Staatsanwalt prüft

Handpuppe in Ägypten unter Terrorverdacht

Ausland
03.01.2014 10:31
In Ägypten müssen nicht nur Muslimbrüder, andere Oppositionelle und Journalisten die Obrigkeit fürchten, nun sind auch noch Handpuppen dran: Weil ein Verschwörungstheoretiker behauptet, in einer Werbung für den Mobilfunker Vodafone seien codierte Terror-Botschaften versteckt, hat die Staatsanwaltschaft in Kairo Ermittlungen eingeleitet.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen vom umstrittenen Blogger und Verschwörungstheoretiker Ahmed Spider. Er behauptete in mehreren TV-Sendungen, die Puppe namens Abla Fahita verbreite in Wahrheit Botschaften des britischen Geheimdienstes MI6 und gefährde so die Sicherheit Ägyptens.

Wilde Verschwörungstheorien
Der fragliche Werbespot von Vodafone war zum Jahreswechsel im TV zu sehen gewesen (Video oben). Zunächst ist ein Kaktus mit Weihnachtsbeleuchtung im Bild - und schon daran stört sich Spider. Schließlich habe die Pflanze die Form von vier Fingern: das Symbol der Muslimbrüder zum Gedenken an jene ihrer Anhänger, die im August von Sicherheitskräften getötet wurden. Auch die am Kaktus angebrachten Christbaumkugeln sind dem Verschwörungstheoretiker ein Dorn im Auge. Sie stellen seiner Ansicht nach Bomben dar.

Im Werbespot unterhält sich die Puppe Abla Fahita anschließend mit einer Freundin. Sie wolle die SIM-Karte ihres verstorbenen Mannes aktivieren, die sei aber verschwunden - ein Spürhund solle sie suchen. Spider interpretiert das als Aufruf, am koptischen Weihnachten am 7. Jänner christliche Kirchen in die Luft zu sprengen.

Drohungen, Ermittlungen und Boykott
Am Mittwochabend kam es zur direkten Konfrontation: Ahmed Spider durfte die Puppe Abla Fahita über eine halbe Stunde lang zur besten Sendezeit im beliebten TV-Sender CBC befragen (siehe Video auf YouTube). "Ich werde dich noch diese Woche ins Gefängnis bringen", drohte Spider, auch wenn Abla Fahita entgegenhielt: "Ich bin eine Witzfigur."

Auch ein Sprecher von Vodafone Ägypten erklärte, er sei "sprachlos". "Wir bewarben eine neue Dienstleistung mit Mitteln des Humors", sagte er. Wer darin etwas anderes hineininterpretiere, erliege einer "schieren Einbildung". Die ägyptische Justiz scheint das nicht zu stören: Manager des ägyptischen Ablegers von Vodafone seien am Vortag von Staatsanwälten einvernommen worden, berichteten Medien in Kairo am Donnerstag. Und auch anderes Ungemach droht: Armeetreue Ägypter rufen im Internet bereits zu einem Vodafone-Boykott auf und suchen nach weiteren angeblichen Beweisen für eine Verschwörung um die Handpuppe.

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