Betrug ist zu leicht

Autohersteller öffnen Tacho-Tricksern Tür und Tor

Motor
28.10.2013 16:08
Ärgerlich bis teuer ist es, wenn man ein gebrauchtes Auto kauft und der Kilometerstand manipuliert ist, das Fahrzeug also deutlich mehr Kilometer am Buckel hat, als es der Tacho vermuten lässt. Fast noch ärgerlicher ist aber das Ergebnis einer ADAC-Untersuchung: Die Hersteller laden kriminelle Tachotrickser regelrecht zum Betrug ein!
(Bild: kmm)

Viele Autos sind bereits ab Werk für Manipulationen "vorbereitet", da die im Einsatz befindliche Elektronik nur unzureichend abgesicherte Software-Funktionen beinhaltet und demzufolge keinen adäquaten Schutz bietet, beklagt der ADAC.

Schutz-Software vorhanden, aber deaktiviert
Wissenschaftler der Arbeitsgruppe "Multimedia and Security" der Universität Magdeburg haben im Rahmen einer Studie die Fahrzeug-Elektronik eines Audi Q7, einer Mercedes E-Klasse und eines VW Passat untersucht. Ein besonders erstaunliches Ergebnis: Sicherheitstechnologien wie SHE (Secure Hardware Extension) oder HSM (Hardware Secure Modules) sind bereits heute teilweise in den Steuergeräten der Fahrzeuge vorhanden, aber nicht aktiviert.

Das ermöglicht es den "Tacho-Tricksern" vielfach erst, mit frei erhältlichen Manipulationsgeräten den Kilometerstand eines Autos einfach und schnell zu verändern.

Tausende Euro Gewinn in Sekunden
Weitere Praxistests des ADAC haben zudem ergeben, dass sich neben den in der Studie untersuchten Fahrzeugen auch bei vielen weiteren Modellen der Kilometerstand in Sekundenschnelle und ohne Ausbau des Tachos manipulieren lässt. Das Sicherheitsproblem ist also herstellerübergreifend.

Es liegt im Interesse der Autoindustrie, Tachostände veränderbar zu machen. Etwa um nach gelegentlich erforderliche Werks-Probefahrten vor der Fahrzeugauslieferung "zu löschen", um dem Kunden ein "ungefahrenes" Neufahrzeug übergeben zu können. Praktisch ist natürlich auch, einen Tacho für den Gebrauchtteilemarkt aufzubereiten.

Nur ein Euro für Sicherheit
Laut Polizei beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden in Deutschland durch Tachomanipulation auf etwa sechs Milliarden Euro pro Jahr. Dem gegenüber würde es nur etwa drei Millionen Euro kosten, um die drei Millionen jährlich in Deutschland verkauften Neuwagen wirksam gegen Betrug zu schützen. Pro Auto bedeutet dies etwa einen Euro Aufpreis.

Das kann Tacho-Dreher verraten
Optisch ist der manipulierte Gebrauchtwagen natürlich tipptopp. Abnutzungsspuren wie ausgetretene Pedalgummis oder abgewetzte Sitze lassen sich leicht beseitigen. Verwertbare Spuren gibt es kaum, aber der ADAC verweist auf Hinweise:

  • Oft sind es laut Polizei Kleinigkeiten, die nicht zur angeblichen Laufleistung passen, wie der Hinweis auf den nächsten Ölwechsel.
  • Prüfen Sie Fahrzeugpapiere, Werkstattrechnungen, TÜV-Belege und das Serviceheft auf Ungereimtheiten beim Kilometerstand.
  • Wenn Sie Verdacht schöpfen, kann ein Anruf beim Vorbesitzer des Wagens helfen. Den finden Sie oft über die Fahrzeugpapiere.
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(Bild: kmm)



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