Fund in Stonehenge

Wiener Forscher entdecken 17 neue Monumente

Wissenschaft
09.09.2014 10:49
Hunderttausende Menschen pilgern Jahr für Jahr nach England, um die Steinkreise in Stonehenge zu besichtigen. Für den Wiener Forscher Wolfgang Neubauer sind jedoch nicht die Steine, sondern die Erde darunter interessant. Seit vier Jahren arbeitet er vor Ort und hat unter anderem 17 neue Monumente (kleine Bilder) entdeckt.

Das Projekt "Stonehenge Hidden Landscape" präsentierten Neubauer vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie und sein Team am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Birmingham. Dabei kommen die Archäologen völlig ohne Schaufel oder Spaten aus: Sie analysieren die Landschaft rund um das weltberühmt Monument mithilfe von Bodenradar, magnetischen Sensoren und terrestrischen Laserscannern, die unter anderem detailreiche 3D-Bilder der unterirdischen Anlagen liefern. So erhalten die Forscher ohne Grabungen Aufschluss über die Geschichte des Areals, das mit einer weit älteren Geschichte als der Errichtung der Megalithkonstruktion von Stonehenge aufwarten kann.

"In Wirklichkeit handelt es sich bei Stonehenge um eine riesengroße Landschaft, in der sich Hunderte Monumente befinden", erklärte Neubauer. Vor allem die Flächen zwischen den sichtbaren Grabhügeln seien lange "terra incognita" geblieben. Einigen verborgenen Schätzen ist man nun mithilfe dieser neuen Methoden auf die Spur gekommen: So haben der Archäologe und sein Team - darunter auch Experten der Universität Birmingham - etwa einen circa 6.000 Jahre alten "long barrow", also einen Langhügel, entdeckt.

33 Meter langes Grabmonument entdeckt
"Das Grabmonument ist besonders spannend, weil wir damit eine Verbindung zum europäischen Kontinent haben", meinte Neubauer. Denn bei dem "long barrow" machten die Bodenradardaten Spuren eines hölzernen Langhauses (kleine Bilder), das 33 Meter lang und acht Meter breit ist, sichtbar - eine Bauform, die in der Jungsteinzeit auch am Kontinent verbreitet war. "Hier wurden die Toten einer Gemeinschaft bestattet", schilderte Neubauer.

Es finden sich auch Hinweise auf die Form der Bestattung, die mit einer aufwendigen Entfleischung und Zerstückelung einherging. Einige Leichname wurden zudem ausgegraben und wieder bestattet. Diese Rituale wurden auf einem eigenen hölzernen Vorplatz durchgeführt. "Am Ende der Nutzung wurden die Häuser mit Kreidegestein aus der Umgebung überschüttet und so verborgen", erklärte der Archäologe.

Auch bei bereits bekannten Monumenten - wie etwa dem riesigen "Superhenge" Durrington Walls - konnte das Expertenteam neue Erkenntnisse liefern. Großflächige Messungen mit einem motorisierten Bodenradar ermöglichten Einblicke unter den rund um das Areal aufgeschütteten Wall. Dort fanden die Archäologen 70 große Gruben, die vermutlich als Fundamente für große Steine oder Holzpflöcke dienten. Diese wurden rund um eine natürliche Senke angeordnet, in der sich zwei Quellen befanden, die nur im Winter Wasser führten. "Das war vermutlich der Grund, warum dieser Ort schon lange vor Stonehenge als heilig galt", sagt Neubauer.

TV-Dokumentation wird im ORF gezeigt
Die Geschichte der Landschaft beginnt etwa 8.000 vor Christus, nach und nach soll diese jetzt freigelegt werden. "Mit dem Bodenradar erreichen wir eine Tiefe von zwei bis zweieinhalb Metern", so der Wissenschafter. Den Arbeiten auf dem inzwischen 23 Quadratkilometer großen Forschungsareal und ihren Ergebnissen wird nun auch eine TV-Dokumentation gewidmet. Der Zweiteiler "Operation Stonehenge" wird am 14. und 21. November, jeweils um 22.40 Uhr in der Sendereihe "Universum History", auf ORF 2 ausgestrahlt.

Für Neubauer ist die Arbeit aber noch nicht abgeschlossen: "Wir müssen jetzt unsere Daten wissenschaftlich aufarbeiten", erklärte er. Und selbst dann birgt die Landschaft um Stonehenge noch viele Geheimnisse: "Ich gehe von einem ungefähr 100 Quadratkilometer großen Areal aus", meinte der Archäologe.

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