Kompakt-Phoenix

Nissan Pulsar: Erstaunlich perfekte Golf-Attacke

Motor
12.09.2014 11:48
Kaum ein Segment des Automarktes ist so heiß umkämpft wie die Kompaktklasse. Nissan hat sich 2011 bei uns wegen Erfolglosigkeit daraus zurückgezogen – um jetzt wie Phoenix aus der Asche zurückzukehren. Nissan Pulsar heißt der brandneue Golfklassenvertreter, der sich exzellent fährt, technisch auf der Höhe der Zeit ist und einen phänomenal großen Innenraum bietet.
(Bild: kmm)

Es ist nicht leicht, sich im Marktumfeld von VW Golf, Ford Focus, Mazda3, Peugeot 308, Hyundai i30 und Co zu behaupten. Da muss man schon etwas bieten, was andere nicht haben, und darf trotzdem in keiner Eigenschaft angreifbar sein. Beim Nissan Pulsar ist der USP das Platzangebot. Mit 385 Liter Kofferraumvolumen ist der 4,39 Meter lange Kompakte ganz vorn mit dabei (Honda Civic ist hier outstanding), maximal 1.385 Liter sind Klassenbestwert. Vor allem ist aber unfassbar, wie viel Bein- und Schulterfreiheit man auf der Rückbank hat. Das kommt nicht zuletzt vom Rekord-Radstand von 2,70 Meter, der sich zudem auf den Fahrkomfort positiv auswirkt.

Vorne geht es wegen der Türgestaltung seitlich nicht ganz so opulent, aber doch angenehm zu. Auch der Innenraum an sich bietet Erfreuliches. Die Materialien wirken (jedenfalls in der getesteten Topausstattung) ansprechend, der Klavierlack an der Mittelkonsole glitzert im Sonnenlicht, das Ganze ist geradezu liebevoll gestaltet.

Sein Design ist kein Kaufargument
Außen ist den Japanern ein wenig der Schmäh ausgegangen. Klar, am Familiengesicht erkennt man den Nissan, über die Motorhaube verlaufen kräftige Charakterlinien, die Flanken tragen üppige Schweller und betonte Radhäuser - man kann der Karosserie nichts nachsagen, aber der Wiedererkennungswert hält sich in Grenzen und von emotionalem Design muss man auch nicht zwingend sprechen. Auf jeden Fall sollte man sich die LED-Scheinwerfer gönnen (ca. 600 Euro bzw. Serie in der Topausstattung).

Die Bedienung des neuen kompakten Nissan ist meist einfach. Die Menüführungen erklären sich selbst, die Funktionen von Navigation und (nicht besonders gut klingender) Audio-Anlage lassen sich nahezu vollständig direkt und ohne Umwege anwählen. Die Schalter und Hebel fassen sich angenehm an und rasten alle zielgenau und unmissverständlich ein. Allein der Blinkerhebel meint es zu gut mit der straffen Führung. Die Komfortblink-Funktion ist zwar vorhanden, aber aufgrund der strammen Mechanik schwer nutzbar.

Zwei Motoren – der Spaß kommt später
Zunächst gibt es zwei Motoren für den Pulsar. Beide, der 1,2-Liter-Benziner und der 1,5-Liter-Diesel, arbeiten mit Turboaufladung sowie direkter Kraftstoffeinspritzung und sind extrem leise vibrationsarm. Dem 110 PS starken Selbstzünder hört man bei geschlossenen Fenstern kaum sein Verbrennungsprinzip an. Selten, so was. Dank gutem Durchzugsvermögen (260 Nm bei 1.750/min) und ebenso angepasster Übersetzung des Sechsganggetriebes lässt er sich schaltfaul fahren, sträubt sich aber auch ganz und gar nicht gegen höhere Drehzahlen. Mit 3,6 l/100 km Normverbrauch braucht er sich nicht verstecken.

Der Benziner leistet 115 PS und bietet 190 Nm Drehmoment bei 2.000/min. Unterhalb dieser Drehzahl geht nichts weiter, da muss man schon das sauber zu schaltende Getriebe bemühen. Tut man das, beschleunigt der mindestens 1.258 Kilogramm schwere Pulsar in 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 190 km/h erreicht er ebenso wie der Diesel (0-100=11,9) als Höchstgeschwindigkeit. Sein Normverbrauch liegt bei 5,0 Liter Benzin auf 100 Kilometer.

Für den Benziner kann man eine stufenlose Automatik ordern. Sportlich orientierte Gemüter werden auf März 2015 warten, wenn der 190 PS starke 1,6-Liter-Benziner nachgereicht wird.

Sehr gelungenes Fahrwerk
Autobahn, Landstraße, Kurvengeschlängel – der Nissan Pulsar beherrscht alles mit Bravour. Spanische Kurvenparadiese machen richtig Spaß. Das Fahrwerk ist komfortabel (da hilft auch der lange Radstand), aber präzise, auch in schnell gefahrenen engen Kurven gibt es kaum Seitenneigung, die Lenkung vermittelt ein gutes Gefühl für Straße und Fahrzeug, auch bei höherem Tempo bleibt es sowohl vom Motor her, also auch in Sachen Windgeräusche leise. In der Stadt glänzt der Nissan Pulsar mit 10,2 Meter Wendekreis.

Zahlreiche Assistenten in der Topversion
Die Ausstattungslinien Visia, Acenta und Tekna entsprechen denen der anderen Baureihen bei Nissan, alle Pulsar-Versionen haben eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber rundum und das Fahrerinformationssystem mit seinem fünf Zoll großen Farbdisplay. Leichtmetallräder gibt es ab Acenta-Ausstattung, Tekna bietet dann das Komplettprogramm vom Nissan Safety Shield genannten Ensemble der Assistenten für Notbremsung, Spurhaltung, Überwachung des toten Winkels bis hin zur Rundumkamera und dem Navigations- und Infotainment-System "Connect".

Während die Modellbezeichnung des Pulsar bei uns noch einen fremden Klang hat, ist er den Autofahrern in Asien und Australien längst geläufig. Seit 1978 bietet Nissan dort Fahrzeuge mit diesem Namen an. Gebaut wird der europäische Pulsar im Nissan Werk Barcelona.

Bis Jahresende ist die Basisversion, also der Benziner in Visio-Ausstattung, ab 16.990 Euro zu haben, dann beginnt die Preisliste bei 17.990. Der Diesel kostet rund 2.500 mehr.

Fazit: Empfehlung
Der Nissan Pulsar reißt einen emotional zwar nicht vom Hocker und treibt einem nicht den Puls in die Höhe, dafür ist er aber ein durch und durch gelungenes Auto. Beinahe perfektes Fahrverhalten, überragende Platzverhältnisse, dabei sehr leise – der Pulsar ist eine echte Empfehlung.

Warum?

  • So muss ein Kompaktwagen fahren
  • So viel Platz sollte ein Kompaktwagen bieten

Warum nicht?

  • Spurhalteassistent nur akustisch
  • Überschaubare Motorenpalette

Oder vielleicht …

… VW Golf, Ford Focus, Opel Astra und die anderen Kompakten

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(Bild: kmm)



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