Will jetzt Toleranz

GB: Parteichef verlässt rechtsextreme “Idioten”

Ausland
09.10.2013 11:29
Die Gründer der britischen rechtsextremen Partei English Defence League (EDL), Obmann Tommy Robinson und sein Stellvertreter Kevin Carroll, haben für eine große Überraschung gesorgt: Sie verlassen die Partei, deren Mitglieder Robinson nun als unkontrollierbar gewalttätige "Idioten" bezeichnet. Robinson und Caroll sind überdies der Denkfabrik eines führenden Muslimen beigetreten, der für Toleranz auftritt.

Robinson (Bild) und Carroll hätten am Dienstag ihren Abgang verkündet und die Anhänger der EDL sprachlos zurückgelassen, berichtete die BBC am Mittwoch. Die Entscheidung habe er nach einem 18-monatigen Aufenthalt im Gefängnis gefällt, so Robinson - dort habe er Gelegenheit gehabt, "alles zu überdenken".

Herausgekommen sei dabei, dass er und Carroll die extremistischen Teile der 2009 gegründete Partei nicht länger kontrollieren könnten. Die EDL ist in Großbritannien berüchtigt für gewalttätige Proteste ihrer betrunkenen Anhänger, auch Robinson wurde im Zuge dessen bereits mehrmals festgenommen. Damit soll nun aber Schluss sein, gibt sich der 30-Jährige geläutert.

Besonders die Reaktion anderer Eltern an der Schule seiner Kinder habe ihn zum Nachdenken angeregt, so Robinson: "Wenn irgendein Idiot sein Shirt hochhebt und ein Bild von einer Moschee darunter hat, auf dem 'Bumm' steht, ist das in allen Zeitungen des Landes. Wenn ich meine Kinder von der Schule abhole, sehen mich die Eltern an - sie verurteilen mich dafür."

"Demokratische Revolution" dank Thinktank
Nun wolle er die "islamistische Ideologie" statt mit Gewalt mit "besseren, demokratischen Ideen" bekämpfen. Er lege Wert auf die Feststellung, nicht gegen Muslime, sondern gegen islamistische Ideologie aufzutreten, so Robinson. Bei dieser "Revolution" hoffe er auf Mithilfe der Muslime.

Seine Ideen will er nun friedlich über die Mitarbeit am Thinktank Quilliam verbreiten, der vom Muslimen Maajid Nawaz gegründet wurde. Auch dieser hat eine extremistische Vergangenheit: Er hatte zuvor der in Großbritannien aktiven islamistischen Hassgruppe Hizb ut-Tahrir angehört. Nawaz zeigte sich höchst erfreut über den Sinneswandel der beiden EDL-Chefs.

Skeptischer zeigte sich da Nick Lowles von der Kampagne "Hope Not Hate". Es reiche nicht, eine Partei zu verlassen oder eine neue zu gründen, um echte Demokraten davon zu überzeugen, dass sich die Ex-EDL-Chefs tatsächlich geändert haben. Man habe diesbezüglich aber Hoffnung. Die wollen sich allerdings auch die überraschten Anhänger der EDL nicht nehmen lassen: Ein Sprecher verkündete, trotz des Abgangs der Gründer werde die Partei "nicht sterben".

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