Von Polizei getötet

US-Amokfahrerin war depressiv – und unbewaffnet

Ausland
04.10.2013 19:01
Am Tag nach der tödlichen Verfolgungsjagd im Regierungsviertel von Washington hat das Rätselraten um die Beweggründe der Amokfahrerin ein Ende: Weder Hass auf die Regierung, noch Unmut über die seit Tagen andauernde politische Blockade dürften Auslöser der Wahnsinnsfahrt von Miriam Carey (kl. Bild) gewesen sein. Die 34-Jährige, die den dramatischen Zwischenfall am Ende mit ihrem Leben bezahlte, litt seit der Geburt ihrer Tochter an einer psychischen Störung. Indes wird Kritik an der Polizei laut - die Erschossene war unbewaffnet.

Die Zahnarzthelferin aus dem Bundesstaat Connecticut litt seit der Geburt ihrer Tochter - das Mädchen saß bei der Amokfahrt am Rücksitz des Wagens - im August des Vorjahres an einer postpartalen Depression, auch Wochenbettdepression genannt. "Sie war krank und auch im Spital", erklärte Careys Mutter Idella gegenüber dem Nachrichtensender ABC-News.

Ihr Freund habe sich einem CNN-Bericht zufolge vergangenen Dezember bei der Polizei gemeldet, weil er sich um die Sicherheit des gemeinsamen Kindes sorgte. In Careys Wohnung seien Antidepressiva und Medikamente zur Behandlung von Schizophrenie und einer bipolaren Störung gefunden worden, meldete der Nachrichtensender.

Mutter: "Niemand ahnte Wahnsinnstat"
"In letzter Zeit schien es ihr aber besser zu gehen. Niemand ahnte, dass sie mit der kleinen Erica im Wagen eine solche Wahnsinnstat verüben könnte", so die Mutter. Über Politik habe die Tochter demnach nie gesprochen, was auch der langjährige Chef der 34-Jährigen, Steven Oken, gegenüber dem Nachrichtensender bestätigte. Sie sei eine völlig "unpolitische" Person gewesen, so der Zahnarzt, der Carey als "immer glücklich" beschrieb.

Und doch fuhr die psychisch kranke Frau am Donnerstag rund fünfeinhalb Stunden mit dem Auto in die Hauptstadt. Mitten im Zentrum der politischen Macht des Landes, am Weißen Haus, durchbrach sie mit ihrem Fahrzeug eine Absperrung. Bei der anschließenden wilden Verfolgungsjagd, an der rund 30 Polizeiautos beteiligt waren, wurde sie letztlich beim Kapitol erschossen.

Frau war unbewaffnet: Todesschüsse ein "ungeheurer Fehler"?
Ihre Tochter Erica überstand das Drama wie durch ein Wunder unverletzt. Polizisten brachten das ein Jahr alte Kind in ein Krankenhaus, sagte der Chef der für das Kapitol zuständigen Polizei, Kim Dine. Zwei Sicherheitsbeamte wurden bei Careys Amokfahrt verletzt, mehrere Polizeiautos teils schwer beschädigt. Waffe wurde im Auto der 34-Jährigen allerdings keine gefunden. Sie gab offenbar keine Schüsse ab, berichtete die "Washington Post" - geschossen hätten demnach nur die Beamten.

Eine interne Untersuchung soll nun klären, warum die Fahrt für die Frau tödlich endete, berichtete der Fernsehsender CBS. Der Todesschütze müsse öffentlich genannt und so für seinen "ungeheuerlichen Fehler" gerügt werden, nicht möglichst wenig Gewalt angewandt zu haben, hieß es indes im Magazin "Forbes". Die einjährige Tochter, die unversehrt aus dem schwarzen Auto geholt wurde, beginne ihr Leben nun als Waise.

Auch im Internet diskutierten die Menschen darüber, ob die tödlichen Schüsse wirklich notwendig waren. "Sie hätten in die Reifen schießen können, sie hatte ganz eindeutig Angst. Ich hasse die Polizei", schrieb eine Frau. "Agenten müssen bereitstehen und auf Terroristen und Serienmörder reagieren", schrieb eine andere - doch der Tod der Mutter sei unnötig gewesen, ist auch sie überzeugt.

Zweiter blutiger Zwischenfall binnen weniger Wochen
Für die US-Hauptstadt ist es der zweite blutige Zwischenfall binnen weniger Wochen. Erst Mitte September war Washington Schauplatz einer Bluttat geworden. Ein - wie sich später herausstellen sollte - psychisch gestörter Mann, der 34-jährige Aaron Alexis, hatte in einem Kommandozentrum der Marine das Feuer eröffnet und zwölf Menschen getötet (siehe Story in der Infobox). Er wurde dann selbst von Sicherheitskräften erschossen.

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