In Echt jetzt

BMW M3/M4: Das Dynamik-Duo im Alltag

Motor
07.08.2014 15:13
"Warum kauft man sich so was, wenn man es doch gar nicht ausfahren kann?" Eigentlich müsste ich dem Typen, der mich mitten in Mödling anspricht, als ich aus dem Austin-Gelb-Metallic-farbenen BMW M4 aussteige, sagen: "Fahren Sie eine Runde, dann wissen Sie's." Mache ich natürlich nicht. Aber tatsächlich ist es etwas, was man wissen will und sollte: Wie ist es, wie fühlt es sich an, unterwegs in BMWs drahtigen Sportlern?
(Bild: kmm)

Das dynamische Duo BMW M3 und BMW M4 stellt nicht weniger als die Essenz der bayerischen Marke dar: sportlich, präzise, sehr potent und dabei durchaus sparsam. Heckantrieb. An diesen Autos kann sich der eherne BMW-Fan festhalten, dem es bei den Worten Dreizylinder, Frontantrieb und Family Van die Haare aufstellt.

Auch beim Druck auf den Startknopf stellen sich Haare auf, allerdings sind es die im Nacken, deren Wurzeln sich unter dem heiseren Bellen des 431 PS starken Dreiliter-Biturbo-Sechszylinders vorspannen. Das ist – soundmäßig betrachtet – der pubertärste Moment, denn wenn das Triebwerk erst mal warm ist, werden zumindest die Nachbarn nicht mehr wach. Und auch die Beifahrerin – sei es Gattin oder Schwiegermutter – verdreht nicht jedes Mal die Augen, wenn man ein bisschen Gas gibt.

Und so fährt sich das
Wo normale BMWs einen Fahrerlebnisschalter haben, ist die Einstellerei im M3/M4 ein wenig diffiziler. Lenkung, adaptives Fahrwerk (optional), Automatik, Fahrstabilitätselektronik, Motorcharakteristik samt Sound, alles gehört eingestellt, damit niemand – je nachdem – verschreckt oder gelangweilt wird. Der Einfachheit halber lassen sich am Lenkrad zwei Presets ablegen. Wunschgemäß gibt der BMW den bösen Sportwagen oder die brave Limousine, wobei das Fahrwerk in jedem Fall recht hart ist.

Im Limo-Modus lässt der Münchner einen tatsächlich in Ruhe, drängt sich nicht auf, lenkt nicht vom Plausch mit Mitfahrern oder über die Bluetooth-Freisprechanlage ab. Das Stopp-Start-System schaltet man am besten ab. Sehen wir es als Notwendigkeit, damit der Hersteller einen guten Normverbrauchswert erzielen kann (8,3 l/100 km).

Schärft man die Systeme, wird der Wagen zum gespannten Bogen mit angelegtem Pfeil. Jeder sanfte Druck aufs Gaspedal ist im Rücken zu spüren, die Beschleunigung ist beeindruckend. Damit meine ich weniger die 4,1 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h, sondern z.B. Kickdown bei 150 Sachen. Und dann auch noch nicht die Beschleunigung nach dem Runter-, sondern den flugzeugartigen Schub direkt nach dem Raufschalten. Bis Tacho 268 geht es so weiter, das sind echte 262 km/h (in der Zulassung steht 250 km/h).

Freude am … Sie wissen schon
Sie haben schon gemerkt, wir sind auf einer deutschen Autobahn unterwegs, wo natürlich nicht alle so schnell fahren. Doch auch beim Bremsen geht der Puls nicht in die Höhe. Steht man voll auf dem Pedal, kann man richtig fühlen, wie das Sportfahrwerk arbeitet, um das Geschoss absolut stabil in der Spur zu halten. Fans der Lichthupenbetätigung sei gesagt: An Überholprestige ist einiges vorhanden, man kommt auch ohne am Hebel zu ziehen gut vorwärts. Mit der Lichthupe zieht man sich nur den Unmut der anderen zu.

Auf jeden Fall sind beide BMWs angenehme Fahrzeuge für weite Reisen bei höherem Tempo, es ist innen sogar relativ leise. Nur bei höherem Tempo kriegt man den Fahrtwind an den Seitenscheiben mit. Interessanterweise kann es sich im Sport-Plus-Modus entspannter anfühlen als in den anderen Modi, und zwar wegen der steileren Gaspedalkennlinie: Wenn man im siebten Gang beschleunigt, schaltet das Doppelkupplungsgetriebe nicht herunter und man surft einfach auf der Drehmomentwelle. Ist der Antrieb auf Comfort oder Sport, wird meistens ein Herunterschalten ausgelöst, weil man für die gleiche Beschleunigung viel weiter aufs Gas steigen muss. Nicht ideal. Aber es steht einem natürlich jederzeit frei, selbst zu schalten. Entweder per Schalthebel oder mit den Paddles, die elegant, Klingen gleich, hinter dem Lenkrad stehen. Je nach Neigungsgruppe wie Schwerter oder wie Brieföffner.

Es braucht keine Autobahn, um den M3/M4 zu genießen. Das Gefühl, mit dem Fahrzeug verwachsen zu sein, es wie einen gut sitzenden Anzug zu tragen, das hat man auch auf kurvigen Land- oder Bergstraßen, samt der Chronometer-Präzision in Fahrwerk und Lenkung. Das macht noch mehr Spaß, als einfach zu rasen.

BMW M3 und M4 im Alltag
Wenn es ein Bediensystem gibt, das der Perfektion nahekommt, dann ist es das iDrive von BMW mit Touchpad auf dem Controller. Es ist fast alles intuitiv zu finden, der Blick wird nicht lange von der Straße gelenkt, wie das grundsätzlich bei Touchscreens der Fall ist. Erstaunlich, dass sich BMW auf lange Sicht Richtung Touchpad und Sprachsteuerung bewegen will, aber noch ist es nicht so weit.

Zum sicheren, unabgelenkten Fahren trägt auch das hervorragende Head-up-Display bei, das bei aktivierter Zielführung (und nur dann!) auch Navigationsinformationen einspiegelt. Im M-Modus hat es auch einen farbigen, beweglichen Balken als Drehzahlmesser, allerdings ist dessen Kontrast zu schwach.

Für den Tempolimitassistenten gilt das Lob ausdrücklich nicht, denn der zeigt teilweise öfter das falsche als das richtige Tempolimit an, so z.B. auf der A23 durchgehend 60 statt 80 km/h. Aber andernorts auch gerne zu viel, was dann teuer werden kann. Und weil wir gerade beim Meckern sind: Nach einer Fahrtunterbrechung hat das Navi bisweilen Schwierigkeiten, eine zuvor gewählte alternative Route wiederzufinden.

Ein Extra-Lob gibt es für die Türfächer, in die sogar eine 1,5-Liter-PET-Flasche passt. Schließlich braucht man auf ambitionierten Reisen Flüssigkeit, will aber nicht ständig eine Flasche herumkugeln haben.

Die feinen Unterschiede zwischen M3 und M4
Technisch sind die beiden praktisch identisch, doch der Auftritt ist unterschiedlich, was der Hersteller wiederum durch die "Kommunikationsfarben" unterstreicht. Das Gelb des M4 ist auffällig genug, um die Blicke auf sich zu ziehen, betont aber zugleich die Eleganz des Coupés und dessen fließende Linien. Die vorderen Seitenscheiben sind rahmenlos. Zum perfekten Glück fehlt nur noch, dass sich die hinteren Scheiben samt B-Säulen versenken lassen.

Das Design des M3 wirkt etwas gröber, auf der Kofferraumhaube klebt sogar eine Spoilerlippe und das "Yas Marina Blau Metallic" hat etwas leicht Halbstarkes, auch wenn es einem der drei Farbbalken im M-Logo entspricht. Dabei ist der M3 der bessere Kumpel, weil er weniger Einschränkungen verlangt. Hier ist es dank der Extra-Türen und des höheren Dachverlaufes keine Strafe, hinten sitzen zu müssen, und die Beifahrerin hat sogar einen Haltegriff über der Tür. Theoretisch ist sogar die Gewichtsverteilung eine Idee besser (die Türen sorgen für mehr Gewicht auf der Hinterachse), aber den Unterschied habe ich ehrlich gesagt nicht erfahren.

Beide haben übrigens serienmäßig ein Carbondach, was dem Fahrzeugschwerpunkt guttut. Auf die Sichtcarbonblenden im Innenraum könnte ich aber gut verzichten. Grenzwertig, aber irgendwie cool ist das beleuchtete M-Logo in den Vordersitzlehnen.

Fazit
Es ist wirklich erstaunlich, was hier geboten wird. Viel Leistung, die fast schon kinderleicht zu handeln ist, in zwei Sportwagen, die mit umklappbarer Rücksitzlehne voll bzw. zumindest eingeschränkt (M4) familientauglich sind. Die Testverbrauchswerte hätte man vor nicht allzu langer Zeit noch nicht für möglich gehalten: 10,1 l/100 km waren es im einen Fall, wobei ich dabei beim Ausflug nach Deutschland nie mehr als 200 km/h gefahren bin. Im anderen Fall sind im Schnitt rund 12,5 Liter Super plus durch die Leitungen geflossen, allerdings mit nicht wenigen echten Vollgasanteilen bis zur Höchstgeschwindigkeit. Hut ab.

Ja, und der Typ vom Anfang der Story? Ist offenbar auch schon überzeugt und outet auch gleich seine Vorlieben: "Ich kaufe mir auch gerade so was", sagt er und meint damit, er hat sich einen BMW 530d Touring bestellt. Auch der profitiert wie die ganze Modellpalette vom sportlichen Image des dynamischen Duos und nährt sich an der Essenz, in der es sich konzentriert.

Mehr zu BMW M3 und BMW M4 gibt es hier.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele