Hitzige Debatte

Tödliche Hai-Attacken spalten Australien

Ausland
04.12.2013 13:53
Der Tod von Zac Young war eindeutig einer zu viel. Als der 19-jährige Australier vergangenes Wochenende beim Surfen vor der Ostküste des Landes von einem Tigerhai getötet wurde, stand das Land noch unter dem Schock eines tödlichen Angriffs, der sich gerade einmal eine Woche zuvor ereignet hatte. An der Westküste war einem 35-Jährigen vermutlich von einem Weißen Hai der Arm abgebissen worden. Nun werden Stimmen aus Politik und Bevölkerung laut, welche die Aufhebung der gesetzlichen Bestimmungen fordern, die etwa den Weißen Hai vor der Tötung schützen.

Im Fall eines tödlichen Hai-Angriffs können die australischen Bundesstaaten nach eigenem Ermessen eine "catch-and-kill-order" (Befehl zum Fangen und Töten) erlassen. Eine Garantie auf Erfolg ist diese Strategie allerdings nicht. Sowohl bei dem Angriff auf Young als auch bei Boyd kehrten die Jäger ohne den mutmaßlichen Täter zurück. Die "catch-and-kill-order" läuft nach 24 Stunden aus - zu diesem Zeitpunkt kann sich der Hai bereits Hunderte Kilometer weit entfernt haben. Angesichts solcher Unwägbarkeiten kippt die Stimmung in Teilen des Landes.

Im Bundesstaat Western Australia, dem angeblich weltweit tödlichsten Ort in Sachen Hai-Attacken, will Ministerpräsident Colin Barnett angesichts der hitzigen Debatte künftig jeden Hai töten lassen, der eine Bedrohung für Schwimmer darstellt. "Wenn wiederholt ein großer Hai in einem Gebiet gesichtet wird, in dem Menschen schwimmen oder surfen, ist das für mich eine bevorstehende Gefahr", sagte der Politiker. Folglich dürfe man nicht zimperlich sein und müsse das Tier gegebenenfalls töten.

"Niemand billigt dem menschlichen Leben hier seinen Wert zu"
Ähnlich sieht das Keith Halnan, der einen Surf-Shop nahe der kleinen Stadt Gracetown in Western Australia betreibt und für eine Reduzierung des Hai-Bestandes ist. "Wir brauchen eine Ausmerzung", sagte er dem Rundfunksender ABC. "Es geht nicht darum, alle Weißen Haie zu töten. Aber niemand billigt dem menschlichen Leben hier seinen Wert zu."

Opferfamilien und Premier gegen ein Abschlachten der Tiere
Die Familie von Zac Young wiederum sieht trotz des schmerzlichen Verlustes keinen Grund für die Jagd auf die Meeresräuber. Ähnlich denken auch die Freunde des 35-jährigen Chris Boyd. Obwohl Gracetown gleich drei durch Haie verursachte Todesfälle in den vergangenen zehn Jahren verzeichnet, forderte niemand die Tötung der Raubfische.

Auch Regierungschef Tony Abbott, einst Rettungsschwimmer in seinem am Meer gelegenen Wahlkreis in Sydney, hält nichts vom Abschlachten der Tiere: "Jeder von uns weiß, dass es Risiken gibt, wenn wir ins Wasser gehen." Gegner der Tötung verweisen zudem darauf, dass Haie rein rechnerisch seit 1962 gerade einmal für einen Todesfall pro Jahr verantwortlich waren. Durch Ertrinken hingegen kämen im Jahr fast 300 Menschen ums Leben.

"Das Töten einzelner Haie reduziert die Zahl der Angriffe nicht"
Auch wenn die Tötung von Haien etliche Gemüter beschwichtigen dürfte - der Beweis fehlt, dass dadurch die Gewässer sicherer würden. So ließen die US-Behörden zwischen 1959 und 1976 vor Hawaii knapp 4.700 Haie töten, ohne dass die Zahl der Angriffe in diesem Zeitraum spürbar gesunken wäre.

Dies bestätigt auch Fachmann Chris Neff von der Universität Sydney: "Es gibt keinen Beweis, dass das Töten einzelner Haie die Zahl der Angriffe reduziert." Zwar habe die Zahl der Weißen Haie vor der Westküste Australiens offensichtlich zugenommen, doch zugleich gingen auch mehr Menschen ins Wasser. "Die Gesamtheit dieser Faktoren führt zusammengenommen zu diesen Ereignissen. Das ist tragisch, aber sie werden auch wieder vorübergehen."

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