Faszination Militär

Bestsellerautor Tom Clancy 66-jährig verstorben

Adabei
02.10.2013 17:55
Der US-Schriftsteller Tom Clancy ist tot. Der Bestseller-Autor verstarb im Alter von 66 Jahren in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Baltimore, wie US-Medien unter Berufung auf seine Verleger berichteten. Clancy war vor allem mit Polit-Thrillern wie "Jagd auf Roter Oktober" und "Die Stunde der Patrioten" bekannt geworden.

Die Brille war sein Schicksal. Deshalb wurde der Postbotensohn Tom Clancy nicht Kommandant eines Kampfpanzers oder U-Boots, sondern Versicherungsvertreter. Bis er sich "intellektuell unterfordert" fühlte und über die Welt schrieb, die ihn selbst faszinierte: das Militär. Die Bücher haben Clancy berühmt und auch reich gemacht - und ihm nicht zuletzt viele Türen geöffnet.

Keine Lust mehr auf Versicherungspolizzen
Mit Anfang 30 hatte Clancy keine Lust mehr auf Polizzen und tauchte in die Welt der Marine ab. Er verschlang Karten und Handbücher, sprach mit Experten und stellte Seeschlachten nach. Ja selbst in den ersten Videospielen übte er sich in Taktik. Das Ergebnis war ein Buch über einen Sowjet-Kapitän, der mit seinem Atom-U-Boot zu den Amerikanern überläuft: "Jagd auf Roter Oktober". Das Buch verkaufte sich blendend, Millionen sahen die Verfilmung mit Sean Connery und Alec Baldwin. In den letzten Zügen des Kalten Krieges erzählte Clancy den Konflikt glaubwürdig, fast unblutig und vor allem spannend.

Selbst Marineexperten waren erstaunt, woher der Versicherungsagent sein Wissen hatte. Einfache Antwort Clancys: harte Arbeit. "Die Informationen sind ja alle da, wenn man nach ihnen sucht. Und das geheime Zeug bekommt man ganz einfach, wenn man das nicht geheime nimmt und einfach die Punkte verbindet."

Schreiben als Flucht vor langweiliger Realität
Für Clancy war es eine Flucht aus der langweiligen Realität in eine Welt, die er für viel spannender hielt: "Ich mag Schreiben", sagte er schon 1986 in einem Fernsehinterview. "Ich hatte noch nie so viel Spaß. Man kann seine eigene kleine Welt bauen, wie als Kind mit der Eisenbahn. Aber statt Eisenbahnen habe ich Panzer und Schiffe und Flugzeuge und all dieses Zeug." Er könne alles so arrangieren, wie er wolle. "Und wenn ich es nicht mag, fange ich einfach von vorn an."

Die Leser mochten, was der Amerikaner da schrieb. Er ließ hohe Sowjetoffiziere für die Amerikaner spionieren, schmuggelte Atombomben in die USA und ließ seinen Star, CIA-Agent Jack Ryan (neben Alec Baldwin verkörperten Harrison Ford, Ben Affleck und demnächst Chris Pine den Agenten auf der Leinwand), den britischen Thronfolger retten, eine Verschwörung um Drogenkartelle aufdecken und ihn sogar zum Präsidenten aufsteigen. Etwas abseits steht "Im Sturm" - Clancys Simulation, wie wohl ein Dritter Weltkrieg zwischen Nato und Ostblock ausgesehen hätte.

Natürlich gewannen die Guten, wie immer bei Ryan. Genau das werfen ihm seine Kritiker auch vor, dass letztlich die Handlung immer etwas vorhersehbar ist und zu guter Letzt CIA oder Marines oder Weißes Haus - oder wer auch immer mit den Stars and Stripes herumfuchtelt - gewinnt. "Clancy hat eine ziemlich einfache Sicht auf die Welt", sagte zum Beispiel der britische Komiker Bill Bailey: "Gut gegen Böse. Das Böse scheint die Oberhand zu gewinnen, aber letztlich gewinnt das Gute, weil es die besseren Sturmgewehre hat."

Beste Kontakte zu Streitkräften und Geheimdiensten
Zu Streitkräften und Geheimdiensten hatte Clancy durch seine Romane die besten Kontakte. Angeblich so gut, dass die Dienste dem Autor schon mal vertrauliche Informationen zukommen ließen. "Es gibt Dinge, die ich weiß, die ich niemals in einem Buch veröffentlichen könnte", sagte er. "Und die erschreckendsten Dinge sind nicht einmal geheim, es liest nur keiner." Dabei war Clancy nicht selten Prophet: In seinem Buch "Ehrenschuld" - sieben Jahre vor dem 11. September 2001 erschienen - lässt ein, allerdings japanischer, Terrorist eine Boeing in das Capitol in Washington stürzen, Hunderte sterben.

Die Handlung sei einfach auf der Hand gelegen, sagte Clancy. "Aber wenn mein Kram plötzlich Realität wird, ist das schon ein bisschen gruselig." Dabei gebe es zwischen Realität und der Fiktion eines Romanautors einen großen Unterschied: "Die Fiktion muss Sinn ergeben."

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(Bild: kmm)



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