Präsidentschaftswahl
Ägypten: Linkspolitiker gegen Ex-Feldmarschall
"Zwei Kandidaten haben sich angemeldet", verkündete der Vertreter der Wahlkommission, Abdel al-Asis Salman am Sonntag in Kairo. Der Linkspolitiker Hamdeen Sabahi war bereits 2011 angetreten und belegte damals bei der ersten freien Präsidentenwahl in Ägypten den dritten Platz.
Wahlsieger war Mohamed Mursi, der später nach Massenprotesten von der Armee abgesetzt wurde. Die Muslimbruderschaft ist mittlerweile in Ägypten verboten. Sabahi hatte den Sturz Mursis unterstützt. Er präsentiert sich nun als Mann der Revolution, die Anfang 2011 Mubarak zu Fall brachte.
Ex-Armeechef in Favoritenrolle
Ex-Armeechef Sisi hatte Ende März seine Kandidatur angekündigt. Der 59-Jährige hatte Mursi im Juli vorigen Jahres zu Fall gebracht. Beobachter gehen davon aus, dass Sisi die Wahl im bevölkerungsreichsten arabischen Land gewinnen dürfte. Kontrahent Sabahi, der seine Kandidatur erst am Samstag einreichte, hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters im März gesagt, er bezweifle, dass mit dem ehemaligen Feldmarschall Sisi Demokratie in Ägypten einziehe.
Nach Angaben der Wahlleitung vom Sonntag reichte Sisi 188.930 Stimmen von Unterstützern ein, Sabahi 31.555. Erforderlich waren mindestens 25.000 Unterschriften. Die offizielle Kandidatenliste werde am 2. Mai veröffentlicht, erklärte die Wahlkommission.
Sisi: Für Muslimbrüder eine Hassfigur
Viele Ägypter trauen Sisi am ehesten zu, das politische Chaos nach dem Sturz Mubaraks 2011 zu beenden. Auch die Wirtschaft hofft nach den Wirren der vergangenen Jahre auf neue Impulse und ausländische Investitionen.
Eine offizielle Präsidentschaft des Ex-Armeechefs, der bereits seit dem Sturz Mursis das Zepter fest in der Hand hält, würde aber auch eine Rückkehr in alten Zeiten bedeuten, in der das Militär starken Einfluss hatte. Für die Anhänger Mursis ist Sisi eine Hassfigur. Sie werfen ihm einen Militärputsch vor, nachdem Mursi von der Armee entmachtet und die Muslimbruderschaft verboten worden war.
Zehntausende Islamisten im Gefängnis
Die neue Staatsführung macht die Islamisten für Angriffe auf Sicherheitskräfte verantwortlich, bei denen hunderte Soldaten und Polizisten, aber auch zahlreiche Anhänger der Bruderschaft starben. Tausende wurden verhaftet, fast die gesamte Führung der Bruderschaft sitzt im Gefängnis.
Hunderte Muslimbrüder wurden außerdem in Schnellverfahren zum Tode verurteilt, was international für heftige Kritik sorgte. Seit dem Sturz Mursis wurden bei Demonstrationen seiner Anhänger mehr als 1.400 Menschen getötet, rund 15.000 Islamisten wurden festgenommen.
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