Einstiegspläne?

Pilz warnt vor “Angriff des Kremls auf die OMV”

Wirtschaft
26.06.2014 20:08
Der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz und zwei von der Nachrichtenagentur Reuters zitierte "Insider" haben am Donnerstag Informationen verbreitet, wonach der russische Gasriese Gazprom beim österreichischen Ölkonzern OMV einsteigen wolle. Der bisherige Partner der Republik Österreich als OMV-Eigentümer, der Staatsfonds von Abu Dhabi IPIC, wolle sich zurückziehen. Pilz sieht in dem Schritt einen "strategischen Angriff des Kremls auf die OMV". Bei der ÖIAG will man nichts von den Plänen wissen. Jedoch wird dem frisch gekürten neuen Aufsichtsratschef Siegfried Wolf eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt.

Pilz erklärte am Donnerstag, er habe "konkrete Hinweise" von mehreren Quellen, dass der OMV-Großaktionär IPIC schrittweise seinen 24,9-Prozent-Anteil an die Gazprom abgebeben könnte. Österreich würde sich damit zur "Hintertür für Russland in der EU" machen lassen.

Mit dem am Donnerstag frisch gekürten Aufsichtsratschef der ÖIAG und Ex-Magna-Boss Siegfried Wolf (siehe Story in der Infobox) werde ein "V-Mann von Putin" der Chefaufseher der Staatsholding, so Pilz weiter. Er habe Finanzminister Michael Spindelegger mehrmals vor diesem Szenario gewarnt. Für den Oppositionspolitiker verhält sich die Bundesregierung in dieser Causa "gefährlich dumm".

Vom Wirtschaftsministerium genehmigt werden müsste ein Gazprom-Einstieg nur dann, wenn die Gazprom als nicht-europäischer Investor - der weder aus der EU noch dem EWR oder der Schweiz stammt - an der OMV zumindest eine Sperrminorität von 25 Prozent erwerben wollte.

Wolf: "OMV-Einstieg der Gazprom ist uns völlig neu"
Die ÖIAG, die 31,5 Prozent der OMV-Aktien hält und dieses Paket mit den 24,9 Prozent von IPIC in einem sogenannten Syndikatsvertrag gebündelt hat, erklärte, man habe keine Hinweise für Ausstiegspläne von IPIC. Wolf zeigte sich bei seiner Antritts-Pressekonferenz am Donnerstag ebenfalls überrascht: "Dass die Gazprom bei der OMV einsteigen will, ist uns völlig neu, das kennen wir nicht", sagte er.

Auch von Plänen des Kernaktionärs IPIC, sich aus der OMV zurückzuziehen, weiß Wolf nach eigenen Angaben nichts. Man habe seit Langem eine gute Syndikatsbeziehung. "Ich bin genauso überrascht wie Sie auch von dieser Ankündigung, von wem sie auch immer kommt."

Von Gazprom und IPIC lagen vorerst keine Stellungnahmen vor. Entsprechende Gespräche zwischen IPIC und Gazprom wurden bereits geführt, sagte jedoch eine mit den Verhandlungen vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Eine Entscheidung über den Preis sei demnach noch nicht gefallen.

Neuer ÖIAG-Chef mit Nahverhältnis zu Putin
Die Nähe der OMV zu Gazprom hatte sich erst am Dienstag gezeigt, als die Österreicher mit den Russen ein Abkommen zum Bau des Österreich-Teils der neuen Gaspipeline South-Stream unterzeichneten. Dem neuen ÖIAG-Chef Wolf wiederum, der im Firmengeflecht des russischen Oligarchen Oleg Deripaska arbeitet, wird schon seit Langem eine Nähe zum russischen Präsident Wladimir Putin nachgesagt.

Wolf selbst sagte dazu: "Ich glaube, wer Herrn Putin kennt, der sucht sich seine Leute, die er in die Nähe lässt und mit denen er sich unterhält, selber aus." Er habe aber in Russland als Manager Verantwortung für einige Hunderttausend Arbeitsplätze, "daher ist es sicher auch naheliegend, dass sich der Präsident des Landes darüber unterhält".

Während aus derzeitiger Sicht völlig offen ist, ob es je zu diesem Deal kommt, wäre es für IPIC die Gelegenheit, ihre Aktien abzustoßen und vom Kursgewinn von sieben Euro beim Einstieg vor 20 Jahren auf heute 33 Euro zu profitieren. Gazprom wiederum ist auf Expansion in Europa.

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