Hohe Energiepreise

Haushalte zahlen rund 170 Millionen Euro zu viel

Wirtschaft
03.10.2013 18:00
Würden alle österreichischen Haushalte von den etablierten Landesversorgern zum jeweils günstigsten Anbieter wechseln, würden sie sich 170 bis 190 Millionen Euro im Jahr bei Strom und Gas ersparen. Pro Haushalt wären das im Schnitt 40 Euro pro Jahr, rechnete E-Control-Vorstand Walter Boltz am Donnerstag vor. Laut der Aufsichtsbehörde seien die Gewinne der Branche derzeit ohnehin zu hoch.

Nach Modellrechnungen kommt die E-Control zum Schluss, dass sich die Bruttomargen der Landesversorger in den letzten Jahren auf bis zu 48 Prozent bei Strom und 25 Prozent bei Gas verdoppelt hätten. Hauptgrund: Die drastisch gesunkenen EU-Marktpreise wurden nur an große Firmen, aber nicht an normale Privatkunden weitergegeben.

Boltz: "Es gibt keinen Kunden, der nicht einsparen könnte"
Dass Verbund (um ca. zehn Prozent), Salzburg AG, Wien, NÖ und Burgenland (knapp vier Prozent) derzeit ihre Stromtarife etwas senken, sei zu wenig, mahnte E-Control-Chef Boltz bei der Präsentation des jüngsten Marktberichts zu Strom und Gas. Konsumenten sollten daher unbedingt die Preise vergleichen und zu einem billigeren Anbieter wechseln. Boltz: "Es gibt eigentlich keinen Kunden, der dadurch nicht beachtliche Beträge einsparen könnte." Je nach Bundesland und Verbrauch sind rund 180 Euro (Tirol) bis über 400 Euro (OÖ) im Jahr drin (siehe Grafik).

Die E-Control unterstützt daher auch die laufende Aktion des Vereins für Konsumenteninformation, wo sich Private zusammentun und gemeinsam günstigere Tarife bekommen sollen. Derzeit stehe die Aktion, die als künftiger neuer "Großkunde" auf entsprechende Preisnachlässe hofft, bereits bei etwa 30.000 Interessenten. Anmeldungen sind im Internet möglich.

E-Wirtschaft weist Vorwurf zurück
Die heimische E-Wirtschaft wies den Vorwurf zu hoher Strompreise zurück. Diese seien fair und marktkonform und lägen im Mittelfeld vergleichbarer Länder. Den Vorwurf überhöhter Margen habe man seitens der E-Control schon öfter gehört, einen konkreten Beweis sei der Regulator aber bisher schuldig geblieben, erklärte die Generalsekretärin des Branchenverbandes Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, in einer Aussendung.

Bei der E-Control gab man diesbezüglich allerdings zu bedenken, dass man etwaige Marktmacht-Missbräuche nach eigener Einschätzung erst 2014 - drei Jahre später als geplant - detailliert feststellen könne. Ein erster Versuch der Aufsichtsbehörde, an die internen Kalkulationen bzw. die Einstandspreise der Energieversorger heranzukommen, war an Einsprüchen der Unternehmen gescheitert - obwohl dem Regulator, wie Boltz betont, diese Kompetenz laut EU-Verordnung zustehe.

E-Control: "Unterschätzen eher, als dass wir überschätzen"
Erst für die nächsten Monate erwartet man dazu eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs, dann werde es noch drei, vier Monate dauern, bis die heimischen Versorger erneut befragt werden können, so Boltz. Derzeit beruhen die Margen-Berechnungen der E-Control lediglich auf Modell-Szenarien zu den Beschaffungsstrategien. "Dabei unterschätzen wir aber eher die Einkaufskosten, als dass wir sie überschätzen", sagte Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der E-Control.

Weiteres interessantes Detail: Im Erdgas-Bereich funktioniert der Wettbewerb in Österreich nach Einschätzung der E-Control besser als bei Strom, dennoch sieht man auch hier noch Potenzial für Preissenkungen. Bewegung in den Markt ist vor allem durch neue ausländische Gasanbieter gekommen - das sei eine gute Entwicklung, die sich auch in höheren Anbieter-Wechselraten als bei Strom äußere, so Boltz. "Die Gasversorger treten am Markt aggressiver auf als die Stromversorger."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele