Phantombilder

Fall Maddie: Hunderte neue Hinweise

Ausland
15.10.2013 11:20
Ein TV-Aufruf im Fall der seit Jahren vermissten Madeleine McCann hat der britischen Polizei Hunderte neue Hinweise gebracht. Mehr als 300 Anrufe und 170 E-Mails seien im Laufe der Nacht beim Londoner Scotland Yard eingegangen, nachdem die Ermittler am Montagabend in der BBC-Sendung "Crimewatch" neue Erkenntnisse sowie Phantombilder von Gesuchten vorgestellt hatten. "Wir sind hocherfreut über die Reaktionen", sagte Scotland-Yard-Hauptkommissar Andy Redwood am Dienstag.

Das Bundeskriminalamt in Wien hat nach Auskunft von Sprecher Mario Hejl trotz medialer Berichterstattung in Österreich bisher keine neuen Hinweise zu dem Fall erhalten. Das könnte sich ändern, wenn das Schicksal der kleinen Britin auch hierzulande via Fernsehbildschirm erneut thematisiert wird: Am Mittwoch wird die Fahndungsaktion im deutschsprachigen und niederländischen Raum in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" (20.15 Uhr) fortgesetzt.

Mann mit Kleinkind in den Armen gesucht
Die Polizei fahndet nun unter anderem nach einem Mann, der am Abend des 3. Mai 2007 im portugiesischen Urlaubsort Praia da Luz ein blondes Kind im Alter von drei bis vier Jahren Richtung Strand trug. Das Kind war möglicherweise mit einem Schlafanzug bekleidet. Der Gesuchte soll zwischen 20 und 40 Jahren alt und von mittlerer Statur sein. Ihn sollen die ersten beiden (farbigen) Fotos zeigen.

Die beiden Bilder würden sich zwar voneinander unterscheiden, aber denselben Mann zeigen, hieß es. Die Bilder basieren auf Aussagen von zwei unabhängigen Zeugen. Der Unbekannte soll demnach Deutsch sprechen. Er sei von "sehr großer Wichtigkeit für den Fall".

Verdächtige, Zeugen oder Spendensammler?
Zwei weitere Phantombilder zeigen hellblonde Männer, die von Zeugen in der Nähe der Ferienwohnung gesehen worden waren - möglicherweise handelt es sich auch hierbei um ein und dieselbe Person (Männer mit schütterem Haar bzw. mit Brille).

Außerdem sucht die Polizei Spendensammler, die am Tag des Verschwindens in der Gegend unterwegs waren (Männer mit dunklem Haar und dunklen Augen). Ob die Männer als Zeugen oder als Verdächtige gesucht werden, ließen die Ermittler zunächst offen.

Ein weiterer Mann, der lange als Verdächtiger galt, war von Scotland Yard identifiziert und für unschuldig befunden worden. Er hatte sein Kind aus einem Abend-Kindergarten in der Nähe abgeholt, wie die Polizei in der BBC-Sendung erklärte.

Zahlreiche Einbrüche in Anlage zur Tatzeit
Festgestellt habe man zudem, dass es in den Wochen vor dem Urlaub der McCanns in der Anlage zahlreiche Einbrüche gegeben habe. Für Hinweise, die zur Lösung des Falls führen, hat Scotland Yard 20.000 Pfund (23.600 Euro) als Belohnung ausgesetzt.

Sowohl im Zeitablauf als auch bei der bisherigen "Version der Geschehnisse" um das Verschwinden des Mädchens habe es "bedeutsame Veränderungen" gegeben, hatte Scotland Yard am Sonntag nach neuen, zweijährigen Ermittlungen mitgeteilt.

Chefermittler: "Haben bei null angefangen"
Zahlreiche bekannte Zeugenaussagen und Hinweise erschienen nach einer Überprüfung der Ermittlungen in Portugal nun in einem neuen Licht, erklärte Scotland Yard in London. "Wir haben versucht, alles wieder auf null zu setzen, auf Anfang, und von dort neu zu beginnen", sagte Chefermittler Redwood am Montagabend. Auch die Öffentlichkeit müsse alle Vorurteile ablegen und den von Spekulationen umgebenen Fall neu betrachten.

Scotland Yard hatte bereits in der letzten Woche mitgeteilt, man wolle die Telefondaten sämtlicher Menschen auswerten, die sich damals in dem Feriendorf aufgehalten hatten.

"Jetzt gibt es neue Hoffnung"
Maddies Eltern schöpfen angesichts der Erkenntnisse neue Hoffnung auf einen Durchbruch. "Die neuen Hinweise bringen uns wirklich voran", sagte Vater Gerry McCann. Er und seine Frau Kate, die zwischenzeitlich selbst unter Verdacht standen, hatten nicht lockergelassen und den Fall immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht.

Seit 2007 spurlos verschwunden
Maddie war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve verschwunden, während ihre Eltern beim Abendessen waren. Nach Informationen der "Sunday Times" könnte das Mädchen nach einem Einbruch in das Ferienapartment entführt worden sein. Seitdem suchen die McCanns unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit nach Maddie. Insgesamt wurden 442 Verhöre zu dem Fall geführt und etliche Verdächtige ausgemacht, ohne dass es je zu Festnahmen gekommen wäre.

Die portugiesische Polizei hatte den Fall nach 14 Monaten zu den Akten gelegt. Scotland Yard hatte ihn dann im Jahr 2011 in die Hand genommen, nachdem sich der britische Premier David Cameron persönlich dafür eingesetzt hatte. Im Juli hatte die Londoner Polizei bekannt gegeben, es hätten sich bei den Untersuchungen 41 "Personen von Interesse" herausgebildet, darunter 15 Briten. In 31 Fällen seien Polizeikräfte im Ausland, überwiegend in Europa, um Mithilfe gebeten worden. Die britischen Ermittler halten es weiterhin für möglich, dass das Mädchen noch lebt.

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