Ermittlungen laufen
Griechischer Nazi-Anführer bleibt weiter in U-Haft
Michaloliakos wurde seit Mittwochnachmittag stundenlang von einem Haftrichter verhört. Bei seiner Ankunft am Gerichtsgebäude erwarteten ihn dort etwa 100 rechtsradikale Unterstützer, die griechische Flaggen schwenkten. "Blut, Ehre, Goldene Morgenröte", skandierten sie. Als Michaloliakos in das Gebäude eintrat, applaudierten sie.
Weiterer Abgeordneter in U-Haft
Zuvor wurden am Mittwoch nach 14-stündiger Anhörung vier Parteimitglieder der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Der Abgeordnete Giannis Lagos wurde ebenso wie Michaloliakos in Untersuchungshaft genommen. Seine drei Kollegen, darunter Parteisprecher Ilias Kasidiaris, kamen gegen Auflagen vorläufig frei und dürfen das Land nicht verlassen.
Kasidiaris, der verdächtigt wird, für die paramilitärische Ausbildung von Parteimitgliedern verantwortlich zu sein, musste eine Kaution von 50.000 Euro hinterlegen. Beim Verlassen des Gerichtsgebäudes gaben sich die drei Freigelassenen siegesgewiss und beschimpften anwesende Reporter. Einer von ihnen sagte: "Die Anklage wird zusammenbrechen."
Insgesamt waren zuvor sechs der 18 Abgeordneten der rechtsextremen Partei festgenommen worden, darunter auch Michaloliakos' Stellvertreter Christos Pappas. Den Festnahmen vorausgegangen war die Ermordung eines linksgerichteten Rappers durch ein Parteimitglied in der Nacht zum 18. September. Die Gewalttat sorgte landesweit und international für Empörung. Seither gehen Politik und Justiz in Griechenland gegen die Partei und ihre Anhänger vor.
Ermittlungen auch im Kreis der Polizei
Indes wurde ein weiterer Polizist wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit den Neonazis festgenommen. Drei weitere Polizisten mussten sich bereits wegen Verbindungen zur Partei verantworten. Der frühere Polizeichef des Athener Stadtteils Agios Panteleimon soll unter anderem Parteimitglieder angeworben haben.
Der festgenommene Polizist muss sich wegen "Machtmissbrauchs", "Fälschung" und "Waffenhandels" verantworten. Agios Panteleimon gilt als eine der Hochburgen der Rechtsextremen in Athen, in der Vergangenheit gab es in dem Viertel regelrechte Hetzjagden auf Einwanderer.
Partei ortet "politischen Verschwörung"
Ein Treffen der Parlamentsfraktion der Partei ist für Donnerstag vorgesehen. Solange sie nicht rechtskräftig verurteilt sind, behalten die Abgeordneten ihr Mandat. Die Partei sieht sich als Opfer einer "politischen Verschwörung" und baut darauf ihre Verteidigungsstrategie auf.
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