"Web ist US-Kolonie"

Virenforscher übt Kritik an US-Dominanz im WWW

Web
28.10.2013 11:48
Der renommierte Sicherheitsforscher Miko Hypponen vom finnischen Antivirenspezialisten F-Secure hat in einer Rede auf der Linux-Konferenz LinuxCon zum Thema NSA-Überwachung die Macht der Vereinigten Staaten im Internet kritisiert. Das Netz in seiner heutigen Form sei eine "US-Kolonie", so Hypponen. "Wir sind zurück im Zeitalter der Kolonisierung und sollten die Amerikaner als unsere Meister sehen", so die düstere Diagnose des F-Secure-Spezialisten.

Diese US-Dominanz im Internet gehe auf Kosten der Demokratie, zitiert das britische IT-Magazin "PC Pro" den Finnen. Der Umstand, dass die allermeisten Politiker außerhalb der USA US-Dienste nutzen, umgekehrt US-Politiker aber keine europäischen Internetservices, sorge dafür, dass die USA im Netz zu viel Macht über andere Länder erlangt hätten. "Es ist eine unausgewogene Situation. Alle großen Dienste kommen aus den USA", sagt Hypponen.

Ein Beispiel für diese Problematik ist unter anderem der Smartphone-Markt. Mit Apples iOS, Googles Android und Microsofts Windows Phone sind alle drei großen Handy-Betriebssysteme das Produkt US-amerikanischer Konzerne, denen in der Vergangenheit mehr als einmal nachgesagt wurde, dem US-Geheimdienst bei Bedarf Zugang zu ihren Nutzerdaten zu gewähren. Dieses Ungleichgewicht mache es den US-Geheimdiensten leicht, die weltweite Kommunikation abzuhören.

Unabhängige Open-Source-Dienste für Europa gefordert
Dass sich dieses digitale Ungleichgewicht zugunsten der Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren nicht geändert habe, liege daran, dass IT-Erfolgsgeschichten aus Europa in den meisten Fällen über kurz oder lang von US-Konzernen aufgekauft würden.

Als Beispiel nennt der Sicherheitsexperte die Telefonie-Software Skype. "Skype war einmal sicher und beherrschte End-to-End-Verschlüsselung. Jetzt gehört Skype Microsoft und ist nicht länger End-to-End-verschlüsselt. Sie nehmen etwas Sicheres – und schwächen es dann", kritisiert Hypponen.

Ein möglicher Ausweg aus der Misere könnten dem Sicherheitsexperten zufolge Open-Source-Programme und -Betriebssysteme sein. Weil bei dieser Art von Software der Quellcode von jedermann eingesehen und verändert werden kann, ist es für Geheimdienste weit schwieriger, darin Hintertüren zu verstecken, als bei proprietärer Software, deren Quellcode nur der meist US-amerikanische Hersteller kennt.

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