Stecken Stiche weg

Gift macht schmerzfrei: Mäuseart frisst Skorpione

(Bild: Matthew und Ashlee Rowe)

Einen einzigartigen Mechanismus haben US-Forscher bei Grashüpfermäusen beobachtet: Werden die Tiere von einer bestimmten Skorpionart gestochen, lässt sie deren Gift schmerzunempfindlich werden. Dadurch können die Mäuse die Skorpione angreifen und fressen, selbst wenn sie dabei mehrfach gestochen werden.

Das Team um Ashlee Rowe von der University of Texas und Yucheng Xiao von der Indiana University untersuchte die Auswirkung von Stichen des vor allem in Nord- und Mittelamerika heimischen Rindenskorpions auf Grashüpfermäuse und Hausmäuse.

Während das Skorpiongift bei Hausmäusen starke Schmerzen auslöst, führt es bei den Grashüpfermäusen zu einer Blockade von Schmerzsignalen. Das macht die Tiere für einige Zeit weitgehend schmerzunempfindlich und erlaubt ihnen so, den Skorpion zu attackieren.

Gift blockiert Schmerzsignal-Weiterleitung
Rowe und ihre Kollegen untersuchten zwei bei Säugern verbreitete Schmerzrezeptoren mit den Namen Nav1.7 und Nav1.8 und fanden so den zugrunde liegenden Mechanismus. Bei der Hausmaus aktiviert das Skorpiongift Nav1.7, bei der Grashüpfermaus hingegen reagiert das Gift mit bestimmten Aminosäuren des Rezeptors Nav1.8, die dann die Weiterleitung von Schmerzsignalen blockieren. So wird der Nager nicht nur gegen das Gift, sondern gegen jede Art von Schmerz unempfindlich, bericht die Forscher im Fachjournal "Science".

In einem begleitenden Kommentar unterstreicht Gary Lewin vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin die mögliche Bedeutung dieser Ergebnisse für die Entwicklung von Schmerzmitteln.

Tiere sind Fleischfresser
Grashüpfermäuse sind in Nordamerika und Mexiko heimisch und nur entfernt mit der Hausmaus verwandt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Nagetieren sind sie Fleischfresser und ernähren sich von Insekten, Skorpionen, Schlangen und kleinen Wirbeltieren.