Schweizer Studie

Stromstöße ins Hirn lassen gelähmte Ratten laufen

Wissenschaft
23.10.2013 14:05
Schweizer Forscher haben teilweise gelähmte Ratten mit Stromstößen ins Gehirn wieder zum Laufen und Schwimmen gebracht. Hirnstimulation könnte ein Ansatz sein, um Patienten mit Rückenmarkverletzungen zu behandeln, folgert man im Fachblatt "Science Translational Medicine".

Für die Studie hatte das Team um Lukas Bachmann vom Hirnforschungszentrum der Universität und ETH Zürich mit Elektroden einen entwicklungsgeschichtlich alten Hirnteil elektrisch stimuliert. Die sogenannte mesencephale Lokomotionsregion (MLR) löst Bewegungen aus und reguliert deren Stärke. Dies war schon lange bekannt: Reizt man etwa bei einer gesunden Katze diese MLR, dann läuft sie los, umgeht Hindernisse oder springt.

Bei den gelähmten Ratten in der Studie "weckte" eine Tiefenhirnstimulation dieses Bewegungszentrum auf, wie das Journal am Mittwoch in einer Mitteilung schrieb. Ratten, bei denen 70 bis 80 Prozent des Rückenmarks zerstört waren und die deshalb an Bewegungsstörungen litten, konnten danach wieder schneller laufen. Vollständig gelähmte Nager mit zu 90 Prozent verletztem Rückenmark - ein Mensch wäre damit an den Rollstuhl gefesselt - konnten beim Schwimmen ihre Hinterbeine wieder bewegen, schreiben die Forscher in "Science Translational Medicine".

Möglicherweise Hoffnung für Gelähmte
"Die Tiefenhirnstimulation hat das Potenzial, Patienten mit Bewegungsstörungen nach Rückenmarkverletzungen zu helfen", ist das Fazit der Forscher. Bei Parkinson-Patienten, bei denen der Verlust von Hirnzellen in der MLR zu Bewegungsproblemen führt, habe die Tiefenhirnstimulation bereits Wirkung gezeigt.

Von diesem Ansatz könnten besonders jene Patienten profitieren, die bereits lange mit der Behinderung leben, schrieben die Forscher. Denn viele experimentelle Heilungsmethoden wie die Stammzelltherapie setzten auf ein Wachstum von neuen Nervenzellen. Dieses versiege aber gut ein Jahr nach der Verletzung weitestgehend, weshalb die Rehabilitation der Patienten ab diesem Zeitpunkt schwierig sei.

Unklar, ob Stimulation beim Menschen wirkt
Damit die Hirnstimulation wirken kann, muss jedoch zumindest ein Teil des Nervenstrangs im Rückenmark noch unverletzt sein. Dies könnte laut den Forschern mit neuen Bildgebungstechniken künftig besser bestimmt werden. Vorerst gebe es aber keinen Beweis, dass diese Tiefenhirnstimulation bei gelähmten Menschen funktioniere, betonten sie. Sie müsse zuerst an größeren Tieren getestet werden.

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