Massive Folgen

Schleppnetze zerstören Meeresboden in der Tiefsee

Wissenschaft
19.05.2014 21:00
Die Fischerei mit Grundschleppnetzen hat massive Folgen für das Leben am Boden der Tiefsee. Das zeigt die Studie eines internationalen Forscherteams um Jacobo Martín vom Institut für Meereswissenschaften in Barcelona. Demnach gibt es in Gebieten, in denen diese Fangmethode regelmäßig angewendet wird, deutlich weniger organisches Material und kleinere Lebewesen auf dem Meeresgrund. Auch die Artenvielfalt ist dort geringer.

Die Fischerei mit sogenannten Grundschleppnetzen ist ein weltweit verbreitetes Verfahren zum Fang von Meerestieren wie Schollen, Seezungen oder Garnelen. Die Methode hat viele Kritiker, da bei ihrem Einsatz Meeresboden zerstört und darauf lebende Wesen vernichtet werden.

Scherbretter pflügen Meeresboden um
Grundschleppnetze bestehen aus einem trichterförmigen Fangsack, der von einem oder mehreren Schiffen gezogen wird. Die maulartige Öffnung des Netzes wird über unten liegende Gewichte und oben befindliche Schwimmkörper erzeugt. Beim Typ der Scherbrett-Grundschleppnetze befindet sich auf der Unterseite des Eingangs ein Grundtau, das über den Meeresboden gezogen wird. Zwei seitliche Scherbretter aus Holz oder Metall ziehen das Netz auseinander. Diese Bretter sind extrem schwer und können Furchen in den Boden ziehen (kleines Bild), wodurch Sediment aufgewirbelt wird.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher den 40 Kilometer langen unterseeischen Canyon La Fonera. Fast täglich fahren hier Schiffe hinaus, um Afrikanische Tiefsee-Garnelen zu erbeuten. Die Grundschleppnetz-Fischerei findet fast nur entlang der Nordseite des Canyons statt, die Südseite wird nur teilweise derartig befischt. Die Wissenschaftler verglichen nun den Zustand des Meeresbodens der mit Grundschleppnetzen befischten Regionen mit dem der unbefischten Areale.

Artenvielfalt und Bodenfauna reduziert
Die Analysen zeigten, dass das Sediment in den befischten Gebieten deutlich weniger organisches Material enthält und eine geringere Meiofauna - also kleine Bodenlebewesen - aufweist. Auch die Artenvielfalt war dort geringer. So kamen in den befischten Sedimenten etwa weniger Fadenwurm-Spezies vor. Nach Angaben der Forscher sind die Auswirkungen der Grundschleppnetz-Fischerei auf das Tiefsee-Ökosystem vergleichbar mit den "katastrophalen Effekten" der Bodenabtragung, die der Mensch beschleunigt.

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