Aufstand in Mossul

Zweitgrößte irakische Stadt in Islamistenhand

Ausland
10.06.2014 14:36
Nach tagelangen Gefechten haben Kämpfer einer islamischen Terrorgruppe am Dienstag die nordirakische Metropole Mossul eingenommen. Die Stadt sei "nicht mehr unter staatlicher Kontrolle und in den Händen der Aufständischen", hieß es aus dem Innenministerium. Laut Medienberichten stürmten die Terroristen die Gefängnisse und ließen mehr als 1.400 Häftlinge frei, Tausende Bewohner flohen.

Hunderte Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) hatten am Montagabend den Sitz der Provinzregierung eingenommen. Sie stürmten das Gebäude, bewaffnet mit Panzerfäusten und schweren Maschinengewehren. Der Gouverneur der Provinz Nineveh war zunächst eingeschlossen, konnte das Gebäude aber schließlich verlassen. Die Regierungstruppen hätten sich zurückgezogen, sagte der Politiker dem Nachrichtensender Al-Arabiya am Dienstag.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief am Nachmittag das Parlament auf, den Ausnahmezustand über Mossul zu verhängen. Seine Landsleute rief der Regierungschef im Staatsfernsehen auf, sich den "Terroristen" entgegenzustellen.

Türkische Lastwagenfahrer entführt?
Die türkischen Behörden prüfen Hinweise, wonach ISIL-Kämpfer in Mossul 28 türkische Lastwagenfahrer entführt haben sollen. Nach Berichten türkischer Medien haben Terroristen die Männer gefangen genommen. Die Lkw-Fahrer hätten Diesel-Kraftstoff von der südtürkischen Stadt Iskenderun nach Mossul liefern sollen, als sie von den Islamisten überfallen worden seien.

Beobachter gehen davon aus, dass mehr als 3.000 ISIL-Kämpfer in der Region um das knapp drei Millionen Einwohner zählende Mossul aktiv sind. Die Gruppe gehört zu den radikalsten Sunnitengruppen, die im arabischen Raum einen Gottesstaat errichten wollen. Seit Jänner kontrollieren die Milizionäre bereits Gebiete der westlichen Provinz Anbar und liefern sich dort heftige Kämpfe mit Regierungstruppen. Aus der Provinz sind nach UNO-Angaben inzwischen mehr als 500.000 Menschen geflohen. Viele hätten sich zu Fuß auf den Weg gemacht, da ihnen die Nutzung ihrer Fahrzeuge in der Stadt verboten worden sei.

Machtkampf Sunniten vs. Schiiten eskaliert
Im Irak eskaliert derzeit der langjährige Machtkampf zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Die Sunniten, die zu Zeiten des Diktators Saddam Hussein gute Aussichten auf Karrieren in Staat und Armee hatten, fühlen sich von der schiitisch dominierten Regierung diskriminiert.

Organisationen wie die ISIL gewannen durch den Konflikt großen Einfluss. Ein Grund dafür ist auch das Machtvakuum in Syrien: Extremistische Milizen haben dort einen Rückzugsort und Zugang zu Waffen. Allein am vergangenen Wochenende sind bei einer Serie von Anschlägen im Irak mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Dienstagmittag riss ein Selbstmordattentäter auf einer Trauerfeier in der Stadt Bakuba 33 Menschen mit sich in den Tod, 54 Menschen wurden verletzt.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele