Wollen lieber Topfen

Weißrussen gegen Conchita: Es geht um die Wurst

Adabei
15.02.2014 17:00
Der Song Contest rückt näher und es geht die Wurst – besser gesagt um Conchita Wurst. Conchitas Entsendung als Vertreterin Österreichs zum Song Contest sorgt für Empörung in Weißrussland. Dort setzt man jetzt lieber auf Topfen statt auf Wurst.

Die Zeiten, als sich Udo Jürgens ans Klavier setzte und am 5. März 1966 in Luxemburg beim 11. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne mit "Merci Cherie" die Herzen Europas eroberte, sind längst vorbei. Seitdem wurde der Eurovision Song Contest, wie der Sangesbewerb nun heißt, schriller und schräger.

Im Laufe der Zeit verzichteten immer wieder einzelne Länder auf eine Teilnahme. Österreich zuletzt von 2008 bis 2010 gleich drei Jahre in Folge. Der damalige ORF-Unterhaltungschef Wolfgang Lorenz ortete in dem Wettstreit "kein internationales Unterhaltungsprogramm, sondern ein politisches Exerzierfeld", bei dem "nicht weiter Talente aus Österreich in ein chancenloses Rennen geschickt werden sollten".

Aufgrund eines geänderten Abstimmungsmodus und durch den Sieg der deutschen Lena Meyer-Landrut bekam der ORF auch wieder Lust auf eine Teilnahme. Heuer verzichtete man aus Kostengründen auf eine Ausscheidungsshow und nominierte Ex-Starmaniac Tom Neuwirth, 25, alias Conchita Wurst als Österreichs Vertreter(in) für den Song Contest im dänischen Kopenhagen.

Weißrussland: Topfen statt Wurst
Der "Shitstorm" ließ nicht lange auf sich warten und schlug sogar bis ins ferne Weißrussland Wellen. Dort startete Andrej Kiraschow von der "Legion Alexander Lukaschenko" eine Initiative zur Absage des Eurovision Song Contest und dessen Ausstrahlungsverbot. Begründung: "Der populäre internationale Wettbewerb, den unsere Kinder sehen werden, ist mithilfe der europäischen Liberalen zu einem Brutherd der Unzucht verkommen."

Die Initiative in Weißrussland ist jedenfalls gefloppt, und das Land entsendet Juri Waschtschuk alias TEO nach Kopenhagen mit dem Titel "Cheesecake" – zu Deutsch Topfentorte. Alles eben eine Frage des Geschmacks.

Auch hierzulande machte sich auf Facebook eine Gruppe namens "Nein zu Conchita Wurst" gegen eine Teilnahme des Travestiekünstlers stark – verdrängt oder vergessen hat man dabei anscheinend den erfolgreichen Auftritt des russischen Lesben-Pärchens t.A.T.U oder jenen von Andrij Danylkovon, der als "Verka Serduchka" 2007 in Helsinki für die Ukraine den zweiten Platz holte. Allen voran der berühmteste "Aufreger", die transsexuelle Dana International: Sie brachte 1998 in Birmingham mit "Diva" den Sieg nach Israel.

"Ich danke für die Aufmerksamkeit"
Dass die Wurst so manchem sauer aufstößt, lässt Conchita, die immer darauf verweist, dass sie für Toleranz steht und die Menschen dadurch zum Nachdenken anregen will, kalt: "Ich danke für die Aufmerksamkeit", kommentiert sie die Attacken gegen sie. "Mittlerweile nutze ich die Hetze als Bestätigung dafür, dass es noch sehr viele gibt, denen ich offensichtlich den Kopf waschen muss", sagte sie im Interview mit der "Krone". (Das ganze Interview gibt's in der Infobox zum Nachlesen.)

Nachsatz: "Ich find es mutig, dass der ORF sich für mich entschieden hat, es ist ein Statement an ganz Europa!" Dort ist die Wurst bereits jetzt bestens angekommen: In Irland war sie Liebling einer TV-Talkshow, auch in Belgien und Estland flogen ihr die Herzen zu – und in den nächsten Wochen geht sie auf Promo-Tour nach Madrid, Amsterdam und Litauen für ihren mit Spannung erwarteten Auftritt im zweiten Semifinale am 8. Mai. Welches Lied sie singt, wird im März bekannt gegeben.

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(Bild: kmm)



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