Rund 68 Dezibel

Grazer Studie: Schulklassen laut wie Staubsauger

Wissenschaft
27.03.2014 09:40
In den Klassenzimmern der steirischen Volksschulen gibt es offenbar ein gravierendes Lärmproblem: Psychologen der Universität Graz haben bei Tests herausgefunden, dass der mittlere Schalldruckpegel während des Unterrichts bei 68 Dezibel liegt, was dem Lärm eines durchschnittlichen Staubsaugers in einem Meter Entfernung entspricht. Das wird nicht zuletzt von den Lehrern als belastend empfunden.

Wer etwas lernen will, muss zuhören können. Und dazu müssen in den Klassenzimmern auch die akustischen Verhältnisse stimmen. Die nun vorgestellte Studie hat in vorerst 14 ausgewählten Volksschulen sowohl die akustischen Bedingungen als auch das Hörvermögen der Lehrenden und deren subjektives Lärmempfinden erhoben.

Der in den Klassen gemessene Schalldruckpegel betrug im Mittel 68 Dezibel. "Das kann man mit einem laufenden Staubsauger in einem Meter Entfernung vergleichen und ist deutlich höher als der vorgeschriebene Grenzwert für 'überwiegend geistige Tätigkeiten' von 50 Dezibel", sagte der Psychologe Marc Andre Günther. Auch die Nachhallzeiten liegen bei mehr als einem Drittel der getesteten Volksschulklassen über dem Toleranzbereich.

Ruhebedürfnis der Lehrer erhöht
"Das sind weder für die Schüler - die dadurch weniger konzentriert arbeiten können - noch für die Arbeitstätigkeit der Volksschullehrer optimale Bedingungen", so Günther. Ein Befund, der auch mittels eines eigens entwickelten Lehrer-Fragebogens bestätigt wurde: Insgesamt zeigte sich im Vergleich zu Lehrern in Höheren Technischen Lehranstalten "eine erhöhte subjektive Lärmbelästigung sowie ein erhöhtes Ruhebedürfnis".

Durch die anhaltende Geräuschkulisse aus scharrenden Füßen, Lachen und Schreien und hin- und hergeschobenen Tischen und Sesseln seien Lehrer anhaltend gefordert, ein ruhiges Arbeitsklima wiederherzustellen, was auf die Dauer zu einer "nervlichen Zerreißprobe" werden könne, erläutert Günther. Immerhin: Gehörschäden wurden im Zuge der Untersuchung nicht festgestellt.

Experten empfehlen akustische Optimierung
In einer Folgestudie will man jetzt - gekoppelt mit Lärmmessungen - untersuchen, ob und inwieweit der Lärm das Herz-Kreislaufsystem der Lehrenden belastet. Auch Zusammenhänge zwischen Lärmbelastung und verschiedenen Fächern und Unterrichtsstilen sollen genauer angeschaut werden. Schon jetzt aber wird von den Experten dringend eine Sensibilisierung der Schüler sowie die akustische Optimierung von Klassenzimmer etwa durch Vorhänge, Teppiche oder Filzstopper an Tisch- und Sesselbeinen empfohlen.

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