"Security Challenge"

Jung-Hacker sollen Österreichs Cyberspace schützen

Web
24.10.2013 14:22
Abhörskandale und Cyberangriffe haben in den letzten Monaten gezeigt: Sensible Daten aus Politik und Wirtschaft sind im Zeitalter des Internets ein gefundenes Fressen für Geheimdienste und Internetkriminelle. Im Kampf gegen Informationsdiebstahl im Netz suchen das Innenministerium und die Organisation Cyber Security Austria sowie das Kuratorium Sicheres Österreich nun im Zuge der "Cyber Security Challenge 2013" die talentiertesten Jung-Hacker, um schon früh die besten Köpfe der zukünftigen IT-Sicherheit zu finden und zu fördern. Ganz nach dem Motto "Hire the Hackers".

Seit Mitte Juli liefen die Vorrunden zur Cyber Security Challenge 2013, nun stehen die zehn Finalisten fest. Je zehn Schüler und Studenten bewiesen in neun kniffeligen Hacking-Tests, dass sie zu den besten Jung-Hackern Österreichs gehören. Passwörter knacken und Website-Datenbanken infiltrieren, das können die Finalisten.

Gewonnen haben sie schon jetzt – alle Teilnehmer, die es in die Endrunde geschafft haben, haben ein Notebook erkämpft. Den Siegern winkt zudem ein 2.500 Euro schweres Weiterbildungsstipendium. Wer gewinnt, wird sich bei den Endrunden am 6. und 7. November beim IKT-Sicherheitskongress des Verteidigungsministeriums in Linz zeigen. Die besten fünf Jung-Hacker Österreichs messen sich anschließend mit den Top-5 der Schweiz.

Jung-Hacker als Sicherheitsexperten von morgen
Bereits im Vorjahr im Challenge-Finale waren der Schüler Ludwig Burtscher und der TU-Student Daniel Marth, die auch heuer wieder um den Titel wetteifern. "Es ist ein Hobby, in das ich viel Zeit investiere", erzählt Marth, der neben dem Studium als Softwareentwickler arbeitet. Ein Wechsel in den Bereich IT-Sicherheit sei für ihn durchaus denkbar, lässt er durchblicken. Zumal die Sparte thematisch ja auch gut mit der Softwareentwicklung zusammenpasse.

Burtscher ist da noch etwas unschlüssiger. "Mich interessiert auch die Physik sehr", antwortet er auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen. IT-Sicherheit sei aber auch sehr spannend, noch ist die Berufsentscheidung für den 18-Jährigen also nicht gefallen. Probleme, einen Job zu finden, hätte er – ebenso wie Marth – nach der Hacker-Challenge wahrscheinlich nicht. Bei der Siegerehrung im letzten Jahr habe es schon Job- und Praktikumsangebote gegeben, erzählen die Finalisten.

Wirtschaft und Staat brauchen Hacker-Talente dringend
"Die Fähigkeiten der Finalisten sind breit gestreut, wir müssen uns bemühen, diese Leute in die IT-Sicherheit zu holen", sagt Joe Pichlmayr vom Wiener IT-Sicherheitsspezialisten Ikarus Software, der den Hackerwettbewerb als Cyber-Security-Austria-Chef mitorganisiert. Gebraucht werden Burschen vom Schlage der beiden Finalisten in der Branche nämlich dringend – und zwar nicht erst, seit die ausufernde Online-Spionage angelsächsischer Geheimdienste für Schlagzeilen sorgt.

Es gehe bei Bewerben wie der Cyber Security Challenge darum, Österreich und Europa als IT-Standort zu stärken und jungen Talenten eine sinnvolle Perspektive zu bieten, pflichtet ihm Christian Kunstmann vom Kuratorium Sicheres Österreich bei. "Wir wollen sie von der dunklen Seite der Macht im Internet wegführen – und zwar dorthin, wo sie sich einbringen können", erklärt Kunstmann die Idee hinter dem Wettbewerb. Statt im Untergrund des Cyberspace nach Anerkennung suchen zu müssen, sollen Computertalente sie im seriösen Wettbewerb bekommen – und etwa bei der Jobsuche gleich davon profitieren.

Gebraucht werden IT-Sicherheitsexperten nämlich dringend. Nicht nur bei spezialisierten IT-Sicherheitsfirmen, sondern auch bei großen IT-Dienstleistern wie Kapsch oder direkt beim Staat, etwa im Innen- und Verteidigungsministerium.

Jung-Hacker sind Datenschutz-Vorbilder
"Es gibt sie und wir brauchen sie", sagt Markus Popolari, Chef der Abteilung für IT-Sicherheit des Innenministeriums – und meint damit Talente wie Burtscher und Marth. Die Kapazitäten zur Abwehr von Cyberangriffen und Ermittlung im Netz baut die Republik nämlich kontinuierlich aus, was sich im letzten Jahr auch in einer um zwei Drittel höheren Zahl an Anzeigen wegen Cyberkriminalität niedergeschlagen habe.

Cyberkriminalität sei generell ein wichtiges Thema, bei dem sich viele Österreicher etwas von den Finalisten der Cyber Security Challenge abschauen könnten. So erzählt etwa Marth, dass es für ihn ganz selbstverständlich sei, die Daten auf seinem Laptop zu verschlüsseln und im Netz über sichere HTTPS-Verbindungen zu surfen.

Und Burtscher fügt hinzu: "Es ist ein Mehraufwand, aber es zahlt sich aus." Auch bei der Verwendung von Facebook und WhatsApp kennen sich die Burschen aus. Facebook dient nicht der Selbstdarstellung, sondern der Kommunikation. Und über das unsichere Kurznachrichten-Tool WhatsApp verschickt Burtscher nur "Belanglosigkeiten".

Organisatoren fordern mehr IT in der Schule
Mehr Menschen mit einer solchen Einstellung wünscht sich auch Kuratoriums-Chef Kunstmann. Hier sei die Politik gefordert, den Informatikunterricht in der Schule zu stärken. "Das ist ein Versäumnis der bisherigen Bildungspolitik", sagt er. Und es sei wünschenswert, dieses Thema auch bei den Koalitionsverhandlungen zur Sprache zu bringen.

Nicht nur, weil das Internet längst Teil unseres Alltags ist und der Umgang damit gelernt sein will, sondern auch, weil Europa – will es sich aus der Abhängigkeit von US-Giganten der IT emanzipieren - eine eigene starke Informatikindustrie braucht, die wiederum von guter Ausbildung lebt. Und die bekommen junge Leute, die sich nicht wie Burtscher und Marth in ihrer Freizeit selbst das nötige Rüstzeug beibringen, eben in der Schule.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele