Brutaler Drogenkrieg

Regierung will Bürgerwehren in Mexiko entwaffnen

Ausland
14.01.2014 11:01
Die Menschen im Westen Mexikos haben genug: Sie organisieren sich seit einiger Zeit in Bürgerwehren und holen sich immer mehr Städte von den brutalen Drogenkartellen zurück. Das Vertrauen in die von den Gangstern unterwanderte Polizei und das Militär ist schließlich kaum noch vorhanden. Die mexikanische Regierung will der Selbstjustiz nun aber einen Riegel vorschieben und droht den Bürgerwehren mit Entwaffnung.

Seit über zehn Jahren liefern sich die Kartelle einen blutigen Drogenkrieg mit der Regierung, über 100.000 Tote hat er schon gefordert - die meisten davon unbeteiligte Zivilisten, zahlreiche Kinder. Kaum eine Woche vergeht, in der es nicht zu neuen brutalen Morden, denen oft Folter und Verstümmelungen vorangehen, kommt. Über 25.000 Vermisste wurden allein bis Ende 2012 vom mexikanischen Generalstaatsanwalt gezählt. Dazu kommen Erpressung und Umweltzerstörung, etwa durch die Abholzung der Regenwälder.

Die Polizei ist meist machtlos: Wer gegen die Banden ermittelt, wird üblicherweise ermordet - oft samt Familie. Alle anderen fürchten um ihr Leben oder erhalten ein Zusatzeinkommen von der Mafia. Und das von der Regierung entsandte Militär kommt nicht hinterher, alle Probleme zu lösen, auch angesichts der oft schwer zu überblickenden und zugänglichen Gebiete.

Bürgerwehr nimmt Kartell-Hochburg ein
In einigen Bundesstaaten haben es daher die Bewohner selbst in die Hand genommen, gegen die Drogenkartelle anzugehen - etwa in Michoacan und dem südlich angrenzenden Guerrero. In Michoacan lässt nun ein neuerlicher Vorstoß der Bürgerwehr aufhorchen: Seit Tagen liefern sich ihre Mitglieder Kämpfe mit dem Kartell der "Tempelritter". Die Bürgerwehr konnte dabei die Hochburg der Kriminellen, die Stadt Nueva Italia, unter ihre Kontrolle bringen (Bilder).

Die Regierung ist damit allerdings gar nicht glücklich. Die Kämpfer müssten sich zurückziehen, forderte Innenminister Miguel Angel Osorio Chong am Montag. Ansonsten würden sie entwaffnet und verhaftet. Bei den Bürgerwehren trifft das auf taube Ohren: Sie würden weder ihre Waffen niederlegen noch "den Dörfern die Hilfe entziehen, um die sie gebeten haben", ließen sie in einer Stellungnahme wissen. Der Kampf gehe so lange weiter, bis die Anführer der Kriminellen festgenommen seien.

Droht Kampf der Armee gegen Bürgerwehren?
Bleibt die mexikanische Regierung bei ihren Forderungen und lässt die Armee auch gegen Bürgerwehren vorgehen, könnte bald eine weitere Ebene des Krieges drohen. Um das zu verhindern, soll die Regierung nun unter anderem planen, geeigneten Kandidaten der Bürgerwehren anzubieten, Polizist zu werden. Ob das bei den Kämpfern auf Gegenliebe stößt, ist aber höchst fraglich.

Immerhin hat die Aufmerksamkeit für die Kämpfe in Michoacan dafür gesorgt, dass die Regierung nun weitere Soldaten und Bundespolizisten nach Michoacan entsandt hat. Sie sollen verstärkt gegen die "Tempelritter" vorgehen.

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