuse das Virus in sich tragen können, ohne Krankheitssymptome zu zeigen. Affen hingegen erkranken ähnlich wie Menschen an Ebola.

Keine speziellen Studien zu Haustieren
Zu Haustieren hingegen liegen keine speziellen Studien vor. Die einzige, 2005 veröffentlichte Untersuchung geht auf eine Studie zurück, bei der Forscher einen Ebola-Ausbruch in den Jahren 2001/2002 in Gabun untersuchten. Dort fanden sie Spuren von Antikörpern gegen das Virus im Körper von Hunden - was auf eine vorherige Infektion mit Ebola hinweist. Unklar war aber, ob sich die Hunde bei Menschen oder bei Wildtieren angesteckt hatten. Auch die viel wichtigere Frage konnte nicht beantwortet werden: Können Hunde ihrerseits Menschen anstecken?

"Wir wissen es nicht, weil niemand es untersucht hat", sagt Easton. "Wenn Hunde aber das Virus in sich tragen, dann sind sie auch eine potenzielle (Viren-)Quelle." Sie könnten ein Risiko für jeden sein, der in engen Kontakt mit ihnen komme.

"Vorsorgeprinzip muss beachtet werden"
Der Chef der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), Bernard Vallat, mahnt ebenfalls zur Vorsicht. Er räumt zwar ein: "Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Haustiere eine aktive Rolle bei der Übertragung der Krankheit auf den Menschen spielen." Doch müsse das "Vorsorgeprinzip" beachtet werden. Mitarbeiter seiner Organisation würden in Westafrika auch auf neue Hinweise zu Haustieren achten.

Andrew Easton ist dennoch skeptisch, was die Tötung von Hunden in Westafrika anbelangt. Es gebe dafür erstens nicht die Mitarbeiter, sagt er. Und das "höhere Risiko ist der Mensch-zu-Mensch-Kontakt". Für den Forscher Eric Leroy, der an der Studie in Gabun beteiligt war, ist die Tötung des Hundes in Spanien jedenfalls ein Verlust für die Wissenschaft. Wäre das Tier am Leben geblieben, meint er, dann hätte es vielleicht "wertvolle Antworten" liefen können, ob Hunde an Ebola erkranken und ob sie das Virus auf Menschen übertragen können.

Ebola-Patientin schwebt in Lebensgefahr
Die an Ebola erkrankte Pflegehelferin schwebt unterdessen in Lebensgefahr. Wie die Regionalregierung von Madrid am Donnerstag mitteilte, verschlechterte sich der Gesundheitszustand der 44-jährigen Frau zuletzt dramatisch. Bereits zuvor hatte die behandelnde Klinik Carlos III. von einem verschlechterten Zustand ihrer Mitarbeiterin gesprochen.

Teresa Romero ist der erste Mensch, der sich in Europa mit dem Virus infiziert hat. Sie arbeitete in der Madrider Klinik Carlos III., in der im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola gestorben waren. Mit der gefährlichen Seuche infizierte sie sich ersten Erkenntnissen zufolge offenbar, weil sie beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unbeabsichtigt mit einem womöglich infizierten Arbeitshandschuh berührte. Wegen der Erkrankung von Romero sind inzwischen sieben potenzielle Virus-Träger unter Quarantäne gestellt worden, unter ihnen ihr Ehemann sowie weitere Klinikmitarbeiter. Bei ihnen wurde das Virus bisher aber nicht bestätigt.

Auch jener Ebola-Patient in Leipzig, der sich in Westafrika mit dem Virus infizierte, befindet sich in einem "extrem kritischen Zustand". Der 56-jährige Sudanese erscheine aber stabil, was bei der Krankheit in den ersten fünf bis sechs Tagen häufig der Fall sei, sagte Oberarzt Thomas Grünewald vom Klinikum St. Georg, wo er Mann seit Donnerstag behandelt wird.

Verdachtsfall in Mazedonien
Aus Mazedonien wurde am Donnerstagabend ein neuer Verdachtsfall gemeldet. Nach Angaben aus Regierungskreisen ist dort ein Brite mit Verdacht auf Ebola gestorben. Bei einem Landsmann seien zudem Symptome der Seuche aufgetreten, hieß es am Donnerstag. Nähere Informationen dazu gab es aber nicht. Auch ist unklar, ob der Mann bereits auf Ebola getestet wurde. Ein Verdachtsfall in Frankreich hat sich derweil nicht bestätigt. Eine womöglich aus Guinea stammende Person hatte in einem Ort in der Nähe von Paris einen Schwächeanfall erlitten und grippeähnliche Symptome ähnlich der Ebola-Symptome aufgewiesen, wie die Behörden mitteilten. Der Verdacht konnte am Abend aber schnell wieder ausgeräumt werden.

Großbritannien führt unterdessen an den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick sowie am Terminal für Reisende mit dem Eurostar aus Frankreich Ebola-Kontrollen ein. Das gab die Regierung am Donnerstag in London bekannt. Das Screening betreffe jedoch nur Reisende, die aus von dem tödlichen Virus betroffenen Ländern wie Liberia und Sierra Leone kommen. Die Passagiere sollen nach ihren Reisedaten und Kontakten sowie nach weiteren Reiseplänen befragt werden. Im Zweifel kann auch medizinisches Personal hinzugezogen werden. Die Entscheidung sei auf Anraten des obersten britischen Amtsarztes getroffen worden.

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