Leo oder Matthew?

Oscars: Das Zugpferd gegen den Neuen im Stall

Adabei
22.02.2014 07:00
Wenn am 2. März der Academy Award für den besten Hauptdarsteller vergeben wird, fällt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Name Leonardo DiCaprio oder Matthew McConaughey. Der eine wartet seit seiner ersten Nominierung vor 20 Jahren auf seinen Oscar, den anderen hätte man bis vor Kurzem nicht einmal in der Nähe eines solchen vermutet. Ihre drei Mitkonkurrenten stellen beide in den Schatten.

Hollywoods Männer werden mit dem Alter meist schöner, aber nicht besser. Ausgerechnet Matthew McConaughey tritt dieser Tage den Gegenbeweis an. Hatte er sich jahrelang als charmanter Beachboy mit entblößtem Sixpack und einem "Alright, Alright, Alright" auf den Lippen von einer romantischen Komödie zur nächsten gehantelt ("Zum Ausziehen verführt", "Der Womanizer"), wandelt er sich seit 2011 schleichend zum ernst zu nehmenden Charakterdarsteller.

Den finalen Wendepunkt nach sorgfältig ausgewählten, von Kritikern gelobten Rollen in Independentfilmen wie dem Cannes-Wettbewerbsbeitrag "Mud" oder der Krimikomödie "Killer Joe" vollzieht McConaughey nun mit "Dallas Buyers Club". Seine bereits mehrfach preisgekrönte, fesselnde Darstellung des HIV-positiven, sich vom homophoben Cowboy zum Aids-Aktivisten entwickelnden Ron Woodroof, für die er beinahe 25 Kilo abgenommen hat, macht ihn zum diesjährigen Oscar-Favoriten.

Seit 20 Jahren wartet Leo auf den Oscar
Seinem stärksten Konkurrenten Leonardo DiCaprio hat McConaughey in dessen Herzensprojekt auch beinahe die Show gestohlen: In "The Wolf of Wall Street" ist es McConaughey als nach Masturbation, Kokain und Geld süchtiger Aktien-Hai, der den naiven, jungen Börsenmakler Jordan Belfort verdirbt. Als ebendieser brilliert DiCaprio in seiner fünften Zusammenarbeit mit Regiemeister Martin Scorsese mit erschreckend überzeugendem Hochmut und unvergesslichen Szenen im Drogenrausch.

Seit seinem frühen Start als 18-Jähriger an der Seite von Robert de Niro in "Die Geschichte einer Jugend" (1993) und der ersten Oscarnominierung für "Gilbert Grape" im selben Jahr ist DiCaprio aus Hollywood nicht mehr wegzudenken. Der Ritterschlag in Form eines Academy Awards war dem 39-jährigen Kalifornier, der auch für "Blood Diamond" und seine Darstellung des Howard Hughes in Scorseses Biopic "Aviator" nominiert war, bisher trotzdem nicht gegönnt.´

Heuer hat der einstige Mädchenschwarm ("Titanic") aber gleich doppelte Chancen: Als Produzent ist er auch Anwärter für den Oscar als bester Film.

Oscar Nummer zwei für Bale?
Einen Oscar bereits im Regal stehen hat indes Christian Bale, der im Charakterfach ebenso zu überzeugen weiß wie in Blockbustern. Regisseur David O. Russell hat er bereits die Auszeichnung als bester Nebendarsteller für "The Fighter" (2010) zu verdanken - und ist nun mit dessen zehnfach nominierter Trickbetrüger-Komödie "American Hustle" in der Königskategorie angekommen.

Hat sich der 40-jährige Waliser für die Rolle des Ex-Boxers Dicky Eklund noch runtergehungert, ist er als exaltierter Abzocker Irving Rosenfeld nun mit Wohlstandsbauch und 70er-Jahre-Koteletten zu sehen. Einem breiteren Publikum als Batman in Christopher Nolans "Dark Knight"-Trilogie bekannt, ist er demnächst im Thriller "Out of the Furnace" und Ende des Jahres als Moses in Ridley Scotts Epos "Exodus" zu sehen.

"12 Years a Slave" brachte Ejiofor Nominierung
Als einziger erstmals nominierter Mitstreiter geht der Brite Chiwetel Ejiofor ins Rennen. Im neunfach nominierten historischen Drama "12 Years a Slave" von Steve McQueen verkörpert er den wohlhabenden Afroamerikaner Solomon Northup, der über Nacht entführt und als Sklave verkauft wird. Seine Anfänge hat der als Sohn nigerianischer Eltern in London geborene Ejiofor am Theater, wo er im Alter von 19 Jahren ein Stipendium an der renommierten London Academy of Music and Dramatic Art erhielt.

Auf sein Filmdebüt in Steven Spielbergs "Amistad" (1997) folgten einige Theater-, Film-und Fernsehrollen, ehe er 2002 in "Dirty Pretty Things" seine erste Hauptrolle übernahm. Bei dem britischen Äquivalent der Oscars, den BAFTAs, wurde er soeben als bester Schauspieler geehrt, in Los Angeles gilt sein Film als Favorit in der Königskategorie "Bester Film". Einen Erfolg hat er schon jetzt zu verbuchen: Der 37-Jährige hat altehrwürdige Fixstarter wie Tom Hanks und Robert Redford im Rennen um die Nominierung ausgestochen.

Späte Ehre für Bruce Dern?
Ein alter Hase des Showgeschäfts hat es indes im Vorjahr überraschend zurück ins Rampenlicht geschafft: Bruce Dern gibt in der charmant erzählten, in Schwarz-Weiß inszenierten Indie-Komödie "Nebraska" von Alexander Payne den sturen Eigenbrötler Woody, der sich von einem Marketingschwindel getäuscht mit seinem Sohn auf die Reise macht, einen fantasierten Lotto-Hauptgewinn abzuholen. Eine späte, ungewöhnliche Aufgabe für Dern, hat er sich doch mit seiner in den 60er-Jahren startenden Hollywoodkarriere schnell auf die Rolle des Bösewichts, Psychopathen und Drogenfreaks festgelegt.

Früh spielte er unter anderem in zahlreichen Western an der Seite von John Wayne, Peter Fonda oder Clint Eastwood, ehe er sich neben Robert Redford im Kostümdrama "Der große Gatsby" auch als Charakterdarsteller beweisen konnte. Seit jeher stets in Nebenrollen besetzt und in einer solchen 1978 ("Coming Home") für einen Oscar nominiert, könnte die Academy ihm mit 77 Jahren eine späte Ehre erweisen.

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(Bild: kmm)



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