Bezahlte Artikel

Hunderte Werbe-Accounts aus Wikipedia verbannt

Web
11.10.2013 16:36
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia hat den Anspruch, möglichst neutrale Informationen anzubieten. Das geht nicht, wenn Firmen die Artikel für Werbezwecke missbrauchen, und ist eigentlich auch untersagt. Trotzdem haben die Wikipedia-Betreiber jetzt ein Unternehmen ausgeforscht, das gegen Bares wohlwollende Wikipedia-Einträge verfasst und diese mit mindestens 300 Fake-Accounts in die Enzyklopädie eingepflegt haben soll.

Erstmals aufgefallen war das Werbenetzwerk offenbar bereits letztes Jahr, als Wikipedia-Gründer Jimmy Wales persönlich einen offensichtlich zu Reklamezwecken publizierten Artikel des Accounts "Morning277" löschte. Dem IT-Portal "Heise" zufolge kehrte dann eine Zeitlang Ruhe ein, bis im Juli einem Administrator ein ähnlicher Artikel auffiel, der zu allem Überfluss von einer auffallenden Anzahl an Accounts unterstützt wurde.

Der Wikipedia-Administrator leitete eine Überprüfung ein – und stieß auf ein ganzes Netzwerk von Fake-Accounts, die offenbar nur angelegt worden waren, um die eigentlich neutralen Informationen im Online-Nachschlagewerk mit wohlwollender Werbung für Unternehmen und Personen anzureichern. Aus fünf Verdachtsfällen wurden schnell hundert, mittlerweile sollen zumindest 300 solche Accounts identifiziert worden sein.

Firma ist auf Wikipedia-Werbung spezialisiert
Die Accounts wurden offenbar von einem Unternehmen namens Wiki-PR betrieben, das mit Spam-E-Mails für seine Dienste warb. Scharen unterbezahlter freiberuflicher Autoren sollen für das Unternehmen gearbeitet und Werbe-Artikel in Wikipedia eingepflegt haben. Dabei ging man offenbar ausgesprochen gefinkelt vor – die Artikel wurden mit scheinbar seriösen Quellen angereichert und von verschiedenen Accounts aus bearbeitet.

Zudem wurden sie zunächst auf den Nutzerseiten der Wiki-PR-Mitarbeiter angelegt und dann heimlich in den öffentlichen Bereich verschoben, um nicht die Aufmerksamkeit der Wikipedia-Administratoren zu erwecken. 500 bis 1.000 US-Dollar soll Wiki-PR für einen so in die Enzyklopädie geschmuggelten Artikel verlangt haben – hinzu kamen monatliche Gebühren für Pflege und "Monitoring" der Artikel. Wurde ein Werbe-Artikel gelöscht, stellte das Unternehmen ihn kurzerhand wieder ein.

Bei den Machern der Online-Enzyklopädie sind bezahlte Artikel verpönt, entsprechend erbost ist man über das Treiben von Wiki-PR. Jimmy Wales selbst sei etwa dafür, bezahlte Schreiber gänzlich aus dem Projekt auszuschließen, berichtet die IT-Website. Es gibt zwar auch Stimmen, die bezahlten Autoren gegenüber aufgeschlossener sind. Aber auch diese sind dafür, dass bei bezahlten Artikeln zumindest offengelegt wird, dass es sich um einen solchen handelt. Ansonsten könnte Wikipedia seine Glaubwürdigkeit schnell verlieren.

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