Hubraum statt Turbo

Mazda3: Verdichterkönig mit Sportler als Vorbild

Motor
04.10.2013 08:00
Mit den Modellen CX-5 und 6 hat Mazda begonnen, das gesamte Portfolio in die technische wie designmäßige Neuzeit zu beamen – ab 25. Oktober tritt die Neukonstruktion der wichtigsten Baureihe auf den Plan, der neue Mazda3. Er macht manches anders als die zahlreiche kompakte Konkurrenz, wobei die Herren aus Hiroshima das nicht nur mit japanischen Schlagwörtern plakatieren, sondern den legendären Hochspringer Dick Fosbury als Urvater der frischen Gedanken ausrufen.
(Bild: kmm)

Entgegen dem alten Sprichwort wird Hubraum derzeit allüberall durch Aufladung ersetzt – außer bei Mazda. Rightsizing statt Downsizing nennen sie das in Hiroshima. Dadurch sollen günstige Verbrauchswerte nicht nur am Prüfstand, sondern auch im Alltag möglich werden.

Wir wollen nicht von Big Blocks sprechen, aber zwei Liter sind als Standardhubraum in Zeiten der Minibrennräume schon ungewöhnlich. 120 oder 165 PS schöpft der Vierzylinder daraus und bleibt dank der mit 14:1 rekordmäßig hohen Verdichtung dennoch sparsam: 5,1 bzw. 5,8 Liter weist das Datenblatt aus (als Einstiegsmodell fungiert ein 1,5-Liter mit 100 PS und 5,1 Liter Verbrauch).

Bei Testfahrten zwischen der spanischen Costa del Garraf und dem Montserrat fühlte sich der Topbenziner anfangs ein wenig zäh an, weil nicht sofort der gewohnte Turbowumms kommt, sondern die Drehfreude des Motors ausgenutzt werden will. Klar, das maximale Drehmoment von 210 Nm liegt bei beiden Zweiliterversionen ja erst bei 4.000/min. an. Doch ein Sprintwert von 8,2 Sekunden auf 100 (8,8 s beim 120-PS-Motor) zeigt, dass eigentlich genug Schub vorhanden ist, um den rund 1.200 kg leichten Kompakten flott zu beschleunigen.

Mein persönlicher Liebling ist trotzdem der einzige Dieselmotor (2,2 Liter, mit Turbolader) im Programm. Er kommt sofort kräftig zur Sache, ohne dass ihm obenraus die Luft ausgeht, ist gut gedämmt und bewährt sich damit als souveränste Motorisierung (150 PS, 380 Nm bei 1.800/min.). Zudem ist er mit 3,9 l/100 km Normverbrauch auch noch besonders sparsam und hängt den Benziner sogar beim Sprint ab.

Hält, was die dynamische Optik verspricht
Unter den Fischen im Karpfenteich ist der Mazda3 optisch sicher einer der Hechte. Leicht geduckt, gestreckt, mit fließenden Linien sieht der Japaner ganz und gar nicht nach Fahrer mit Hut aus. Und so fährt er sich auch: Straff und präzise das Fahrwerk, dabei nicht unkomfortabel, die gefühlsechte Lenkung zielgenau und mit gutem Feedback von der Fahrbahn. Passend dazu das knackig zu schaltende Sechsganggetriebe (auch eine Sechsgangautomatik ist verfügbar). Der Frontantrieb kommt mit dem Gebotenen gut klar, das ESP bekommt auch bei forcierter Fahrweise wenig zu tun und greift, wenn, dann sanft ein.

Diese in jeder Hinsicht dynamischen Qualitäten mögen darüber hinwegtrösten, dass der 3er trotz 4,47 Meter kein Raumwunder ist. Vorne ist es zwar unbeengt, doch auf der Rückbank herrscht keine Großzügigkeit. Der Kofferraum fasst immerhin 364 Liter unter der Hutablage (und damit 14 mehr als der Golf) bzw. 1.263 Liter mit umgeklappten Rücksitzlehnen auf einer fast ebenen Ladefläche. Jedoch bieten deutlich kürzere Konkurrenten deutlich mehr – allerdings dann nicht so ein dynamisch gestrecktes Design.

Mazdas Hightech-Offensive
In Hiroshima hat man verstanden, dass ein Kompaktauto, das ganz vorne mitfahren soll, mehr können muss als schön sein und gut fahren. So haben sie dem Mazda3 ein Multimediasystem samt 7"-Farbmonitor, Smartphone-Anbindung und Apps verpasst. Bedient wird es während der Fahrt per Dreh-Drück-Steller, ähnlich wie bei BMW, im Stand wahlweise auch per Touchscreen. Eine intelligente Lösung, weil das Herumtippen auf einem Touchscreen während der Fahrt mehr ablenkt als notwendig. Ja nach Ausstattungsniveau (es gibt deren fünf) ist sogar ein Head-up-Display (mit kleiner Extra-Scheibe) an Bord. Das Navigationssystem kostet nur 500 Euro Aufpreis, Kartenupdates sind in den ersten drei Jahren inklusive.

Auch bei den Fahrassistenzsystemen ist Mazda vielen Konkurrenten voraus: City-Notbremsassistent, Radartempomat, Totwinkelcheck und Lichtassistent finden sich in den Ausstattungspaketen. Nur den Spurhalteassistenten hätten sie sich sparen können, denn der warnt nicht durch Vibration, sondern optisch oder per aufschreckendem Sound ins Ohr.

Ab 16.990 Euro steht der Mazda3 (nur Hatchback) mit 100-PS-Benziner in der Liste. Serienmäßig dabei sind schon Goodies wie Berganfahrassistent, Klimaanlage, Reifendruckkontrolle usw. Ab "Challenge" um 19.790 Euro ist dann ohne Aufpreis auch die Limousine zu haben, und es wird auch ausstattungsmäßig richtig interessant. Wer sich wirklich was gönnen will nimmt den vollausgestatteten Diesel um 29.900 plus Navi um 500 und hat dann wirklich alles, was er brauchen könnte.

Flop oder Hit
Dick Fosbury erlangte 1968 weltweite Berühmtheit, weil in Mexiko er Olympiagold im Hochsprung holte und dabei völlig anders sprang, als alle anderen. Sein Sprungstil ist mehr oder weniger noch heute State of the Art und ging als "Fosbury Flop" in die Geschichte ein. Nun diente er den Mazda-Leuten als Vorbild, die völlig gegen den Trend auf Hubraum statt Aufladung setzen. Mit diesen Preisen und diesen Qualitäten haben sie allerdings wohl keinen Flop kreiert – sondern eher einen Hit.

Warum?

Kontrapunkt zum Downsizing der Konkurrenz – wer Hubraum einem Turbo vorzieht, ist hier richtig

Warum nicht?

Im Verhältnis zum gebotenen Platz recht lang

Oder vielleicht…

… Alfa Giulietta, BMW 1er, Honda Civic etc.

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(Bild: kmm)



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