Telefondaten-Affäre

US-Geheimdienst spähte Frankreich massiv aus

Web
21.10.2013 10:47
Der US-Geheimdienst NSA späht offenbar massiv die Telefonate französischer Bürger aus. Die Tageszeitung "Le Monde" berichtete am Montag unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden, allein innerhalb eines Monats - zwischen Anfang Dezember 2012 und Anfang Jänner 2013 - seien 70,3 Millionen Telefonverbindungen aufgezeichnet worden.

An einem einzigen Tag seien es fast sieben Millionen Telefondaten gewesen. Bei der Verwendung bestimmter Telefonnummern würden die Gespräche automatisch aufgezeichnet. Auch würden SMS und ihre Inhalte aufgrund bestimmter Schlüsselwörter abgefangen.

Unbescholtene Bürger abgehört
Die Ausspionierung der Telefonate französischer Bürger durch die NSA läuft laut "Le Monde" unter einem Programm mit dem Namen "US-985D". Wofür dieser Code stehe, sei unklar. Für das Abfangen von Telefondaten aus Deutschland gebe es Programme mit den Namen "US-987LA" und "US-987LB".

Ziel seien nicht nur Terrorverdächtige, berichtet "Le Monde" unter Berufung auf die Snowden-Dokumente. Es seien auch die Telefondaten von Franzosen abgefangen worden, die offenbar nur wegen ihrer Geschäftstätigkeit oder der Mitarbeit in der Regierung oder bei Behörden für die NSA interessant waren.

E-Mails von Alcatel-Lucent ausgespäht
Laut "Le Monde" interessierte sich der US-Geheimdienst im Jänner zudem besonders für E-Mail-Konten des französischen Internetanbieters wanadoo.fr, der rund 4,5 Millionen Nutzer hat, und E-Mail-Konten des US-französischen Telekommunikationsausrüsters Alcatel-Lucent.

"Le Monde" hat die Snowden-Dokumente nach eigenen Angaben von dem Journalisten Glenn Greenwald erhalten, der eng mit Snowden zusammenarbeitet und seine Enthüllungen in der britischen Zeitung "The Guardian" veröffentlichte. "Le Monde" plant in den kommenden Tagen weitere Veröffentlichungen.

US-Botschafter ins Ministerium bestellt
Als Reaktion auf die Abhöraktion des US-Geheimdienstes hat die französische Regierung den US-Botschafter zu sich bestellt. "Diese Praktiken, die das Privatleben verletzen, sind zwischen Partnern vollkommen inakzeptabel", sagte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Rande eines EU-Treffens in Luxemburg.

Frankreich wolle daher eine schnelle Versicherung, dass diese Methoden nicht mehr angewandt würden. Er kündigte die Einbestellung des US-Botschafters am Montagvormittag ins französische Außenministerium an.

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