Kontroverse in USA

Millionen-Honorare: Reden ist für Clintons Gold

Ausland
09.07.2014 13:19
Studenten an der University of Nevada in Las Vegas sind empört: 225.000 Dollar zahlt die Einrichtung an Ex-Außenministerin Hillary Clinton für eine Rede im Oktober. Zugleich ist die Hochschule so knapp bei Kasse, dass die Studiengebühren im Laufe der nächsten vier Jahre um 17 Prozent angehoben werden sollen. Also forderten Vertreter der Studentenführung in einem Brief von der ehemaligen First Lady, auf ihr Honorar zu verzichten. Überhaupt ist der Wohlstand der Clintons wieder einmal Grund für heftige Kontroversen in den USA.

Las Vegas ist kein Einzelfall: Nach Angaben der "Washington Post" haben acht Universitäten Hillary Clinton für Reden nach ihrem Ausstieg als Außenministerin Anfang 2013 jeweils Hunderttausende Dollar gezahlt, zusammen mindestens 1,6 Millionen Dollar. Hinzu kommen bezahlte Vorträge vor vielen anderen Einrichtungen und Organisationen in der Privatindustrie.

Eine entsprechende Auflistung der "Washington Post" entfachte nun eine neue heftige Debatte um Hillary und ihren Mann, Ex-Präsident Bill Clinton. Erbitterte Gegner, die das Paar immer schon als habgierig gebrandmarkt haben, sehen sich in ihrem Urteil bestätigt, dass die Clintons schlicht schamlos seien. Sie erinnern beispielsweise an Bill Clintons Geldsammelaktion zum Bezahlen seiner Anwaltskosten im Zuge der Lewinsky-Affäre. Oder auch an Berichte, laut denen die Clintons bei ihrem Auszug aus dem Weißen Haus im Jahr 2001 eine Reihe von Gegenständen mitnahmen - und für die sie dann nachträglich zum Teil bezahlten.

Bill verdiente durch Reden in zwölf Jahren über 100 Millionen
Zwar haben auch andere Ex-Politiker durch Reden Millionen verdient, doch die Clintons streifen Honorare in bisher ungeahnter Höhe ein. Erst kürzlich hatte die "Washington Post" enthüllt, dass es Bill Clinton zwischen Jänner 2001 und Jänner 2013, als seine Frau als Ministerin zurücktrat, durch 542 Reden auf sagenhafte 104,9 Millionen Dollar gebracht hat. Hillary Clinton tritt in seine Fußstapfen, und gibt es auch bisher keine öffentlich zugänglichen Unterlagen über ihre Redehonorare, gehen Experten von 200.000 Dollar oder mehr pro Auftritt aus. Und, so heißt es: Sie ist derzeit heißer begehrt als ihr Mann.

Dass der Wohlstand der Clintons so viele interessiert, liegt natürlich auch daran, dass die nächsten Präsidentschaftswahlen, die 2016 stattfinden, näher rücken. Die meisten Experten glauben, dass die Demokratin Hillary antreten wird - und sie mit ihrer Werbetour für ihr Buch "Entscheidungen" indirekt den Wahlkampf schon begonnen hat.

Unabhängige Analysten, aber auch Clinton-Unterstützer, meinen, der Wohlstand der Clintons könnte Gegnern eine offene Flanke für Attacken bieten. Nicht nur, dass eine Menge des Geldes durch Reden vor Unternehmen zustande kam, was Opponenten als zu große Nähe zu mächtigen Interessensgruppen ausschlachten könnten. Hillary Clinton, so kommentierten mehrere US-Medien, habe sich zudem durch jüngste Äußerungen über ihre und Bills Vermögenslage selbst dem Vorwurf ausgesetzt, kein Gespür dafür zu haben, was wirkliche finanzielle Nöte sind.

Hillary: "Waren beim Verlassen des Weißen Hauses total pleite"
So sagte sie im Zuge ihrer Buch-Werbekampagne dem Sender ABC, sie und Bill seien "beim Verlassen des Weißen Hauses total pleite", ja verschuldet gewesen. Kein Wort darüber, dass schon kurz darauf die ersten von vielen Hunderttausenden Dollar durch Vorträge von Bill aufs Bankkonto flossen. Und als der britische "Guardian" wenig später wissen wollte, ob sie in der Frage des - krassen - Ungleichgewichts bei den Einkünften in den USA nicht "Teil des Problems" sei, antwortete Hillary, dass die Clintons nicht so gesehen würden. "Denn wir zahlen normale Einkommensteuern, anders als eine Menge Leute, denen es wirklich finanziell gut geht, ohne Namen nennen zu wollen - und wir haben es durch harte Arbeit getan."

Den Clintons geht es also "nicht wirklich gut"? Da kratzen sich doch viele verwundert am Kopf. Hillary selbst hat mittlerweile einen Verteidigungsfeldzug gestartet. Ließ die Universität in Las Vegas wissen, dass ihr Honorar aus Spendengeldern stamme und Studenten nichts weggenommen werde, gab die Ex-Senatorin bekannt, dass alle Einkünfte aus Uni-Reden an die globale Clinton-Stiftung geflossen seien. Tatsächlich geht nach Angaben der "Washington Post" aus Unterlagen hervor, dass es auch Bill mit einem Teil seiner Honorare so hielt.

Durch Wohlstand Zielscheibe des Spotts von Politsatirikern
Aber das macht die Clintons immer noch zu Multimillionären - und zu einer Zielscheibe des Spotts von Politsatirikern. So bekannte TV-Komödiant Jon Stewart, es gehe ihm immer noch ans Herz, wenn er an den Pleitegeier bei den Clintons zurückdenke. Dabei wischte er sich mit einer 20-Dollar-Note eine imaginäre Träne von der Wange…

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