Geldfresser

“Disney Infinity”: Sammeln, bis der Arzt kommt

Spiele
16.10.2013 14:49
Echte Actionfiguren aus Plastik, die über eine mitgelieferte Plattform – ebenso wie Power-ups und Levels – ihren Weg auf den Fernseher finden. Mit diesem von Activisions "Skylanders" entlehnten Erfolgsrezept buhlt "Disney Infinity" um die Gunst der jüngeren Zielgruppe. Mit zahlreichen Minispielchen, reichlich im Spiel versteckten Geheimnissen und einem umfangreichen Level-Editor verspricht das Game Unterhaltung für viele Stunden. krone.at hat sich Disneys Sammel-Epos genauer angesehen.

Sullivan aus der "Monster Uni", Captain Jack Sparrow aus "Fluch der Karbik" und Mr. Incredible aus "Die Unglaublichen" sind als kleine Plastikfiguren im 65 Euro teuren Starter-Kit zu "Disney Infinity" enthalten. Andere Figuren – etwa die Helden aus "Cars" – gibt's inklusive Spielumgebung für rund 30 Euro. Einzelne Figuren aus dem Disney-Universum – man braucht sie, um als anderer Charakter oder zu zweit zu spielen – gibt's für etwa zehn Euro. Zwei Bonusmünzen, die Power-ups bringen, kosten im Zweierpack fünf Euro.

Neue Abwechslung kostet neues Geld
So viel ist klar: Wer seinen Kindern – und für die ist Disneys Sammel-Game vorrangig gedacht – "Disney Infinity" schenkt, der hat mit hohen Folgekosten zu rechnen. Schließlich sind die einzelnen "Play Sets" – so heißen die Abenteuer, welche die realen Actionfiguren virtuell am Bildschirm bestreiten dürfen – nach je rund sechs Stunden durchgespielt und es muss Abwechslung her.

Die "Play Sets" werden in Form eines kleinen Kristalls mit den Figuren vertrieben und schalten die Spielwelt frei, in der die Charaktere ihre Abenteuer erleben. Die Monster-Uni für Sullivan, eine Großstadt voller Superschurken für die Unglaublichen und eine Pirateninsel inklusive Festung für Captain Jack Sparrow sind im Startpaket enthalten. Das "Cars"-Gebiet gibt's schon wieder nur optional mit den entsprechenden "Cars"-Figuren.

"Play Sets" bieten erstaunlich viel Abwechslung
Die Frage lautet: Stimmt angesichts der Summen, die "Disney Infinity" verschlingt, der Spielspaß? Grundsätzlich schon. Die einzelnen "Play Sets" bieten nämlich vergleichsweise große, offene Spielwelten, in denen die jungen Spieler zahlreiche Aufträge erledigen können. Die Unglaublichen bekämpfen in ihrer Großstadt Schurken und Kampfroboter, nehmen Aufträge an und retten Bürger.

An der Monster-Uni müssen Sullivan und seine Freunde Mitstudenten erschrecken, Bäume mit Toilettenpapier dekorieren und Geheimnisse entdecken. Und Jack Sparrow darf sich auf der virtuellen Pirateninsel in die Festung vorkämpfen und dort seine Freunde befreien, bevor er sich am Steuer seines Schiffes in eine virtuelle Seeschlacht stürzt. Dafür, dass das Spiel von auf den gerade verwendeten Charakter abgestimmten Minispielen lebt, bietet es erstaunlich viel Abwechslung.

Leicht zu erlernen, viel zu entdecken
Einige Stunden Spielspaß bietet jedes Gebiet in "Disney Infinity". Dass dabei der Schwierigkeitsgrad recht niedrig angesetzt und auch die Steuerung möglichst unkompliziert gehalten ist, ist angesichts der angepeilten Zielgruppe, Kindern ab sechs Jahren, verständlich.

Weil die Gebiete nicht nur mit Aufträgen, sondern auch mit zahlreichen Geheimnissen gefüllt sind, bieten sie mitunter auch dann noch Abwechslung, wenn die Aufträge schon erledigt sind. Bei diesen Geheimnissen handelt es sich um Spielzeug, das der Spieler dann in einem umfangreichen Level-Editor, der "Toy Box", verwenden darf. Alternativ kann das Spielzeug auch nach und nach durch Münzensammeln freigeschaltet werden.

Spielzeug im Spiel wird im Level-Editor verbaut
Diese "Toy Box" ist der zweite Sammel-Anreiz bei "Disney Infinity". Während die "Play Sets" und Spielfiguren durch den Kauf der zugehörigen Actionfiguren freigeschaltet werden, wird beim Spielen mit Selbigen wiederum virtuelles Spielzeug freigeschaltet, das im Level-Editor verwendet werden darf. Das Game zielt also sowohl im Spiel selbst als auch in der realen Welt voll auf den Sammlerinstinkt der Spieler ab.

Das Problem: Die Dinge, die in der "Toy Box" freigeschaltet werden, werden vom Spiel zufällig ausgewählt. So dauert es ewig, bis tatsächlich ein ansehnliches Spielzeugarsenal zusammenkommt, um größere Levels zu basteln.

Zusammenpassende Szenarien sind zudem schwer zu realisieren, weil der Zufallsgenerator selten ähnliche Spielzeuge freischaltet. So verkommt die eigentlich lobenswerte Idee des Level-Editors schnell zu einem nervigen Zeitfresser ohne echte Erfolgserlebnisse – selbst für Kinder.

Toll vertont, ansehnlicher Comic-Look
Dafür überzeugt "Disney Infinity" an anderer Stelle: Beim reichhaltigen Fundus an bekannten Disney-Figuren sowieso, aber auch bei der Vertonung. Der Soundtrack erwies sich im Test nämlich in allen "Play Sets" als eingängig. Und weil Disney zahlreiche Originalsprecher für die Vertonung gewinnen konnte, fühlt man sich durch die Figuren sofort an die jeweilige Kinovorlage erinnert.

Optisch bietet "Disney Infinity" mit seinem Comic-Look ansehnliche Kost. In der getesteten Wii-U-Fassung erblickt man zwar hie und da etwas verwaschene Texturen, alles in allem erweist sich der Look aber als stimmig. Klar, schließlich setzen auch viele der Filmvorlagen auf eine ähnliche Optik. Aber auch Realfilm-Vorbilder wie "Fluch der Karibik" setzt das Spiel gut und wiedererkennbar in Szene.

Mehr Spieler, mehr Figuren – mehr Kosten
Damit Disney-Fans auch mit Freunden Spaß haben, ist ein Split-Screen-Modus integriert, bei dem die "Play Sets" gemeinsam erforscht werden dürfen. Zumindest, wenn eine zweite, zum "Play Set" passende Figur vorhanden ist.

Sullivan aus der "Monster Uni" darf beispielsweise nicht von einem zweiten Spieler gesteuert werden, während Spieler 1 in der "Fluch der Karibik"-Welt mit Captain Sparrow spielt. Da muss schon eine zweite – natürlich käuflich zu erwerbende – "Fluch der Karibik"-Figur her. Und auch für ein Multiplayer-Abenteuer an der "Monster Uni" braucht es ein kostenpflichtiges zweites Monster.

Fazit:Für Kinder lustig, für Eltern teuer
Alles in allem ist "Disney Infinity" ein durchaus spaßiges Game – zumindest die einzelnen "Play Sets" mit ihren bekannten Disney-Helden und den lustigen, wenngleich nicht besonders fordernden Aufträgen. Die "Toy Box" krankt am Zeitaufwand für das Spielzeug-Freischalten, der das Erschaffen größerer und in sich stimmiger Levels zu Frust verkommen lässt. Sie ist in ihrer aktuellen Form entbehrlich.

Dafür erfreut das Game gerade jüngere Spieler mit bekannten Helden aus dem Fernsehen, passenden Sprechern und liebevoll gemachter Unterhaltung. Letztlich ist "Disney Infinity" aber vor allem eines: Eine Gelddruckmaschine für Disney und ein finanzielles Loch ohne Boden für Eltern, die ihren Kindern immer wieder neue Figuren, Levels und Power-ups kaufen müssen. Dessen sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein.

Plattform: PS3, Wii, Wii U (getestet), Xbox 360
Publisher: Disney

krone.at-Wertung: 7/10

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