"Am seidenen Faden"

Rettung von Sex-Opfer aus Dubai war Nervenkrieg

Österreich
31.01.2014 16:30
Sie ist in ihrer Heimat, wohlauf und bei Freunden. Mehr Informationen zur Wienerin, die in Dubai vergewaltigt worden sein soll, werden nicht preisgegeben. Sie ist Muslimin – die Ehre ihrer Familie stehe somit auf dem Spiel, sagen Experten. Zwei Monate lang arbeitete ein Krisenteam des Außenministeriums an der Rettung der 29-Jährigen. Am Donnerstag ging der Nervenkrieg positiv zu Ende. Top-Diplomatin und Chefverhandlerin Elisabeth Ellison-Kramer (li.) meint im "Krone"-Interview: "Die Ausreise der Frau hing am seidenen Faden."

Die Situation schien anfangs ausweglos: Die Wiener Studentin saß nach der Tat in der Nacht auf den 1. Dezember drei Tage lang in Haft, nachdem sie nach einer Party in einer Parkgarage eines Luxushotels von einem Jemeniten vergewaltigt worden sein soll. Die Polizei zog ihren Pass ein und verwehrte ihr die Ausreise aus dem Wüstenstaat.

Am 5. Dezember bat die 29-Jährige schließlich die österreichische Botschaft vor Ort um Hilfe, das Außenministerium agierte umgehend - und der diplomatische Coup war schlussendlich von Erfolg gekrönt. Die Maschine mit der jungen Frau und der von Außenminister Sebastian Kurz entsandten Top-Diplomatin Ellison-Kramer an Bord landete am Donnerstag kurz vor 21 Uhr in Wien-Schwechat.

Im "Krone"-Gespräch (siehe unten) erzählt die 49-jährige Chefverhandlerin über die zähen diplomatischen Gespräche. Irgendwann war der "günstige Moment" da, um an den Pass des Vergewaltigungsopfers zu kommen. "Es gab aber nie einen Deal. Es ist einfach großartig, wir konnten eine menschliche Lösung erreichen", sagt Ellison-Kramer. Warum? "Das können nur die Verantwortlichen in Dubai beantworten", so die Diplomatin.

Islam-Experte Amer Albayati ist sich hingegen sicher: "Der Scheich hat sich auf diesen 'Deal' eingelassen, weil der Druck aus Österreich sehr groß war. Es sind massenhaft Protest-Petitionen direkt an ihn gegangen. Durch sein Ja zur Ausreise der Wienerin will er das Ansehen seines Landes und den Tourismus retten."

Elisabeth Ellison-Kramer im "Krone"-Interview:

"Krone": Frau Mag. Ellison-Kramer, Sie sind Mutter einer 18-jährigen Tochter. Was würden Sie ihr raten, wenn sie morgen nach Dubai reisen möchte?
Elisabeth Ellison-Kramer: Ich würde ihr sagen, dass sie sich an die Vorschriften des Landes halten muss und sich entsprechend dem dortigen Recht und der Kultur verhalten muss.

"Krone": Hat das die junge Wienerin verabsäumt?
Ellison-Kramer: Das kann ich nicht sagen. Aber eines ist klar, wenn eine Frau im islamischen Raum vergewaltigt wird, muss sie umgehend Kontakt mit der Botschaft aufnehmen.

"Krone": Sie sind die Top-Verhandlerin in brisanten Fällen. War es einfach, die Ausreise der 29-Jährigen zu erreichen?
Ellison-Kramer: Wir führten viele Gespräche auf höchsten diplomatischen Ebenen. Aber den Pass haben wir erst eine Stunde vor Abflug bekommen. Die Situation hatte schon eine gewisse Spannung.

"Krone": Die Wienerin ist jetzt in Sicherheit, ist Ihr Job damit erledigt?
Ellison-Kramer: Nein. Wir werden sie bis zum Ende des Falles begleiten. Die Ermittlungen in Dubai laufen weiter. Es gibt noch keine Anklage. Sie ist aber vor Ort anwaltlich vertreten.

"Krone": Welche Strafe könnte der Frau drohen?
Ellison-Kramer: Im schlimmsten Fall bis zu einem Jahr Haft.

"Krone": Gibt es seitens des Außenministeriums einen Verhaltenskodex für Reisen in ferne Länder?
Ellison-Kramer: Natürlich, auf unserer Homepage. Außerdem haben wir dafür sogar eine eigene App installiert.

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