Enthüller Snowden:

“Habe nichts an Russen oder Chinesen verraten”

Ausland
18.10.2013 12:46
US-Informant Edward Snowden, der den Skandal um die ausufernde Internet-Überwachung ausgelöst hatte, hat nach eigenen Worten keine geheimen Dokumente nach Russland mitgenommen. Er habe im Juni in Hongkong alle Unterlagen an Journalisten übergegeben, erklärte er in einem am Freitag veröffentlichten Interview der "New York Times". Er habe auch keine Kopien behalten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Russen oder Chinesen irgendwelche Dokumenten bekommen haben, liegt bei null Prozent", betonte Snowden.

Er habe sich nur so lange nicht zum Verbleib der Dokumente geäußert, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit der Behörden auf die Journalisten zu lenken, sagte Snowden. Der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald und die Filmemacherin Laura Poitras, die Snowden in Hongkong interviewt hatten, gelten als die einzigen, die vollen Zugang zu den gesamten Unterlagen haben.

Er sei sich sicher, dass auch chinesische Agenten während seines Aufenthalts in Hongkong keinen Zugriff auf die Dateien gehabt hätten, so Snowden. Aus seiner Tätigkeit für die NSA könne er deren Fähigkeiten einschätzen. Zum Ende seiner Zeit bei dem US-Abhördienst sei China sein Fachgebiet gewesen. Er sei kein Überläufer, sondern ein Informant, der Gesetzesverstöße aufdecken wolle.

Laut "New York Times" sei das Interview im Laufe mehrerer Tage in der vergangenen Woche über verschlüsselte Online-Kommunikation geführt worden. Snowden erklärte, er lebe nicht unter Kontrolle der russischen Behörden und könne sich frei bewegen. Er hatte Asyl in Russland beantragt, nachdem er im Juni für mehrere Wochen im Transitbereich eines Moskauer Flughafens gestrandet war. Die US-Behörden hatten seine Dokumente annulliert.

Entscheidung zur Veröffentlichung ist langsam gewachsen
Snowden betonte, die Entscheidung, NSA-Dokumente zu veröffentlichen, sei langsam gewachsen. Er habe sich zum Handeln entschieden, als er eine Kopie eines geheimen Berichts aus dem Jahr 2009 über ein unberechtigtes NSA-Abhörprogramm während der Präsidentschaft von George W. Bush entdeckt habe. Das sei ein Schlüsselerlebnis gewesen: "Man kann nicht so etwas lesen und nicht verstehen, was dies für alle Systeme, die wir haben, bedeutet." Wenn ranghohe Beamte in einer Regierung gegen Gesetze verstoßen, ohne eine Strafe zu befürchten, würden Geheimdienste außerordentlich gefährlich.

Snowden argumentierte, dass sein Vorgehen der nationalen Sicherheit der USA helfe, indem es eine dringend benötigte öffentliche Debatte über den Umfang der Geheimdienstarbeit anstoße. "Die geheime Fortführung dieser Programme stellt eine viel größere Gefahr dar als ihre Aufdeckung", erklärte Snowden.

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