Kronzeuge packt aus

Das sind die geheimen Regeln der “Hells Angels”

Ausland
05.05.2014 08:50
Die geheime Welt der "Hells Angels": Bislang war über das Innenleben der Rockerbande kaum etwas bekannt. Jetzt hat ein Aussteiger ausgepackt und verraten, wie der Biker-Klub wirklich funktioniert. So berichtete die deutsche "Bild"-Zeitung am Montag etwa über ein Alkoholverbot für die Höllenengel. Der Bericht stützt sich auf die Aussagen eines 26-jährigen Ex-Mitglieds, das mittlerweile als Kronzeuge der deutschen Justiz fungiert.

Nachdem im vergangenen Februar am Rheinufer ein abgetrennter Arm gefunden worden war, der einem vermissten Ex-Mitglied der "Hells Angels" gehörte, war der Biker-Klub bei unseren deutschen Nachbarn verstärkt ins öffentliche Interesse gerückt. Wenig später hieß es in Medienberichten, zwischen "jungen Wilden und Altvorderen" tobe ein Machtkampf. Die Hells-Angels-Chefs aus 30 europäischen Ländern hätten sich daraufhin getroffen, um die Streitigkeiten beizulegen.

Für weitere Unruhe unter den deutschen Höllenengeln sorgt nun ausgerechnet ein Ex-Mitglied. Der 26-jährige Kassra Z., auch der "Perser" genannt, packte in den letzten Wochen gegenüber Berliner Ermittlern aus. Während er für seine früheren Kameraden ein Verräter sei, sei er für die Berliner Staatsanwaltschaft "eine Art Sechser im Lotto", berichtete "Spiegel Online".

Insider listet geheime Regeln auf
Über das Innenleben der Gang habe demnach in Berlin noch nie jemand so detailliert berichtet. Es gehe unter anderem um zwei Tötungsdelikte, einen versuchten Mord, eine Schießerei und einen Handgranatenanschlag. Dazu Details über Anabolika- und Drogenhandel - und das Leben innerhalb des Biker-Klubs.

Aufgrund der Aussagen von Kassra Z. wurden mittlerweile mehrere Männer festgenommen. Der "Bild"-Zeitung liegen nun jene Angaben des Insiders vor, die erstmals tiefe Einblicke in die Organisation der "Hells Angels" gewähren:

Aufstieg: Drei Monate lang muss sich ein Anwärter als "Hangaround" bewähren, der untersten Stufe bei den "Hells Angels", schreibt die Zeitung. Dazu gehöre, das Klubhaus zu putzen oder Motorräder zu tanken. Kosten: 110 Euro pro Monat. Danach werde ein Anwärter für mindestens ein Jahr "Prospect" (720 Euro einmaliger Beitrag), dann "Full Member" für einmalig 1.500 Euro. Diese Beförderung werde an alle Klubs per Mail weitergegeben - weltweit.

Verbote: Alkohol ist laut dem 26-Jährigen Insider - zumindest im Berliner Chapter und außer auf Jahresfeiern - verboten. Auch Bus- oder Bahnfahren seien demnach untersagt.

Geheimhaltung: Laut "Bild" sind Handys bzw. Smartphones für wichtige Gespräche untersagt. Am Telefon dürfe zudem nichts über den Klub oder Namen gesagt werden. Selbst als Opfer einer Straftat sei es Mitgliedern der "Hells Angels" verboten, mit der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zu sprechen.

Strafe: 500 Euro Strafe drohen einem Mitglied, das die Regeln verletzt, so das Ex-Mitglied gegenüber der "Bild". Kutte und T-Shirt müssen abgegeben werden, jede Bestrafung werde allen Mitgliedern weltweit mitgeteilt. Wer länger als ein Jahr suspendiert sei, fliege ganz raus.

Verrat: Wirklich gefährlich wird es für die Rocker bei Verrat. Wer in die Kasse greife oder zu einem anderen Klub wechsle, gelte als vogelfrei, so der Insider. Per Mail werde sein Foto an alle Mitglieder gesendet - und die dürften dann mit dem Opfer machen, was sie wollen.

Entscheidung nach TV-Beitrag über Mutter von Mordopfer
Doch warum hat sich Kassra Z. trotz möglicher schwerwiegender Konsequenzen dazu entschieden auszupacken? Ausschlaggebend für seinen Abschied von den "Hells Angels" sei letztendlich ein TV-Beitrag gewesen, berichtete "Spiegel Online". In einer Reportage von Spiegel TV ging es um den Mord an einem jungen Mann. Er war einem Anschlag der "Hells Angels" zum Opfer gefallen, Kassra Z. befand sich wenig später unter den verhafteten Rockern.

In der Untersuchungshaft habe der "Perser" dann einen TV-Beitrag gesehen, in dem die Mutter des Mordopfers von ihrem Schmerz und ihrer Trauer berichtete. "Für meinen Mandanten war der Film der letzte Anstoß zu reden. Was die Mutter sagte, wie sie litt, hat meinen Mandanten sehr betroffen gemacht", erklärte der Anwalt des Ex-Höllenengels gegenüber "Spiegel Online".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele