Fall "Baby Hope"

Rätselhafter Mord an Kind nach 22 Jahren geklärt

Ausland
13.10.2013 13:42
Dank moderner Gentechnik und eines unerwarteten Tipps für die Polizei ist der Mord an einer Vierjährigen in den USA nach 22 Jahren endlich aufgeklärt worden. Im mysteriösen Fall von "Baby Hope" nahm die New Yorker Polizei einen Verwandten, den 52-jährigen Conrado Juarez (kleines Bild unten), als Tatverdächtigen fest.

Örtlichen Medienberichten zufolge soll es sich um einen Cousin des Vaters des Mädchens handeln, dessen Leiche am 23. Juli 1991 in einer Kühlbox nahe einer Schnellstraße im Manhattaner Inwood Park von Straßenbauarbeitern gefunden worden war. Der nackte Körper des Mädchens war in ein Plastiksackerl gewickelt und in die Kühlbox gelegt worden. Nach Polizeiangaben wurde der Mann am Freitag vor einem Restaurant in Manhattan festgenommen, in dem er arbeitete.

Laut den New Yorker Ermittlern habe der Verdächtige den sexuellen Missbrauch und die anschließende Erdrosselung der Vierjährigen gestanden. Er habe zudem ausgesagt, die Leiche des Mädchens nach der Tat mithilfe seiner inzwischen verstorbenen Schwester in einem Waldstück entsorgt zu haben. Der 52-Jährige muss sich nun wegen Mordes verantworten – bei einer Anhörung vor Gericht bekannte er sich allerdings nicht schuldig.

Polizei erhielt kürzlich entscheidenden Tipp
Mehr als 20 Jahre lang war die Identität des getöteten Kindes ungeklärt – erst jetzt weiß man, dass es sich um die vierjährige Anjelica Castillo handelte. New Yorks Polizeichef Ray Kelly sagte, durch einen Tipp konnten die heute erwachsene Schwester des Opfers und ihre Mutter aufgespürt werden. Ein DNA-Abgleich mit Proben des toten Mädchens bestätigte die Verwandtschaft.

Die Mutter, deren Identität nicht enthüllt wurde, sagte aus, ihre Tochter habe zum Zeitpunkt der Tat nicht bei ihr gelebt, sondern bei einer Tante väterlicherseits. Durch diesen Hinweis kamen die Ermittler schließlich auf die Spur von Conrado Juarez.

Mutter hoffte, ihre Mädchen würden zurückkehren
Dass sie ihre Tochter trotz der räumlichen Entfernung in all den Jahren nicht als vermisst gemeldet hatte, erklärte die Frau damit, dass sie Angst hatte, ihr Ehemann würde ihr etwas antun. Nur wenige Monate vor dem Auffinden der Leiche habe er sie mit Anjelica und deren Schwester verlassen. Sie habe stets die Hoffnung gehabt, ihren Mädchen gehe es gut und sie würden unbeschadet zu ihr zurückkehren, sagte die Mutter.

Juarez war zum Tatzeitpunkt 30 Jahre alt und soll laut Kelly auf sein Opfer aufmerksam geworden sein, als er es im Haus sah, in dem die weit verzweigte Familie wohnte. Er sei noch in dem Haus über das Mädchen hergefallen. "Als sie sich nicht mehr bewegte, hat er seine Schwester gerufen, die im Nebenzimmer war", so der Polizeichef. Zusammen hätten sie die nackte Leiche der Kleinen entsorgt.

Polizisten bezahlten Grabstein: "Because we care"
Der Fall hatte seinerzeit und immer wieder für große Aufregung in New York gesorgt. Die sterblichen Überreste des Opfers waren zwei Jahre nach der Tat von Polizisten beerdigt worden, da sich kein Verwandter bei den Behörden gemeldet hatte. Zur Beerdigung des unbekannten Mädchens, das in einem weißen Sarg seine letzte Ruhe fand, waren Hunderte Menschen gekommen. Auf dem Grabstein, der von den Polizisten bezahlt worden war, stand: "Because we care".

Immer wieder wurde versucht, den Fall zu klären - so wurde Anjelicas Leiche im Jahr 2007 und noch einmal 2011 exhumiert, um DNA-Proben zu entnehmen. Erst im Juli unternahm die Polizei einen neuen Versuch, etwas über die Identität von "Baby Hope" herauszufinden. Erneut wurden in der Gegend, wo die Leiche gefunden worden war, Menschen befragt. Flugzettel (großes Bild oben) wurden aufgehängt, Bilder des Mädchens und der Kühlbox veröffentlicht. Auch eine Belohnung von 12.000 Dollar für entscheidende Hinweise wurde ausgelobt – vermutlich das überzeugendste Argument für die Tippgeberin, sich an die Polizei zu wenden.

"Nach mehr als zwei Jahrzehnten endlich Gerechtigkeit"
Der frühere Detective Jerry Giorgio, der den Fall "Baby Hope" bis zu seiner Pensionierung im Sommer betreute, sagte laut "Huffington Post", er sei stets zuversichtlich gewesen, dass der Fall eines Tages aufgeklärt werde. Dass er den entscheidenden Anruf um nur wenige Wochen "verpasst" hat, ärgert ihn aber doch.

Polizeichef Kelly lobte die "ausgezeichnete Arbeit" der Polizisten in dem Fall. Mit dem erfolgreichen Ende der Ermittlungen sei dem Mädchen jetzt nach mehr als zwei Jahrzehnten "Gerechtigkeit widerfahren", sagte Kelly.

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