Pariser Premieren

Die 12 wichtigsten Kleinwagen-Ikonen aller Zeiten

Motor
01.10.2014 10:33
Es ist nicht nur das Schaulaufen der Schönsten, das den Pariser Autosalon zur weltweit größten Motorschau macht. Viel mehr noch faszinieren die automobilen Minis die Masse der Messebesucher. Nirgendwo sonst ist die Parade der Kleinwagen größer, kein anderer Autosalon zeigt mehr neue City-Cars.
(Bild: kmm)

Die Paris Motor Show sieht sich als Wiege des Motorfahrzeugs und des bezahlbaren Automobils für alle. Tatsächlich ist die seit dem 19. Jahrhundert ausgerichtete Pariser Automobilausstellung die älteste und bis heute besucherstärkste Motormesse der Welt. Ein Premierenpodium, für das lange Zeit gigantische Glaspaläste und Prunkbauten unter dem illuminierten Eiffelturm einen einzigartig glamourösen Rahmen boten.

Dennoch sind es ausgerechnet die Kleinwagen, die von Presse und Publikum besonders begeistert gefeiert werden. Kein wichtiger Citycar-Hersteller, der in Paris fehlt. Schließlich gab hier schon 1898 der Urvater aller Renault sein Messedebüt, das legendäre Ford T-Modell seinen Europaeinstand, die winzigen französischen Voiturette hatten hier ihren Verkaufsstart und das erste europäische Fließbandfahrzeug, der kompakte Citroen Typ A, seine Vorstellung. Kurz, fast jede Kleinwagenmarke richtete an der Seine fröhliche Champagnerpartys für neue Minis aus. Hier die Top Twelve der wichtigsten Kleinwagen-Debüts aller Zeiten:

Citroen 2 CV von 1948
In Frankreich wurde der "deux chevaux" mit seinem luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor und Frontantrieb erst zum wichtigsten Auto des 20. Jahrhunderts gewählt und dann auf einer Sonderbriefmarke verewigt. Immerhin rollten bis 1990 über fünf Millionen Limousinen und Lieferwagen dieser ebenso skurril wie lebensfroh gezeichneten Baureihe von den Bändern. Ein preiswerter und pragmatischer Citroen, den die Presse anlässlich der Premiere im Grand Palais im Oktober 1948 satirisch beschrieb als "Eine Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen". Was die Nachfrage offenbar noch förderte, mussten die frühen 2-CV-Käufer doch bis zu sechs Jahre Lieferzeit hinnehmen.

In Deutschland dagegen wurde der liebevoll "Ente" genannte 2 CV zum Inbegriff des klassenlosen, exzentrischen französischen Fahrzeugs, das überdies in den 1960er-Jahren von der Studentenbewegung entdeckt wurde. Trotz hoher Rostanfälligkeit ist der kompakte Viertürer mit riesigem Rolldach bis heute unvergessen. Noch ein Kunststück gelang dem bereits in den 1930er-Jahren konzipierten Citroen: Der 2 CV überlebte alle seine Derivate und designierten Nachfolger, wie Ami, Dyane, Méhari und LN bestätigen können.

Renault Twingo, 1992
"Twingo, der macht die Welt verrückt", kündigte die Renault-Werbung den neuen Kleinwagen an. Nicht ganz zu Unrecht, verzauberte der 3,43 Meter kurze Stadtflitzer das Premierenpublikum auf dem Pariser Salon doch nicht nur durch seine innere Größe und bunte Farben, sondern auch mit Scheinwerfern in Form fröhlich blickender Kulleraugen. Die charmante Frontgestaltung nach den Formen des Kindchenschemas machte den Twingo begehrenswert und die Menschen neugierig auf seine inneren Charakteristika. Dort überraschte er mit Platz für bis zu vier Passagiere. Möglich machten dies der lange Radstand und eine verschiebbare Rücksitzbank zugunsten größerer Beinfreiheit im Fond. Zudem faszinierte der Twingo durch französischen Purismus: Eine einzige Ausstattungslinie, eine Motorversion mit 55 PS und nur zwei Extras (Klimaanlage und Faltdach) gab es für den bonbonbunt lackierten, preiswerten Twingo. Über 2.500 Messebesucher bestellten den niedlichen Renault noch auf dem Ausstellungsstand, fast 2,5 Millionen Käufer konnte die erste Twingo-Generation insgesamt gewinnen.

Audi 50 von 1974
Klein kann so schick sein. Was die Südeuropäer vor 40 Jahren längst wussten und heute selbstverständlich ist, mussten die deutschen Autobauer Anfang der 1970er Jahre erst lernen. Wegbereiter dafür war der Audi 50, ein Mini, dessen Formen Stardesigner Bertone zeichnete und der mit leistungsstarken Motoren sogar Mittelklassemodelle vor sich her trieb. Sein Messedebüt zelebrierte der Audi in Paris, da war er bereits im Handel. Vor allem aber wurde er wenige Monate später zum Vater des fast baugleichen VW Polo und rollte wie dieser in Wolfsburg vom Band. Vier Jahre später gab es dann nur noch den Polo, für einen kleinen Audi sahen die Marketingstrategen keinen Platz mehr. Schließlich sollte Audi als Premiummarke positioniert werden und dazu passten damals noch keine Kleinwagen.

Fiat 500 Topolino von 1936
Ausgerechnet einer der schönsten Sympathieträger Italiens feierte in Frankreich seinen Vermarktungsstart. Der Topolino (Mäuschen), wie er wegen seiner niedlichen Proportionen und der markanten Scheinwerfer liebevoll genannt wurde, begeisterte die Menschen wie kaum ein zweites Auto. Die Gallier konnten sich sogar über eine französische Lizenzversion des Fiat 500 freuen, den Simca Cinq. Vor allem aber legte der 13 PS leistende Topolino den Grundstein für die bis heute andauernde Kleinwagen-Erfolgsgeschichte von Fiat. Nicht weniger als 122.000 Cinquecento verließen die Werkshallen, bis nach dem Krieg die erste Überarbeitung des italienischen Volksautos anstand. Allein dieser winzige Fiat überlebte als Topolino (1936-1955) und kultige Knutschkugel Nuova 500 (1957-1975) alle italienischen Abwrackaktionen. Insgesamt liefen über 4,2 Millionen Einheiten dieser ersten beiden Generationen des Fiat 500 vom Band.

Mini (BMW) von 2000
BMW kann auch Mini, lautete vor 14 Jahren die damals überraschende Botschaft vom Ufer der Seine. Der Ur-Mini war nach 31-jähriger Produktion gerade gestorben, da zeigten die Münchner schon eine moderne Interpretation des legendären Konzepts von Alec Issigonis. Nicht wie früher automobile Basismotorisierung mit modisch schicken Dekors und einige wenige schnelle Leistungsträger, sondern sportlicher Lifestyle von Anfang an stand im Lastenheft des New Mini. Statt wie einst nur drei Meter durfte der Neue immerhin 3,63 Meter messen und anstelle der mageren 34 PS von gestern bot die Basisversion des BMW-Mini bereits satte 90 PS Leistung. Durch Retro-Look, Rundscheinwerfer und kurze Überhänge wahrte der neue Mini, der eigentlich ein frontgetriebener – aber in Oxford gebauter - BMW war, dennoch essentielle Komponenten des alten Konzepts. Mehr noch, er übertrug diese rasch auf eine immer größere Familie unterschiedlicher Mini-Versionen, die dem Ur-Mini inzwischen sogar in den Produktionszahlen dicht auf den Fersen sind: Drei Millionen New Mini konnte BMW bereits feiern.

Peugeot Bébé von 1913
Nur "einen Sous pro Kilometer" – diese wegweisende Werbung kündigte 1913 den Bébé Lion Peugeot an, den der legendäre Ettore Bugatti entworfen hatte und der zum ersten für breitere Käuferschichten erschwinglichen Kleinwagen wurde. Aber auch die aufregende Form des 2,62 Meter kurzen Zweisitzers begeisterte die Besucher der Premierenvorstellung im Pariser Kristallpalast. Nicht nur in der Stadt bot die beachtliche, 60 km/h schnelle Bugatti-Konstruktion genügend Temperament, es reichte sogar für Klassenerfolge bei legendären Rennen wie am Mont Ventoux. 3.095 Fahrzeuge produzierte Peugeot in den Jahren 1913 bis 1916 von seinem Kleinsten und sicherte sich so in Frankreich einen unangefochtenen Spitzenplatz in diesem Fahrzeugsegment.

Ford Fiesta von 1976
Es war zwar nur seine Messepremiere, diese feierte der Fiesta dafür auf La Boum, der Auto-Fete an der Seine, besonders ausgelassen. In Zeitungsinterviews verriet Konzernlenker Henry Ford II, wie es zur Namensfindung des ersten Ford mit Frontantrieb, Quermotor und Heckklappe gekommen war. So waren neue Namen für ihn stets Chefsache, wobei die Alliteration Ford und Fiesta perfekt schien. Einziges Problem: Die Rechte für Fiesta lagen beim Erzrivalen General Motors (GM). Ein kurzer Anruf bei GM-Präsident Tom Murphy habe das Problem gelöst. Vielleicht wäre Murphy mit der Namensfreigabe weniger entgegenkommend gewesen, wenn er geahnt hätte, dass er damit Taufpate eines Königs der Kleinwagen war, der es bis heute auf rund 13 Millionen Einheiten gebracht hat. Der Vertrieb des Weltautos erfolgte schon bald in über 70 Ländern, die Produktion auf vier Kontinenten.

Opel Adam von 2012
Mit ihm wollte Opel die Marke relaunchen. Ausgerechnet ein Stadtauto mit dem alterfangen, das jedoch gelang. Mit modischen Farben, knackigen Formen und fast unzähligen Individualisierungsmöglichkeiten wurde Adam zum ersten Mini-Opel, der es beim optischen Lifestyle-Faktor fast mit dem (echten) Mini von BMW aufnehmen kann. Zumindest meinen das die meisten – vorwiegend weiblichen – Käufer, die für den in Eisenach gebauten 3,70 Meter kurzen Zweitürer sogar Lieferzeiten in Kauf nehmen. Inzwischen hat Adam einen Bruder bekommen: den Adam Rocks im Offroadoutfit.

MCC City Coupé Smart von 1998
So umständlich lautete damals noch die Bezeichnung des späteren Smart Fortwo. In den großen Hallen an der Porte de Versailles feierte der Smart in seiner finalen Produktionsversion Premiere – und war sofort der Star im großen Feld französischer Microcars. Ob Aixam, Chatenet oder Ligier, die etablierten Hersteller von Autos im Miniaturformat erkannten sofort: Hier drohte ernsthafte Konkurrenz. Dagegen wurden die Perspektiven des nur zweisitzigen, dafür 2,50 Meter kurzen Smart von den klassischen Kleinwagenbauern anfangs skeptisch beurteilt. Am Ende waren fast alle Prognosen falsch. Denn der Smart spielt erfolgreich in einer eigenen Liga und dies nun in dritter Generation, verdiente dabei vielleicht nicht immer genug Geld, eroberte dafür die meisten südeuropäischen Großstädte und sorgte sogar als Pionier mit Elektroantrieb für Aufsehen.

Nissan Micra von 2002
Ein Japaner in Paris? Das war zunächst einmal nichts Neues, hatte Nissan doch schon 1957 als erster Nippon-Konzern in Paris Flagge gezeigt. Neu war 2002 jedoch die erste echte Weltpremiere eines japanischen Kleinwagens unter dem Eiffelturm. Eines City-Flitzers, der sich schon in den vorhergehenden Generationen den Ruf des preiswerten und unverwüstlichen Sympathieträgers erworben hatte und mit Kuscheltieroptik nicht nur Frauen und junge Autofahrer mitten ins Herz traf. Beste Basis für den Micra, um zum ersten Asiaten zu avancieren, der in England in 2,4 Millionen Einheiten vom Band lief. Eine Lifestyle-Ikone wurde der Micra zwar nie, zum Kultfahrzeug reichte es jedoch. Dafür sorgten nicht nur sein pfiffiges Design und die praktischen Talente, sondern auch immer neue Sondermodelle mit Sammlerstatus. Nicht fehlen durften dabei farbenfrohe Micra-Paraden in der Mode-Metropole Paris.

Suzuki Swift von 2004
"Unterschätzt die Japaner nicht", warnten die Schlagzeilen beim europäischen Marktstart des ersten Swift im Jahr 1984. 20 Jahre später war Suzuki weltweit größter Kleinwagenbauer und kam entsprechend selbstbewusst nach Paris. Präsentierten die Japaner mit ihrem neuen Swift doch erstmals ein Weltauto in Europa, das sich zudem ganz im westlichen Designdress zeigte, der an den Mini aus dem BMW Konzern erinnerte. Speziell für Europa gab es den Swift nun auch als Diesel, bei den Benzinern übernahm dagegen der 125 PS leistende Swift Sport die Rolle des jungen Wilden. Dazu passend engagierte sich Suzuki wieder im Motorsport und krönte dies 2007 mit einem Sieg des Swift Super 1600 in der Junior World Rallye Championship.

Simca 1000 von 1961
Heute fast vergessen ist der viertürige französische Heckmotor-Kleinwagen, mit dem die 1934 gegründete und 1978 von Peugeot übernommene Marke Simca vorübergehend zu einem der großen europäischen Automobilbauer aufstieg. Während die sportiven Rallye-Versionen des Simca 1000 bis zu 170 km/h schnell waren und damit Jagd machten auf NSU TT oder BMW 1602, kämpfte die 45 PS leistende Basisversion über Jahre um den Thron des meistverkauften gallischen Kleinwagens. Rund 1,7 Millionen Simca 1000 wurden bis 1978 im französischen Poissy produziert, hinzu kamen Fahrzeuge aus spanischer, kolumbianischer und marokkanischer Fertigung.

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