Fitness-Tipps im ORF

Dagi Koller: “Habe keine Angst vor dem Altersheim”

Adabei
10.05.2014 17:00
Fit wie Dagi. Im ORF ("Wien heute") gibt Musical-Lady Dagmar Koller jetzt Fitness-Tipps. Mit Conny Bischofberger spricht die 74-Jährige über ihre Morgengymnastik, Schönheitsrituale und ihren Traum vom Lebensabend in der Seniorenresidenz.

In der Wiener Naglergasse hebt sie nicht ab. Aber am Handy, in Mykonos! "Ich bin hier auf einer Promotion-Reise. Lauter junge, lustige Leute. Und ich halt." Selbst in Griechenland sind die "Seitenblicke" nicht weit, wenn Dagmar Koller, die im August 75 wird, dort auftritt. "Heute haben sie mich für ein Interview auf ein Schiff hinaufgestellt. Der Wind war so stark, dass man kein Wort verstanden hat. Die Haare, die Tücher, alles hat es mir um den Kopf geschlagen."

Sie klingt vergnügt und erzählt freimütig, dass sie am Abend vorher im "Royal Myconian Resort" fleißig Ouzos getrunken hat. Lässt sie da ihr Morgentraining auch einmal ausfallen? "Ich mach' das seit 60 Jahren", wundert sich Dagi über die Frage. "Außer einem Handtuch und meinem schwarzen Ballett-Trikot - es ist schon 20 Jahre alt - brauche ich dazu nichts." In "Wien heute" (ORF 2) macht sie es seit Samstag vor.

"Krone": Frau Koller, wie muss man sich Ihre Morgengymnastik vorstellen?
Dagmar Koller: Also, das beginnt schon im Bett. Ich lasse mich rückwärts mit dem Kopf voran auf den Teppich gleiten, den Rücken durchgebogen, und massiere mir im Liegen die Haare. Das hab' ich vom alten Dusika gelernt. Der hat sich auch jeden Morgen den Kopf massiert. Da wird das Gehirn wach! Dann ziehe ich mich acht Mal aufs Bett hoch und hab' schon meine ersten Bauchübungen gemacht.

"Krone": Warum acht Mal?
Koller: Ich mag diese Zahl. Jede Übung acht Mal, das Ganze dauert acht Minuten. Mehr braucht man nicht.

"Krone": Was kommt nach der Teppichübung?
Koller: Da dehne ich meine Achillessehne. Die wird ja im Alter immer kürzer. Auch acht Mal. Dann kommen Kniebeugen. Die mache ich aber nicht wackelig und indem ich mich an einem Sessel festhalte, sondern freihändig und wunderschön, wie beim Ballett. Dann kommen Balance-Übungen. Armbewegungen, wie bei den indischen Tänzen, und Handübungen, damit die Fingergelenke beweglich bleiben.

"Krone": Zu Musik?
Koller: Ja, zu Ö1 oder Radio Niederösterreich. Wer mir gerade schöne Lieder spielt. Und vor dem Spiegel. Da sehe ich meine Muskeln und ob ich langsam einen dicken Bauch kriege.

"Krone": Was sehen Sie noch?
Koller: Mein ungeschminktes Gesicht, da schau' ich mir eigentlich gar nicht ähnlich (kichert). Es ist manchmal schon ein Schock, wie man ausschaut in der Früh. Ich bin ja jemand, der nur perfekt geschminkt auf die Straße geht.

"Krone": Wie lange brauchen Sie dafür?
Koller: Dreimal so lange wie für die Gymnastik. Bis meine Haare in der Fasson sind mit heißen Wicklern, bis ich meine Augen geschminkt habe mit einem Spezialvergrößerungsspiegel, weil ich nicht mehr so gut sehe, das dauert seine Zeit.

"Krone": Wer kam auf die Idee, dass Sie Ihre Fitnessübungen jetzt im Fernsehen zum Besten geben?
Koller: Ursprünglich der Purzl Klingohr. Der wollte das einmal für die "Seitenblicke" drehen. Jetzt wollten sie es von "Wien heute" mit mir machen. Weil viele Leute beim ORF anrufen und wissen wollen, wie ich meine Figur halte. Also hab' ich halt zugestimmt. Die haben mir einen Fitnesscoach zur Seite gestellt, dem habe ich mich total hingegeben.

"Krone": Sind Sie jetzt die neue Vorturnerin der Nation?
Koller: Der Helmut wär' ganz böse, wenn er das hört. Du bist keine Turnerin, würde er sagen, du bist eine Tänzerin. Die Ilse Buck war ja eine Gymnastiklehrerin. Die hat ja richtige Turnübungen gemacht. Ich komme aber vom Ballett, nicht aus dem Turnsaal.

"Krone": Wie würden Sie Ihre Übungen bezeichnen?
Koller: Das sind grazile, beschwingte Bewegungen, wunderschön anzuschauen. "Dagmar-Movements" vielleicht. Wenn ich diese Übungen nicht mache, bin ich eine alte Frau.

"Krone": Sie werden im August 75 - wie alt fühlen Sie sich?
Koller: Darüber denke ich nicht nach. Das ganze Anti-Aging-Zeug ist doch die größte Lüge. Wir müssen mit den Falten leben. Und uns täglich sehr pflegen.

"Krone": Haben Sie sich wirklich nie etwas spritzen lassen?
Koller: Botox? Jössas na! Davor hat mich die Shirley McLaine gewarnt. "Lass die Finger davon!", meinte sie. Die hat schon mit 40 damit angefangen und im Alter rheumatische Beschwerden bekommen. Das wollte ich nie. Mir tut schon ein Peeling furchtbar weh auf der Haut.

"Krone": Was lassen Sie auf Ihre Haut?
Koller: Nur die Mollcreme, seit Jahrzehnten schon. Die ist aus der Apotheke und kostet nicht einmal 20 Euro. Meine Mutter hat sie schon verwendet.

"Krone": Diesen Sonntag ist Muttertag. Was hat Ihnen Ihre Mutter mitgegeben?
Koller: Einfach alles. Sie war mein großes Vorbild. Sie ist mit 97 gestorben, weil sie nach einer Grauen-Star-Operation plötzlich so gut gesehen hat, dass sie ganz entsetzt darüber war, wie alt sie geworden ist. Das hat sie nur schwer verkraftet. Sie wurde lebensmüde und hat sich dann nie mehr geschminkt.

"Krone": Frau Koller, Sie gehen bald ins verflixte siebente Jahr ohne Ihren Helmut. Wird die Zeit kommen, in der Sie sich einen neuen Mann vorstellen können?
Koller: Man kann es natürlich nie sagen. Wir haben schon ein ganz besonderes Leben geführt. Nach dem Helmut habe ich niemanden mehr getroffen, der in mein jetziges Leben hineinpassen könnte. Das tut mir eigentlich leid. Ich würde das Schöne, das ich erlebe, gerne teilen.

"Krone": Sind Sie manchmal einsam?
Koller: Ja, meistens von Freitag bis Sonntag. Aber ich bin gern allein. Da höre ich Musik, mache mir meinen Rooibos-Tee und schaue alte Fotos an vom Helmut und von mir. Wir führen auch Zwiegespräche. Wenn ich an seinem Grab stehe, dann denk' ich mir oft: "Liegst ja nur 15 Meter entfernt vom Kreisky. Ihr führt jetzt sicher interessante Gespräche."

"Krone": Glauben Sie an ein Wiedersehen nach dem Tod?
Koller: Sicher. Was glauben Sie, wie die zwei sich freuen, wenn ich nachkomm'. Da treffen wir uns alle oben (lacht).

"Krone": Ist das Ihre Vorstellung vom Sterben?
Koller: Meine Vorstellung ist, dass es schnell geht. Schmerzen habe ich beim Helmut erlebt, darum würde ich den Herrgott bitten, dass ich nicht so leiden muss, wie der Helmut hat leiden müssen. Aber vorher werd' ich noch viele schöne Jahre in der Seniorenresidenz verbringen.

"Krone": Schon gebucht?
Koller: Nein, aber ich habe die allerschönste im Auge. Ich hab' keine Angst vor dem Altersheim. In dem Moment, wo ich es alleine nicht mehr schaffe, packe ich meine Sachen und zieh' ein.

"Krone": Stellen Sie sich das nicht furchtbar vor?
Koller: Nein, denn ich werde alle unterhalten. Lieder singen mit den Hundertjährigen, kann es was Schöneres geben? Ich werde Spaß haben mit den alten Leuten. Und die Lebenserwartung im Altersheim vielleicht sogar noch etwas steigern.

Ihre Karriere
Geboren am 26. August 1939 in Klagenfurt. Schon mit sechs besucht Dagmar die Ballettschule. An der Wiener Musikhochschule studiert sie Gesang und Schauspiel. Ihre jahrzehntelange Karriere als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin startet sie an der Wiener Volksoper. Als Operetten- und Musicalstar feiert sie auch im Ausland große Erfolge. Von 1978 bis zu seinem Tod 2008 ist sie mit Helmut Zilk, dem früheren Wiener Bürgermeister, verheiratet. In "Wien heute" (ORF 2) gibt sie an vier Samstagen jeweils um 19 Uhr ihr Gymnastik-Programm zum Besten, das sie seit 60 Jahren praktiziert.

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(Bild: kmm)



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