Aus Hotel entführt

Libyens Premier Ali Zeidan ist wieder frei

Ausland
10.10.2013 15:19
Der libysche Premier Ali Zeidan ist wieder frei. Der Regierungschef war in der Nacht auf Donnerstag von ehemaligen Rebellen aus einem Hotel in der Hauptstadt Tripolis verschleppt worden. Nun sei er nicht mehr in der Gewalt der Entführer, teilte der libysche Außenminister Mohammed Abdulaziz Donnerstagmittag mit. Die genauen Umstände der Aktion sind noch unklar.

Nach den Worten eines Regierungssprechers sei Zeidan von einer Brigade ehemaliger Revolutionäre befreit worden. Der Premier sei demnach "bei guter Gesundheit". Das Entführungsopfer versuchte, nach seiner mehrstündigen Gefangenschaft die Lage zu beruhigen. Während einer Sitzung des Kabinetts sagte er, seine Entführung habe mit innerlibyschen Streitigkeiten zu tun. Ausländische Diplomaten oder Geschäftsleute hätten nichts zu befürchten, die Sicherheitslage sei stabil. Der TV-Sender "Libya al-Ahrar" übertrug die ersten Minuten der Sitzung live.

Premier unbeeindruckt: "Ich werde nicht zurücktreten"
Zuvor hatte sich Zeidan bereits via Twitter zu Wort gemeldet und mitgeteilt, dass er an seinem Amt festhalten werde: "Wenn es das Ziel dieser Entführung war, mich zum Rücktritt zu bewegen, dann kann ich dazu nur sagen, dass ich nicht zurücktreten werde. Wir kommen nur langsam voran, aber wir sind auf dem richtigen Weg."

Eine Ex-Rebellengruppe hatte in der Früh erklärt, man habe sich zur Entführung des Premiers entschlossen, nachdem US-Außenminister John Kerry mitgeteilt hatte, dass die libysche Regierung von dem US-Einsatz gegen den Al-Kaida-Extremisten Abu Anas al-Libi gewusst und ihn erlaubt habe. Sie werfen der Regierung Korruption und Gefährdung der nationalen Sicherheit vor.

Al-Kaida-Terrorist von US-Kommando geschnappt
Libi, der 1998 an den verheerenden Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania beteiligt gewesen sein soll, war am vergangenen Samstag von einem US-Spezialkommando in Tripolis gefangen genommen und außer Landes gebracht worden.

Nach dem Verschwinden von Libi hatte es in Bengasi eine Protestaktion radikaler Islamisten gegeben. Einige der Milizen, die sich 2011 während der Kämpfe gegen die Truppen von Langzeitmachthaber Muammar al-Gadafi gebildet hatten, äußerten ihren Unmut darüber, dass Ausländer mitten in der Hauptstadt einen libyschen Staatsbürger verschleppen können.

Oppositioneller Zeidan lebte in Gadafi-Ära im Exil
Ali Zeidan ist der erste gewählte Regierungschef Libyens. Der ehemalige Oppositionelle hatte in der Gadafi-Ära im Exil gelebt, unter anderem im Irak und in Deutschland. Zeidan hatte den Aufbau einer neuen Armee als Priorität seiner Politik genannt. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt kommt der Aufbau von Heer und Polizei jedoch nur langsam voran. Am Montag etwa besetzten Dutzende Soldaten den Amtssitz von Zeidan, um die Auszahlung ausstehender Löhne zu fordern.

Seit dem Sturz und Tod Gadafis im Oktober 2011 kommt Libyen nicht zur Ruhe. Zahlreiche frühere Rebellenmilizen weigern sich, ihre Waffen abzugeben, und versuchen mit Gewalt, ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Wiederholt belagerten bewaffnete Demonstranten Behörden, Ministerien und das Parlament. Zudem liefern sich die Milizen sowie rivalisierende Stämme immer wieder blutige Kämpfe.

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