Häfn-Adventure

Ausbruchs-Game “1954: Alcatraz” im Test

Spiele
13.02.2014 14:59
Wer sich immer schon gefragt hat, wie der Alltag im legendären US-Gefängnis Alcatraz vor der Stilllegung aussah, hat im Daedalic-Adventure "1954: Alcatraz" nun Gelegenheit dazu. Gleich zwei Protagonisten – der Häfn-Insasse Joe und seine Frau Christine – rätseln und diskutieren sich darin durch eine Spielwelt im Stil der Fünfzigerjahre. Wie es sich spielt, hat krone.at getestet.

Die Story von "1954: Alcatraz" erinnert ein wenig an klassische Gangsterfilme und greift tragische Schicksale auf. Jenes von Ex-Soldat Joe beispielsweise, der nach dem Krieg nicht mehr zurück ins zivile Leben findet und sein Heil letztlich in einem Überfall auf einen Geldtransporter sucht. Der scheitert natürlich, was Joe an den Ausgangspunkt des Häfn-Adventures bringt: die Gefängnisinsel Alcatraz.

Gangsterpaar bereitet Ausbruch vor
Joes Glück: Seine Frau Christine ist noch auf freiem Fuß und tut alles in ihrer Macht Stehende, um ihm die Flucht aus dem vermeintlich ausbruchssicheren Gefängnis zu ermöglichen. Beide Charaktere treffen innerhalb und außerhalb des Gefängnisses Vorbereitungen für den entscheidenden Moment.

Nebenbei stößt Christine bei den Vorbereitungen für die Flucht auf so einige dunkle Geheimnisse rund um Joes Vergangenheit. Dass ihr auch noch ihr Exfreund, die Polizei und eine Horde Ganoven auf den Fersen sind, macht es der Gangsterbraut nicht leichter und stellt die Beziehung zwischen Joe und Christine letztlich auf eine harte Probe.

Knobeln und Nachforschen mit zwei Charakteren
Spielerisch präsentiert sich "1954: Alcatraz" als klassisches Point-and-Click-Adventure. Das Game findet vor handgezeichneten Hintergründen statt, welche die Stimmung der Fünfzigerjahre recht gut einfangen. Die einzelnen Schauplätze sind mit Objekten und Figuren gespickt, mit denen es zu interagieren gilt. Sich einen guten Überblick zu verschaffen, die richtigen Gegenstände im richtigen Moment zu nutzen und in Gesprächen die richtige Antwort zum richtigen Zeitpunkt parat zu haben, ist der zentrale Spielinhalt.

Für Abwechslung sorgt, dass der Spieler immer wieder zwischen Joe und Christine hin und her wechseln darf. Mal erledigt er in Gestalt von Christine außerhalb des Gefängnisses einen Botengang, mal schlüpft er in die Gestalt von Joe und erlebt den harten Alcatraz-Alltag. Bei vielen Rätseln ist die Zusammenarbeit zwischen Joe und Christine essenziell – etwa, wenn Joe auf eine Information angewiesen ist, die Christine erst außerhalb des Gefängnisses besorgen muss.

Logikfehler trüben den Spielspaß
Schade: Häufig geraten die Rätsel, durch die sich das Ganovenpaar ackert, arg langweilig oder unrealistisch. Insbesondere jene Knobeleien, die Joe im Inneren des Hochsicherheitsgefängnisses erledigen muss, sind nicht immer logisch.

So fiel uns im Test beispielsweise auf, dass Joe sich im Gefängnis erstaunlich frei bewegen und – noch merkwürdiger – alles, was nicht niet- und nagelfest ist, einstecken und mitnehmen kann. Den Wärtern scheint das egal zu sein – offiziell, weil Joe als guter Handwerker ihren Respekt genießt.

Solche Logikfehler nehmen dem Gefängnis-Adventure ein wenig an Spannung. Denn spielerisch könnte "1954: Alcatraz" mit dieser Mechanik ebenso gut in einer mittelalterlichen Fantasy- oder der Science-Fiction-Welt einer fernen Zukunft spielen. Dem unverbrauchten Setting entspricht das Gameplay also nicht immer.

Rätsel oft durchschaubare Standardkost
Dem Spaß ebenfalls nicht sehr zuträglich sind zahlreiche Rätsel, die fast schon zu einfach zu lösen sind. Steht Christine etwa vor einer verschlossenen Tür, macht sie sich in den allermeisten Fällen nicht etwa auf die Suche nach einem Schlüssel, sondern nimmt einfach eine der überall in den Levels verteilten Haarnadeln, um das Schloss zu knacken. Da könnte man die Tür auch einfach von vornherein offen stehen lassen.

Ein Gutes hat der Aufbau der Rätsel aber: Auch Adventure-Einsteiger werden keine allzu großen Probleme haben, die Knobeleien aus "1954: Alcatraz" zu lösen. Im Gegenteil, meist ist die erste und einfachste Lösung auch gleich die richtige. Das verhindert Frust, fordert aber auch nicht sonderlich.

Inkonsistente Grafik mit hässlichen Figuren
Die zweite große Schwachstelle von "1954: Alcatraz" ist neben den Rätseln die Optik. Während nämlich die gezeichneten Hintergründe allesamt stimmig und hübsch gemacht sind, gehören die 3D-Charaktere zu den hässlichsten, die wir seit langer Zeit gesehen haben.

Und das liegt nicht am Comic-Look, in dem das ganze Spiel daherkommt, sondern schlicht an eckigen und kantigen Gesichtern ohne großen Detailgrad und mit teils eigenartiger Mimik. Würden Hintergrund und Figuren zumindest in einem einheitlichen Grafikstil daherkommen, wäre das Game ja einigermaßen stimmig. Mit den hübschen Hintergründen und den schwachen 3D-Figuren entsteht jedoch ein Mix, der nicht gerade das Prädikat "Augenweide" verdient.

Stimmiger Soundtrack, träge Steuerung
Besser umgesetzt ist der Sound von "1954: Alcatraz". Der Soundtrack passt zum Setting und verwöhnt das Ohr des Spielers mit jazzigen Klängen der Fünfziger, und auch die Sprecher machen ihre Sache vernünftig. Das liegt auch an den Dialogen an sich, die durch Gangster-Ausdrücke immer wieder für passende Atmosphäre sorgen. An den Soundeffekten gibt's ebenfalls nichts auszusetzen.

Die Steuerung ist solide umgesetzt und stellt den Spieler vor keine besonderen Herausforderungen. Das ganze Spiel lässt sich problemlos mit der Maus steuern, wobei manch ein Klick etwas rascher zu einer Reaktion führen könnte. Weil das Game aber ohnedies nicht in Echtzeit abläuft und verspätete Klicks zu keinen Nachteilen führen, ist das nicht allzu schlimm.

Fazit: Letztlich liefert Publisher Daedalic mit "1954: Alcatraz" ein mittelprächtiges Adventure aus, das angesichts des unverbrauchten Schauplatzes und der spannenden Thematik mehr hergegeben hätte. Die Gangster-Geschichte im Hintergrund ist unterhaltsam, aber nicht immer optimal erzählt. Und die Rätsel sind über weite Strecken Standardkost. Die inkonsistente Optik mit den hässlichen Charakteren tut ein Übriges, dass das Game keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Für Adventure-Fans, die etwas Knast-Luft schnuppern möchten, ist es gerade noch geeignet. Alle anderen sollten sich lieber mit besseren Games – etwa der "Deponia"-Reihe – an das Genre herantasten.

Plattform: PC
Publisher: Daedalic
krone.at-Wertung: 6/10

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