In Assads Provinz

Syrische Rebellen sollen Massaker verübt haben

Ausland
11.10.2013 19:04
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat ein weiteres Massaker im syrischen Bürgerkrieg angeprangert. Rebellengruppen sollen im August in der Heimatprovinz von Machthaber Bashar al-Assad mehr als 190 Zivilisten getötet und Hunderte Geiseln genommen haben. Vieles spreche dafür, dass es sich um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit handle, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht. Die Täter gehörten demnach zu islamistischen Organisationen.

Am 4. August griffen laut den Angaben der Menschenrechtler mehrere Rebellengruppen etwa zehn Dörfer der alawitischen Minderheit in der nordsyrischen Küstenregion Latakia an. Dabei sollen sie etwa 190 Zivilisten getötet haben. In mindestens 67 Fällen habe es sich um Hinrichtungen oder widerrechtliche Tötungen gehandelt, so HRW. Viele Opfer seien unbewaffnet gewesen oder auf der Flucht erschossen worden. Die Angreifer löschten dem Bericht zufolge ganze Familien aus und nahmen Bewohner - hauptsächlich Frauen und Kinder - als Geiseln. Mehr als 200 Geiseln sollen sich noch immer in den Händen ihrer Entführer befinden.

Zeuge: "Man kann immer noch ihr Blut sehen"
HRW-Mitarbeiter hatten für den Bericht Überlebende und Zeugen befragt. So berichtete etwa Hassan Shebli, die Angreifer hätten seine gehbehinderte Frau und seinen gelähmten Sohn getötet. Schebli war vor den Angreifern geflüchtet, die beiden waren zu Hause zurückgeblieben. Bei seiner Rückkehr fand er zwei frisch geschaufelte Gräber im Garten und Blutflecken im Haus. "Man kann immer noch ihr Blut sehen", sagte er.

Die gesammelten Aussagen und Beweise würden jedenfalls nahelegen, das es sich um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit handle, heißt es in dem Bericht weiter. "Das Ausmaß und die Organisation dieser Verbrechen deutet darauf hin, dass diese systematisch und als Teil eines Angriffs auf die Zivilbevölkerung geplant waren."

Verantwortliche aus Umfeld der Al-Kaida
Insgesamt beteiligten sich laut HRW 20 Rebellengruppen an dem Angriff, fünf von ihnen seien für die Übergriffe auf Zivilisten verantwortlich. Darunter sind die zum Umfeld der Al-Kaida zählenden Organisationen Al-Nusra-Front und Islamischer Staat im Irak und in Syrien. HRW nennt zudem die Brigade Ahrar al-Sham sowie die Gruppen Sukor al-Iss und Muhajirun wa al-Ansar. Kämpfer der Freien Syrischen Armee seien erst in den Tagen nach dem Massaker dazugestoßen, hieß es weiter. Erst am 18 August hätten Regierungstruppen das Gebiet dann zurückerobert.

Oppostionsbündnis zeigte sich bestürzt über Berichte
Das wichtigste syrische Oppositionsbündnis, die Nationale Koalition, hat bestürzt auf die Berichte reagiert. "Wir verurteilen unmissverständlich alle Menschenrechtsverletzungen durch bewaffnete Gruppen. Dazu gehören auch widerrechtliche Tötungen und Entführungen", teilte das Bündnis am Freitag mit. Die Koalition distanzierte sich zugleich von den als Haupttäter genannten dschihadistischen Gruppen.

Latakia ist eine der wichtigsten Hochburgen der seit Jahrzehnten in Syrien herrschenden Assad-Familie. Viele Mitglieder der alawitischen Minderheit, der auch der Präsident angehört, leben in der Region. Bereits im August hatte die staatliche syrische Nachrichtenagenturen SANA Bilder veröffentlicht, die unter anderem ein von den Regierungstruppen entdecktes Massengrab (Bild) in dem Gebiet zeigten.

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