"Hummer"-Prozess

Ärzte: Keine Spuren von Pfefferspray auf Thomas B.

Österreich
31.10.2013 16:08
Der Mordprozess um den 35-jährigen Thomas B., der am 11. Oktober 2012 in Ungarn den Polizisten Imre K. mit seinem "Hummer" überfahren und so getötet hatte, wirft immer mehr Fragen auf. Am Donnerstag sagten zwei Ärzte, die den gebürtigen Villacher medizinisch versorgt hatten, aus, keinerlei Spuren von Peffer- oder Paprikaspray am Angeklagten bemerkt zu haben. Dies widerspricht aber nicht nur der Aussage des 35-Jährigen, sondern sogar der eines an der Aktion beteiligten Polizisten. Nun sollen Videos, die während der Amtshandlung aufgenommen wurden, gezeigt werden. Der Prozess wurde daher auf den 21. Jänner vertagt.

Obgleich sich der Angeklagte Thomas B. und der Ex-Polizist - Gabor S. hat mittlerweile seinen Dienst quittiert - in ihren Aussagen zum Großteil widersprechen (siehe Berichte in der Infobox), in einem Punkt waren sich die beiden einig: Gabor S. hatte den 35-Jährigen im Zuge der Amtshandlung mit Pfefferspray besprüht. Gleich zwei Ärzte behaupteten hingegen vor Gericht, keine Spuren des Sprays an Thomas B. festgestellt zu haben.

Zunächst wurde ein Arzt vernommen, der zufällig mit seinem Pkw die Stelle passiert hatte, an der Thomas B. den Polizisten Imre K. mit seinem "Hummer" überfahren hatte. Der Angeklagte war von anderen Polizisten zu diesem Zeitpunkt bereits mit Handschellen an einen Baum gekettet worden. Als er sich um ihn kümmern wollte, habe ihn der 35-Jährige auf Englisch angewiesen, vorher den am Boden liegenden Polizisten zu untersuchen, da dieser "schwerer verletzt" sei, so der Zeuge.

Thomas B. erwähnte gegnüber Ärzten keinen Pefferspray
Thomas B., der von der Polizei mehrfach angeschossen worden war, habe über Schmerzen an der Hand und am Bein geklagt und sei schließlich mit einem Notarztwagen ins Spital gebracht worden. Der Zeuge verneinte die Frage des Staatsanwalts, ob er bei dem Österreicher Spuren - etwa gerötete Augen, Atemnot oder eine laufende Nase - bemerkt hätte, die auf einen gegen ihn eingesetzten Paprikaspray hingedeutet hätten. Der Angeklagte habe ihm gegenüber auch keinen Spray erwähnt, sagte der Zeuge.

Die Spitalsärztin, die den 35-Jährigen dann im Krankenhaus aufgenommen hatte, stellte bei diesem ebenfalls keine Wirkungen eines Sprays fest. Der gebürtige Villacher wies insgesamt fünf Schussverletzungen auf. Auf ihre Frage, was passiert sei, habe dieser "Ich erinnere mich an nichts" erwidert, schilderte die Ärztin.

Videos von fataler Amtshandlung werden im Gericht gezeigt
Um mehr Klarheit in den Fall zu bringen, sollen im Gerichtssaal die Videos gezeigt werden, die Begleiter des Angeklagten mit ihren Smartphones angefertigt hatten und die dokumentieren, wie eine ursprünglich lediglich wegen Schnellfahrens in die Wege geleitete Amtshandlung derart aus dem Ruder lief, dass am Ende ein toter Polizist neben der Fahrbahn lag.

Außerdem müssen noch sämtliche beigezogene Sachverständige gehört werden. Der Prozess wurde daher auf den 21. Jänner vertagt. Ob der Angeklagte bis dahin in U-Haft bleibt, entscheidet sich im Dezember. In Ungarn wird alle sechs Monate eine Haftprüfung durchgeführt, die letzte hat im Juni stattgefunden. Ein Urteil könnte am 30. Jänner fallen.

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