Brief an Eltern

IS-Geisel Kassig: “Habe Angst zu sterben”

Ausland
06.10.2014 12:23
Der von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als Geisel genommene US-Bürger Peter Kassig hat in einem Brief an seine Eltern von seiner "Angst zu sterben" berichtet. "Ich habe große Angst, zu sterben, doch das schwerste ist das Nichtwissen, das Fragen und Hoffen und sich zu fragen, ob ich überhaupt hoffen sollte", so der 26-jährige Ex-Soldat in dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben. Die Eltern hatten sich schon zuvor per Videobotschaft an die Entführer gewandt.

Das Schreiben an Kassigs Eltern Ed und Paula ist mit dem 2. Juni datiert. Kassig hatte in der Türkei eine Hilfsorganisation für die Opfer des syrischen Bürgerkriegs gegründet. Vor einem Jahr, am 1. Oktober, wurde er nach Angaben seiner Eltern verschleppt. Seitdem hätten sie mehrere Botschaften von ihrem Sohn erhalten.

Kassig war am Ende eines am Freitag veröffentlichten IS-Videos zu sehen, in dem die Enthauptung des Briten Alan Henning gezeigt wurde. Die in den vorangegangenen vier Hinrichtungsvideos jeweils zum Ende gezeigten westlichen Geiseln sind bisher allesamt von IS-Milizionären getötet worden.

In Gefangenschaft zum Islam konvertiert
Kassig schrieb, es mache ihn traurig daran zu denken, was seine Angehörigen derzeit durchmachen müssten. "Wenn ich sterbe, denke ich, können wir Zuflucht und Trost darin finden, dass mein Tod das Ergebnis meines Versuchs ist, Leid zu lindern und Bedürftigen zu helfen", so Kassig weiter.

Nach Angaben seiner Eltern entwickelte Kassig mit der Zeit eine tiefe Bindung zu den Menschen in Syrien, sodass er schließlich "den Islam annahm". Nachdem er den Glauben bereits vor seiner Entführung praktiziert habe, sei er in Gefangenschaft endgültig Muslim geworden. "Ich befinde mich hier in einer komplizierten Situation, was den Glauben angeht", schrieb Kassig mit Blick auf seine Entführung durch die radikalsunnitischen Dschihadisten. "Aber ich bin im Frieden mit meinem Glauben."

Eltern appellieren per Video an Entführer
Kassigs Eltern appellierten am Sonntag erneut an den IS, ihren Sohn freizulassen. Bereits am Samstag wurde eine Videobotschaft veröffentlicht, in der sie die Entführer um Peters Leben baten. "Wir flehen seine Kidnapper an, sich zu erbarmen und ihre Macht zu nutzen, um unseren Sohn gehen zu lassen", sagten Ed und Paula Kassig. Sie hätten die US-Regierung vergebens gebeten, ihr Vorgehen im Irak und in Syrien zu ändern.

"Wie unser Sohn haben wir nicht mehr Kontrolle über die US-Regierung als Sie über die Morgendämmerung haben", richtete sich Kassigs Vater an den IS. Der 26 Jahre alte Kassig hatte nach einem Bericht der "Washington Post" von April bis Juli 2007 als Soldat im Irak gedient und war nach seiner Zeit bei der US-Armee als Entwicklungshelfer nach Syrien gegangen. Für seine Rettung wollen die USA nach Angaben des Außenministeriums alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen - militärisch, diplomatisch, rechtlich und geheimdienstlich.

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