Pneu à Pneu

Onlinehändler mischen die Reifenbranche auf

Motor
21.10.2013 07:45
Der erste Schnee ist bereits gefallen, Tausende Autofahrer machen sich auf zum Umstecken oder Neuaufziehen der Winterreifen. Internet-Reifenhändler wirbeln dabei inzwischen die ganze Branche auf. Doch die "Offline-Händler" wollen online zurückschlagen.
(Bild: kmm)

Sebastian Vettel hat gut lachen. Der Formel-1-Star strahlt im Internet als Werbepartner auf der Startseite des Berliner Online-Reifenhändlers Tirendo. In einem Werbespot erklärt er einem Kumpel, wie wichtig Winterreifen doch seien - natürlich am besten gekauft per Mausklick bei Tirendo. Dieser Handelskanal, bei dem die online bestellten Pneus direkt an die Verbraucher oder an ausgewählte Werkstattpartner gehen, mischt die Branche kräftig auf.

Branchenriese auch in Österreich aktiv
Großes Aufsehen herrschte zuletzt am 16. September. Da gab Europas größter Online-Reifenhändler Delticom bekannt, den Konkurrenten Tirendo geschluckt zu haben. Der Branchenriese aus Hannover ist noch keine 15 Jahre alt, inzwischen aber schon in 42 Ländern – darunter auch Österreich - aktiv, bewegt sich in Richtung einer halben Milliarde Euro Jahresumsatz und zählte im Geschäftsjahr 2012 allein 470.000 Bestandskunden. Erstkontakte mit Neukunden vergangenes Jahr: 850.000. Die Shops der Hannoveraner preisen gut 100 Marken mit mehr als 25.000 Reifenmodellen an. 96 Prozent des Geschäfts laufen direkt mit den Endverbrauchern, der Rest entfällt auf den Großhandel, der auch über Delticom-Kanäle bezieht.

Klein ist die Nische nicht mehr. Laut dem deutschen Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) gingen vergangenes Jahr 7,6 Prozent des gesamten Pkw-Reifen-Verkaufs in Deutschland über Online-Vertriebe an die Verbraucher. Das sind 3,6 Millionen Reifen. Und der Trend zeige nach oben. "Etwa 15 Prozent Anteil bis zum Jahr 2020 halten wir für realistisch", berichtet BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler. "Wir gehen davon aus, dass das sukzessive an Bedeutung gewinnt."

Der Branchenexperte macht keinen Hehl daraus, dass neue Mitspieler wie Delticom und Tirendo das über Jahrzehnte gewachsene Gefüge aus Herstellern, Autohäusern, Kfz-Werkstätten sowie Groß- und Fachhandel kräftig aufwirbeln. Schließlich herrsche beim Gros der Branche eine Mischkalkulation in dem Geschäft, bei dem sich die Serviceleistungen wie Räder einlagern, umstecken oder auswuchten kombinieren mit der Marge aus dem Reifeneinkauf, wenn der Kunde wieder neue braucht. Doch die hat er nun immer öfter selber online bestellt. "Wegdiskutieren kann man diesen Verkaufskanal nicht mehr", sagt Fachmann Drechsler.

Und irgendwie verbindet die Werkstätten, Fachmärkte und Autohäuser auch eine Hassliebe zum Online-Wettbewerb. Allein Delticom hat 8.400 Servicepartner in Deutschland, zu denen Kunden ihre online gekauften Reifen schicken lassen können. In Österreich sind es 700. Etwa 80 Prozent der Internetkunden, so schätzt der BRV, verfahren so oder bringen die Reifen selber zu einem Montagepartner. Die restlichen 20 Prozent erledigten das mit eigenem Aufziehwerkzeug oder beim Bekannten in der Hinterhofwerkstatt. Oder sie bestellten gleich mit Felge und schraubten die Räder selber fest.

Offline-Händler gehen online
Online-Marktführer Delticom ist guter Dinge. "Der Anteil online verkaufter Reifen ist nach wie vor vergleichsweise gering, allerdings gewinnt das Internet als Absatzkanal im Reifenhandel zunehmend an Bedeutung", heißt es in der mittelfristigen Prognose. In den nächsten Jahren seien "hinsichtlich Umsatz und Ergebnis weiterhin zweistellige jährliche Wachstumsraten" drin. Doch Delticoms klassische Konkurrenz schläft nicht: Der Reifenfachhandel hat mit dem Onlineportal Gripgate schon eine Plattform für den Gegenangriff. "Wir geben jetzt Gas", sagt BRV-Geschäftsführer Drechsler. Denn bei einem gesättigten Markt wie Deutschland ist klar: Online gewinnt auf Kosten von Offline.

Delticoms Gründer Rainer Binder und Andreas Prüfer sind übrigens alte Bekannte in der Branche. Sie waren früher Continental-Manager.

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(Bild: kmm)



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