Volkshilfe alarmiert

Jedes 6. Kind in Österreich ist armutsgefährdet

Österreich
16.10.2013 12:50
Am Donnerstag wird der "Internationale Tag für die Beseitigung der Armut" begangen. Eine Studie der Volkshilfe zeigt im Vorfeld, dass das Thema auch in Österreich, dem Land mit der zweithöchsten Pro-Kopf-Wirtschaftskraft der EU, brisant ist. Vor allem die Jugend ist bedroht: Fast jedes sechste Kind in Österreich gilt als armutsgefährdet. Der Nachwuchs von alleinerziehenden Müttern ist besonders betroffen.

15,4 Prozent der österreichischen Kinder sind laut der Studie von Armut bedroht. Der Anteil in dieser Altersklasse ist damit höher als in der Gesamtbevölkerung mit 13 Prozent. In absoluten Zahlen sind 268.000 junge Menschen bis 17 Jahren betroffen. Je mehr Geschwister Kinder haben, umso eher laufen sie Gefahr, in die Armut abzurutschen. Auch Kinder aus Zuwandererfamilien sind überdurchschnittlich stark betroffen.

EU-weit liegt der Schnitt bei 20,5 Prozent, Österreich liegt hier also noch deutlich darunter. Der Abstand zu den europäischen Musterländern Norwegen und Dänemark, die eine Quote von etwa zehn Prozent aufweisen, ist jedoch groß. Auch Schweden, Zypern, Slowenien und Tschechien liegen besser als Österreich. Als armutsgefährdet gilt, wer in einem Haushalt lebt, der über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Für Alleinerzieher sind das in Österreich derzeit 1.066 Euro im Monat, zwölf Mal jährlich.

Kein Urlaub, keine Einladungen, Scham, Isolation
Konkret bedeutet Armut drastische Einschränkungen im Alltagsleben der Kinder, die sich auch auf die Entwicklung auswirken können: "Jedes vierte Kind kann nicht auf Urlaub fahren, jedes zehnte kann aufgrund der schlechten Wohnsituation keine Freunde einladen", sagte Volkshilfe-Chef Erich Fenninger am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal". "Der Wohnraum ist beengt, die Kinder schämen sich oft, dass es nicht so schön ausschaut wie bei den Freunden. Viele Kinder sind deshalb isoliert und tun sich im Leben schwer."

Kinder, die in Armut aufwachsen, sind außerdem öfter krank, ihre emotionale und kognitive Entwicklung ist oft verzögert. Sie verletzen sich häufiger, haben öfter Infektionskrankheiten, ernähren sich ungesünder und bewegen sich weniger, so die Volkshilfe-Studie. "Armut ist nicht nur auf das Geldbörsel bezogen", so Fenninger, auch der familiäre Zusammenhalt in armutsgefährdeten Familien sei eklatant schlechter als in Familien, bei denen Geld keine Rolle spielt.

Abhilfe: Kindergrundsicherung, Sozialarbeit, Schulreform
Die Studienautoren fordern unter anderem eine Grundsicherung für Kinder, die Erhöhung der Richtsätze bei der Mindestsicherung, einen Ausbau der Sozialarbeit bei Familien in schwierigen Lebensbedingungen, "qualitätsvolle Tageseinrichtungen" für Kinder statt Heimen sowie einen Rechtsanspruch auf Förderungen und Beihilfen.

Auch die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen könnte laut den Experten die Armutsgefährdung senken, da eine frühe Selektion der Kinder so hintangestellt würde. Österreich dürfe "kein Kind zurücklassen", gibt die Volkshilfe der nächsten Bundesregierung mit auf den Weg.

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